Frau Weiß, mit Ihrem Youcatprojekt in Lourdes machen Sie die Kraft eines geistlichen Hotspots für die Neuevangelisierung nutzbar. Welche Erfahrungen haben Sie bislang gemacht?
Von Mitte Juni bis Mitte September waren wir mit sechs Youcat-missionaries aus dem Libanon, Kolumbien, Deutschland, Österreich, Polen und Australien im größten Marienheiligtum Europas. Und es war genial. Auf Einladung der Verantwortlichen in Lourdes testeten, erprobten und evaluierten wir, wie man vor Ort junge Leute für den Glauben ansprechen konnte. Ganz viele kommen da hin, aus unterschiedlichsten Motiven. Ich durfte das internationale Team leiten und blicke mit Freude auf eine faszinierende Zeit zurück; und ich freue mich auf das kommende, zweite Projekt in diesem Sommer. Übrigens hatte der Papst dazu den Anstoß gegeben; er wollte, dass die großen Wallfahrtsorte zu Zentren der Neuevangelisierung werden. In Lourdes sagte uns ein Priester: „Ihr habt eine neue Farbe nach Lourdes gebracht!“.
Welche Angebote wird es 2022 geben?
Auch 2022 wird es wieder ein junges internationales Team von Youcat-missionaries geben - – sogar aus Indien kommt eine junge Frau. Vom 6. Juli - 6. September bieten wir ein mehrsprachiges Programm an – und organisieren coole Treffpunkte in Lourdes. Man kann an Workshops teilnehmen; man kann auch einfach bei uns, in den Youcat-Räumen vorbeischauen. Das Workshop-Angebot ist erst einmal auf junge Leute, auch auf und junge Familien, ausgerichtet. Aber wir freuen uns ebenfalls auf alle anderen Pilger, die neugierig sind, wie man die Botschaft von Lourdes mit Hilfe von Youcat tiefer verstehen kann. Wer teilzunehmen möchte bzw. eine Pilgergruppe anmelden möchte, kann sich gerne an mich wenden: claudia.weiss@youcat.org.

"Es ist Teil einer neuen Kirche,
in der alle nach Wegen suchen,
wie man die nächste Generation für Jesus gewinnt."
Wird Youcat ähnliche Projekte in anderen Wallfahrtsorten starten?
Was wir in Lourdes tun, ist ein Pionierprojekt, etwas ganz Neues. Und es ist Teil einer neuen Kirche, in der alle nach Wegen suchen, wie man die nächste Generation für Jesus gewinnt. Wenn das, was wir erprobt haben, weiterhin so gut angenommen wird wie in 2019, wird es wohl auch andere Wallfahrtsorte interessieren. Wir verstärken die spezifische Botschaft eins Ortes wie Lourdes, machen sie attraktiv für junge Pilger. Die großen Wallfahrtsorte sind übrigens weltweit vernetzt. Vor gut acht Tagen durfte ich an den sogenannten „Journées de Lourdes“ teilnehmen – an denen auch die Rektoren von Fatima, Aparecida und Guadalupe anwesend waren – und unsere Arbeit vorstellen.
Gibt es Pläne zur Regionalisierung der Idee?
Wer weiß? Ich finde es großartig, dass wir in Lourdes einen Anfang machen durften. Nun muss das Ganze reifen und sich auf der mittleren Distanz bewähren. Es gibt einen Spruch von Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger: „Ein guter Anfang braucht Begeisterung, ein gutes Ende jedoch Disziplin.“ Mit jedem neuen missionary, der sich mit Herz und Verstand in die Arbeit wirft, wird das Projekt reicher und besser.
Könnte man die Idee fruchtbar machen, indem man die Kraft, die von Heiligenreliquien ausgeht, als Anstoß nimmt, um in den Gemeinden eine konzentrierte Evangelisierung durchzuführen?
Reliquienverehrung darf niemals zum Fetisch werden. Aber in Lourdes kann man gut studieren, welche Kraft in Reliquien steckt, wenn man sie als Erinnerungszeichen an die vollkommene Hingabe nimmt, die uns in Heiligen begegnet. Letztes Jahr empfing die Deutschen Hospitalité eine Reliquie der heiligen Bernadette – das verstärkte den Sinn des Engagements: die erneuerte Beziehung zu Gott und seiner heilenden Gegenwart in dieser Zeit. Persönlich wünsche ich mir, dass wieder mehr deutsche Jugendgruppen von der Kraft des Ortes Lourdes angezogen werden und dass sich das Anliegen unseres Papstes, dass das Wallfahrten zu Heiligtümer auch eine pastorale Aufwertung erfährt, mehr und mehr realisieren lässt.
Das Programm ist abrufbar auf https://www.youcat.org/de/lourdes.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.