Eine Menge Leute regen sich auf, dass sie in der Kirche immer wieder aufgefordert werden, zu Inhalten „Ja“ zu sagen, über die sie nie genau nachgedacht haben. Glaubst Du an Gott? Wer kann das schon so genau sagen? ... Vielleicht, in guten Momenten oder wenn?s mir ganz dreckig geht. Widersagst du dem Satan? Uff! ... Seid ihr bereit, die Kinder, die euch Gott schenken will, im Glauben zu erziehen? Man sagt dann ja und Amen, möchte ja kein Spielverderber sein. Der Pfarrer fragt schon nicht genauer nach. Anders hat es Jesus gemacht.
Das 6. Kapitel im Johannesevangelium ist hard stuff. Stellt sich ein bis dato nicht weiter hervorgetretener Bauhandwerker aus Nazareth hin: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ (Joh 6,35). Nicht nur die Pharisäer sind außer sich - auch die Freunde stehen ratlos da. Musste das sein: „Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?“ (Joh 6,60) Einige gehen, desillusioniert. Jesus konfrontiert die anderen, die bleiben: „Wollt auch ihr gehen?“ Es ist dieser Moment, in dem Petrus sagt: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ (Joh 6,68).
Wenn die Zuhörer Amen sagen, heißt es so viel wie: Genau!
Einigen wird Petrus aus dem Herzen gesprochen haben. Sie werden „Amen“ gerufen haben. 152 mal kommt dieses Wort allein im Neuen Testament vor. Es ist eine Bekräftigungsformel. Jesus benutzt sie, wenn er etwas ganz Wichtiges mitzuteilen hat: „Amen, Amen, ich sage euch: Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht schauen!“ Wenn die Zuhörer Amen sagen, heißt es so viel wie: Genau! Hundertprozent richtig! Prima! Ganz meine Meinung! Seit den Zeiten Jesu ist das „Amen“ inflationär gesprochen worden. Praktisch kein Gebet endet, ohne dass alle sagen „Amen!“
Wie oft ist das wohl mit halbem Herzen und leerem Kopf dahingesagt worden? Wir haben allen Grund, aus dieser Leerformel wieder einen Akt der Hingabe zu machen: Ja, Herr, ich glaube dir. Amen! Ja, Herr, du hast Worte des ewigen Lebens. Amen.
Katholische Christen hören auf Jesus und die Kirche
Dass Jesus Hören und Gehorsam einfordert, mag noch hingehen. Ein katholischer Christ hört aber nicht nur auf Jesus - er hört auch auf die Kirche, die ihm Jesus in Wort und Sakrament nahebringt. Jesus selbst hat seine Autorität auf die Kirche übertragen, die im Heiligen Geist lehren, verkündigen und das Amen einfordern soll: „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat.“ (Lk 10,16). Das Lied „Fest soll mein Taufbund immer stehen, ich will die Kirche hören ...“ versteckt man heute gerne, obwohl es theologisch die Sache exakt auf den Punkt bringt. Aber die Wahrheit ist nun einmal konkret - und wenn ein katholischer Christ heute sagt: „Auf Jesus höre ich gerne, aber die Kirche kann mir mit ihren Lehren gestohlen bleiben“, so nimmt er auch Jesus nicht ernst.
Lebe so, dass du morgen als Märtyrer sterben kannst.
Seliger Charles de Foucauld (1858–1916)
Freilich lebt die Kirche weniger vom harten Gehorsam als von einer viel intimeren Zustimmung zu Gott, der Zustimmung einer jungen Frau. Früher sagte man mit raunender Bewunderung: „Sie sprach ihr Fiat“. Die Leute mussten nicht befürchten, dass jemand an eine italienische Automarke gleichen Namens denken würde.
Sie kannten alle die Geschichte des vielleicht 15 oder 16 Jahre alten Mädchens aus Nazareth, das Besuch von einem göttlichen Engel bekam, der einen ganz unmöglichen Antrag überbrachte. Die junge Frau sollte Mutter eines göttlichen Kindes werden, dazu ganz ohne Mithilfe eines Mannes. Wir sprechen von Maria und der Glaubenstatsache, dass Gott nur zur Welt kommen konnte, weil es da dieses Amen, diese Zustimmung, dieses Okay der Maria gab. Das Wort Fiat ist lateinisch und bedeutet: „So soll es geschehen!“ Durch das Amen wird aus einem unbestimmten Für-wahr-halten Hingabe. Hingabe, die antwortet auf die Hingabe Jesu, der selbst „Ja“ sagte zum Gang ans Kreuz.
Christ ist, der ein Zeuge Jesu ist
Maria bildet gewissermaßen das Urmuster des Glaubens. Sie gibt Gott Raum in sich, bringt Gott zur Welt. In ihrem eigenen Fleisch nimmt Gott von Gott, der wahre Gott vom wahren Gott Fleisch an. Und sie bezeugt und besingt: „Der Mächtige hat Großes an mir getan.“ Maria ist die erste Zeugin Jesu. Fortan ist der ein Christ, der ein Zeuge Jesu ist. Das griechische Wort für Zeugnis heißt Martyria. Der Zeuge ist also der „Märtyrer“. Ein Mensch, der für Jesus und die Wahrheit des Evangeliums notfalls in den Tod geht.
Im Februar 2015 veröffentlichte der IS ein Propagandavideo. IS-Schergen hatten eine Gruppe von Christen an einen Strand in Libyen verschleppt, um ihnen dort vor laufender Kamera die Kehle durchzuschneiden. Mit dem Video wollte man „eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes“ verbreiten.
Auf dem Video hört man deutlich zwei Worte: „Jarap Jesoa“ - Herr Jesus!
Amen. Wie toll!
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