Tenzin Lahkpa ist nicht der wirkliche Name des Mönches, der in diesem Buch seinen ganz persönlichen Weg von Buddha zu Jesus beschreibt. Und auch der Name des C-Autors, Eugene Bach, ist ein Pseudonym. Dass dies so sein muss, hat gute Gründe. Denn die beiden Männer, die sich zusammengetan haben, um eine erstaunliche, erhellende und Hoffnung spendende Geschichte zu erzählen, leben als Christen in China im Untergrund. Dort ist es immer noch gefährlich, sich als Nachfolger Jesu zu erkennen zu geben. Dass Tenzin und Eugene dennoch unermüdlich Menschen dabei helfen, notwendige medizinische Behandlungen zu bekommen, Informationsschriften über den christlichen Glauben zu verbreiten und die Bibel ins Tibetische zu übersetzen, hat damit zu tun, dass sie durch ihre Begegnung mit Jesus Christus eine über dieses Leben hinausreichende Hoffnung geschenkt bekamen.
Er betete zu einem brutalen Affengott
Wie notwendig diese Hoffnung ist, wird deutlich, wenn man Tenzins Lebensgeschichte liest. Geboren in einem kleinen Dorf in Tibet, wird er als Kind von seinen Eltern in ein Kloster gebracht. Sie haben ihn ausgewählt, um dort für die Familie zu beten und ihr Ehre einzubringen. Denn die buddhistischen Mönche waren im Tibet der 1970er und 1980er Jahre sehr angesehen. Für Tenzin kam diese Entscheidung überraschend. Aber er fügte sich und lernte so viel wie nur möglich über die Lehre Buddhas, die sich in ihrer tibetischen Form sowohl mit dem hinduistischen Glauben als auch mit den religiösen Vorstellungen, die in Tibet vor der Verbreitung des Hinduismus gepflegt wurden, verbanden. Das bedeutete konkret, dass er zu einem brutalen Affengott betete und die größte Göttin ausgesprochen bösartige Züge trug. Und auch sonst hatte das Klosterleben seine Schattenseiten. Kindesmissbrauch war nicht unüblich und auch mit der Ehelosigkeit nahmen es manche Lamas nicht so genau.
Aber Tenzin hält durch. Dass die vielen buddhistischen Schriften, die unablässigen Gebete, das Singen der Mantras und das Fasten ihn der Erleuchtung nicht näherbrachten, schrieb er der Tatsache zu, dass sein Kloster nur wenig bedeutend war und es anderswo bessere Lehrer gab. Also ging er in ein anderes Kloster und wurde schließlich sogar Schüler des Dalai Lama.
Das erste Mal von Jesus gehört
In dieser Zeit hörte der junge Mann das erste Mal von Jesus. Es war ein Verwandter, der inzwischen in Amerika lebte, der ihm von seinem Glauben erzählte. Tenzin erschrak, denn er wusste, dass allein die Tatsache, dass er einem Christen zugehört hatte, im Kloster streng bestraft werden würde. Aber das, was sein Verwandter ausstrahlte, hatte ihn neugierig gemacht. Und das Denkverbot, unter dem das Christentum stand, erschien ihm auf einmal nicht nachvollziehbar. Mit gutem Grund. Denn ein beträchtlicher Teil des buddhistischen Klosterlebens besteht in Debatten. Warum, so dachte Tenzin, darf man über so vieles diskutieren nur über Jesus nicht?
Sein Lehrer, den er schließlich mit dieser Frage konfrontiert, gibt ihm eine bemerkenswerte Antwort. Jesus, so sagt er, ist gefährlich, weil er das Licht ist und weil er eine größere Macht hat als alle anderen Götter. Der Lehrer vergleicht ihn deshalb mit einem bösen Dämon, vor dem er seine Schüler immer besonders gewarnt hat. Tenzin ist nicht überzeugt. Sein Unbehagen verschärft sich, als er eines Tages die Nachricht vom Tod seines Vaters erhält. Denn obwohl er sich viele Jahre darum bemüht hat, sich vom Leiden zu befreien, merkt er nur allzu deutlich: die Selbsterlösung hat nicht funktioniert. Er leidet. Er leidet sogar sehr. Und die Botschaft Buddhas von der Sinnlosigkeit des Leidens erscheint ihm als grausame Verhöhnung. Jesu Botschaft, dass Leiden einen Sinn hat und er es freiwillig auf sich genommen hat, um uns zu erlösen wirkt demgegenüber befreiend. Ganz im Gegenteil zu dem grausamen Bestattungsritual, dem sein Vater unterzogen wird, als man sein Fleisch von den Knochen trennt, seinen Körper zerstückelt und ihn auf einem Berggipfel den für heilig erklärten geiern zum Fraß vorwirft.
Der Weg, der Wahrheit und Leben ist
Diese Form der Vernichtung macht Tenzin klar: Er will einen anderen Weg suchen. Einen, der Wahrheit und Leben ist. Aber das ist gar nicht so leicht. Erst als Tenzin mit einer Lungentuberkulose ins Krankenhaus eingeliefert und von einem schwedischen Arzt, der Christ ist, behandelt wird, findet er endlich jemanden, der seine Fragen beantwortet und ihm – ein kostbarer Schatz im chinesisch besetzten Tibet – eine Bibel schenkt.
Tenzin wird, was unter den damaligen medizinischen Bedingungen als höchst unwahrscheinlich galt, geheilt. Und er weiß auch, durch wen. Denn als der Arzt für ihn gebetet hat, spürte der buddhistische Mönch ein lebendiges Licht und hat schließlich eine Christusvision. Er kehrt dennoch in sein Kloster zurück. Denn er will die Wahrheit, die er erkannt hat, die unerwartete Erleuchtung, die so ganz anders ist als das, was er gelernt und gelehrt hat, in einer Debatte mit seinem Lehrer prüfen. Eine mutige Entscheidung. Tenzin weiß, dass sein Glaube an Jesus Christus in seinem Kloster nicht willkommen sein wird.
Tatsächlich wird er nach seinem mutigen Bekenntnis nicht nur selbst brutal zusammengeschlagen, das Haus seiner Mutter wird in Brand gesteckt und sie selbst muss zu Verwandten fliehen. Sein Bruder, ebenfalls Mönch, hilft ihm, zu fliehen und Tenzin beginnt in China sein neues Leben als Untergrundchrist. Das Licht, dass er in Jesus gefunden hat, erhellt seinen Weg. Er findet eine Frau, bekommt zwei Söhne und baut einen medizinischen Dienst auf, mit dem er gegen alle Hoffnung sogar in sein Dorf zurückkehren kann, wo er schließlich seinem alten Lehrer begegnet und ihn heilt.
Die Geschichte von Tenzin ist eindrucksvoll. Sie zeigt überdeutlich, was für ein menschenverachtender Irrweg das buddhistische Projekt der Selbsterlösung und wie befreiend die Botschaft von Jesus Christus ist. Klare Leseempfehlung.
Tenzin Lahkpa mit Eugene Bach: Auf der Suche nach Erleuchtung fand ich das Licht. Mein Weg von Buddha zu Jesus. Brunnen Verlag, Gießen 2019, Hardcover, 272 Seiten, EUR 20,-
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