In den Seminaren und Häusern der Petrusbruderschaft herrscht Erleichterung: Die lang ersehnte Nachricht aus Rom liegt seit wenigen Tagen schriftlich vor, dass die Einschränkungen des Motu proprio „Traditionis custodes“ das Leben ihrer Gemeinschaft nicht betreffen. Für die Petrusbrüder ändert sich bezüglich der Messfeier und Sakramentenspendung nichts. Papst Franziskus hat das in einem persönlichen Gespräch mit zwei Oberen der Petrusbrüder klargestellt.
Keine Überraschung
Auch wenn diese Entwicklung nicht völlig überraschend kommt, da Kirchenrechtler bereits unmittelbar nach der Veröffentlichung des Motu proprio auf das liturgische Eigenrecht der vormaligen Ecclesia-Dei-Gemeinschaften hingewiesen hatten, in deren Konstitutionen die Feier der alten Messe verankert ist, hat der Vorgang psychologische Bedeutung. Denn Papst Franziskus empfing Pater Benoît Paul-Joseph, den Oberen des französischen Distrikts, und Pater Vincent Ribeton, den Regens des Priesterseminars St. Petrus in Wigratzbad, in „fast einstündiger Privataudienz“ und führte ein herzliches Gespräch mit beiden.
Für viele verunsicherte Gläubige mag es ein gutes Zeichen sein, dass der Papst bei der Schilderung der Entstehungsgeschichte der Bruderschaft im Jahr 1988 beeindruckt vom mutigen Schritt der Gründer, von ihrem Vertrauen in die Kirche und ihrer Treue zum Römischen Pontifex gewesen sei, wie die Petrusbrüder mitteilen. Die Botschaft aus Rom lautet: Der Papst ermutigt dazu, diese Gesinnung zu bewahren und zu schützen. Argwöhnische Anhänger der alten Liturgie werden vielleicht in Zukunft eher auf den direkten Draht nach Rom setzen, ehe sie den Schmutzkübel gegen die Kirche in den sozialen Netzwerken auskippen. In jedem Fall liefern die Petrusbrüder auch andere vormals den Ecclesia-Dei-Gemeinschaften zugerechneten Institute nun eine Steilvorlage für eine friedliche und konstruktive Regelung.
Alle Ecclesia - Dei - Gemeinschaften
Denn, wie der französische Distriktobere in einem Interview hervorhob, habe der Papst im persönlichen Gespräch stets den Plural verwendet, wenn es um die vormaligen Ecclesia-Dei-Gemeinschaften ging. Aber auch mit dem Dekret vom 11. Februar ist noch nicht alles geklärt. Es bleibt eine Grauzone: die Frage, wie es künftig um die Zulassung zu Priesterweihen steht. Der Petrusbruderschaft gehört kein Bischof an. Wer künftig Weihen im alten Ritus spendet, muss sich noch zeigen, aber Befürchtungen, Rom werde zum Kahlschlag im Traditionalistenland ansetzen, ist nun der Boden entzogen.
Gebet zu Maria wurde erhört
In Zeiten des Synodalen Wegs verdient auch das Krisenmanagement der Petrusbrüder Erwähnung. Die Gemeinschaft hat sich der Mutter Jesu geweiht und sah ihr Gebet am Lourdes-Gedenktag erhört. Auch wenn diese Form der Krisenbewältigung im deutschsprachigen Katholizismus nicht mehrheitsfähig ist, lohnt es sich, darüber nachzudenken. Denn die geschwätzigen Lösungsversuche in der gegenwärtigen Kirchenkrise fallen durch eine gewisse Geschichtsvergessenheit auf. Die Marienverehrung hat positive historische Entwicklungen angestoßen, was in Synodalkreisen systematisch ausgeblendet wird. Von Radikalreformern hört man grundsätzlich nie etwas über die Macht der Fürsprache Mariens, geschweige denn über die Wirksamkeit des Rosenkranzgebets. Dass der Rosenkranz ein Unterscheidungskriterium darstellt, um authentischen Reformgeist vom falschen Eifer zu unterscheiden, zeigt die jüngste Entwicklung.
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