„Familien unterstützen, damit sie verstärkt als soziale Einheit wahrgenommen werden“ – das war im Juni 1953 die Motivation für den damaligen Bischofskoadjutor von Sankt Pölten, den späteren Kardinal Franz König, zur Gründung des Katholischen Familienverbands. Schon damals trat König zukunftsorientiert nicht nur für eine finanzielle Unterstützung von Familien, sondern auch für ein familienfreundliches Klima und einen kindgerechten Lebensraum ein. Mit einem Festakt im Österreichischen Parlament in Anwesenheit von rund zweihundert Wegbegleitern feierte der Katholische Familienverband Österreich nun seinen siebzigsten Geburtstag.
In Vertretung von Familienministerin Susanne Raab betonte Bernadett Humer, Leiterin der Sektion Familie und Jugend im Bundeskanzleramt, dass Familien das Herzstück der Gesellschaft und die erste und wichtigste Gemeinschaft im Leben der Menschen seien. Die Familienpolitik sei in den vergangenen Jahren stark in den Fokus gerückt und man habe gerade in Zeiten der Pandemie und Inflation entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen. Der Katholische Familienverband Österreich sei dabei ein wichtiger Impulsgeber und Gesprächspartner gewesen. Der Präsident des katholischen Familienverbandes, Alfred Trendl, unterstrich, dass es Auftrag und Leitspruch des Katholischen Familienverbandes sei, alle Familien in Österreich zu vertreten und für sie da zu sein. Ebenso trat er für die Wahlfreiheit für Eltern ein, wann und in welchem Umfang sie ihre Kinder der außerhäuslichen Betreuung überlassen.
Startbox für das Leben
Neben den Eröffnungsworten standen Fachvorträge und interaktive Programmpunkte auf dem Programm. So sprach der Mediziner und Theologe Johannes Huber in seinem Festvortrag „Startbox für das Leben“ über die Bedeutung der Familie als eine der schönsten Erfindungen der Natur. Er wies auf die wichtige Prägungsphase von Kindern im Mutterleib hin und betonte, dass dort auch die seelische Stabilität eines Menschen gebildet wird. „Nur wenn Kinder in der Familie Liebe erfahren, können sie diese später als ,Erbgut‘ auch weitergeben.“ Und: „Die Zuneigung der Eltern gibt Kindern den lebenslangen biologischen Kitt und eine positive Konditionierung bis ins hohe Alter.“ Dies sei, so Huber, das beste naturwissenschaftlich beweisbare Argument für die Institution Familie. Anschließend erörterte die Leiterin des Forschungszentrums Familienpolitik und Professorin an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe Irene Gerlach die Schwerpunkte der Familienpolitik im Wandel der Zeit, reflektierte deren Ziele und Instrumente.
Den Abschluss der Festveranstaltung bildete ein Segensgebet von Familienbischof Hermann Glettler. Für ihn sind Familien „unverzichtbare Lernorte der Hoffnung in nervöser Zeit“. Sie seien für unsere Gesellschaft „ein Segen, weil sie das Zusammenleben in Vielfalt täglich trainieren“. Familien seien Orte, an denen sich das Leben in seiner ganzen Vielfalt und auch Zerbrechlichkeit spiegelt und somit wichtige Orte sozialen Lernens. „Pluralitätsfitness lernt man in der Familie. Kinder, Eltern und Großeltern sind gemeinsam Lernende – gerade in Zeiten galoppierender Kulturbrüche und Veränderungen“, so der Innsbrucker Oberhirte.
Kompetenz und Beharrlichkeit
Bischof Klaus Küng ging in seiner Predigt anlässlich der Messfeier im Stephansdom auf die Wichtigkeit der Arbeit des katholischen Familienverbandes ein. „In meiner Zeit als Familienbischof habe ich oft aufrichtig bewundert, mit welcher Kompetenz und Beharrlichkeit, auch Effizienz, der Familienverband in der Politik die Forderungen zugunsten der Familie vorgetragen und oft auch durchgesetzt hat.“ Der emeritierte Diözesanbischof forderte ein Umdenken hin zu einer Familienpolitik, die Familien mit der Bereitschaft zu mehr Kindern eindeutig fördert. Auch der radikale Genderismus, der insbesondere der Jugend zur Gefahr werden und zur Verbreitung von hormonellen und chirurgischen Eingriffen schon im jugendlichen Alter mit meist irreparablen Folgen führen kann, bereitet den ehemaligen österreichischen Familienbischof große Sorgen. „Bei allem Respekt vor Menschen, die die Suche nach ihrer Identität als Leiden empfinden, und vor Andersdenkenden halte ich es für notwendig, Stellung zu beziehen und die Freiheit des Einzelnen, auch die der Eltern in ihrer Fürsorgepflicht den eigenen Kindern gegenüber zu verteidigen.“
Glaube ist heute nicht mehr selbstverständlich
Wie Küng weiter ausführte, sei ihm bewusst, dass der Glaube heute nicht mehr selbstverständlich zum Leben gehöre. Persönlich sei er aber zutiefst davon überzeugt, dass der Glaube an Christus eine große Chance darstelle. „Der Glaube hilft, den Schwierigkeiten des Alltags zu begegnen und gerade auch in Ehe und Familie immer wieder einen Weg zu finden, vor allem aber weitet er den Blick zu Gott hin und vermittelt eine Hilfe, die von Gott kommt“, so Bischof Küng zum Abschluss seiner Predigt.
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