Dass Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Stiftung Preußischer Kulturbesitz umbenennen will, wirft zunächst die Frage auf, für welche Kultur die Ministerin plädiert. Sie will eine selbstgestrickte Gegenwartskultur, die die Vergangenheit auslöscht – das Lieblingsprojekt der Grünen. Doch wäre die neue Identität, um die gerungen wird, nur eine beliebig wieder umstürzbare, die keine historische Grundlage hat. Aber geht es um historische Grundlagen? Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat die Umbenennungspläne, denen bereits das „Bismarck-Zimmer“ im Außenministerium zum Opfer fiel, als „Versuch, sich von geschichtlichen Lasten zu befreien“ bezeichnet. Dabei heißt doch der gesellschaftliche Erziehungsauftrag, der in Schulen und Medien praktiziert wird, nicht in einer Kultur des Vergessens leben zu wollen.
Mit grünen Phantasien in die Zukunft
Nach Claudia Roth bringt der Name der „preußischen Kulturstiftung“ nicht „die Weltläufigkeit der Kulturgüter zum Ausdruck“, man brauche einen „zukunftsgewandten Namen“ – in die Zukunft lassen sich noch grüne Phantasien hineininterpretieren. Dabei sollte sich die Kulturstaatsministerin lieber mit der Gegenwart beschäftigen. Andreas Mattfeld (CDU) , mit Georg Friedrich Prinz von Preußen geschäftsführender Gesellschafter der Königlich preußischen Biermanufaktur, meint gegenüber „Bild“, es sei „leicht zu durchschauen, dass die jetzt von ihr geführte Namensdiskussion nur von den wirklichen massiven Problemen der Stiftung ablenken soll und wirkliche Umstrukturierungen so nicht angegangen werden müssen“.
Die Finanzreform der Stiftung ist von Roth noch nicht begonnen worden, war aber schon bei der Vorgängerin Grütters ein Thema. Bei der Finanzreform kommt es auf ein neues Zusammenspiel von Bund und Ländern an, was in einem neuen Bundesgesetz möglich wäre. Die Namensänderung bringt hierbei gar nichts
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