Vatikanstadt

Theologische Glasperlenspiele

Der Frauendiakonat wird nicht nur den Synodalen Weg beschäftigen. Auch Rom soll sich damit auseinandersetzen.
Rom und der "Synodale Weg"
Foto: adobe.stock.com | Denkbar ist, dass am Ende des "Synodalen Wegs" ein positives Votum zum Frauendiakonat nach Rom geschickt wird - um zu zeigen, dass man nicht lockerlassen will.

Ein Skalp, den der Synodale Weg unbedingt mit nach Hause bringen muss, ist der Frauendiakonat. Natürlich kann die von der Bischofskonferenz und dem katholischen Zentralkomitee der Laien beschickte Versammlung keine Diakoninnenweihe einführen. Als Teil des dreistufigen „Ordo“ ist sowohl der Diakonat und ist auch die Frauenweihe als Gegenstand der Weihetheologie universalkirchlichen Regelungen unterworfen und die können nur von der zuständigen Autorität – Papst und Ökumenisches Konzil – behandelt werden. Aber man könnte ja ein positives Votum des Synodalen Wegs zum Frauendiakonat am Ende nach Rom schicken, um zumindest zu zeigen, dass man nicht lockerlassen will.

Frauendiakonat hat gesamtkirchliche Relevanz

Ein anderer Skalp könnte die kirchliche Segnung homosexueller Partnerschaften sein, als eine Frucht der prickelnd klingenden Themen im Synodalforum zu „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“. Aber was will man da schon beschließen? Die Öffnung auf gleichgeschlechtliche Paare hin wäre da schon etwas Handfestes. Ob sich nach dem Synodalen Weg ein Bischöfe vielleicht entscheidet, solche Segnungen einzuführen? Nach „Amoris laetitia“ und dem Ausgang des Kommunionstreits der deutschen Bischöfe kann man nur sagen: Nichts ist unmöglich. Doch im Gegensatz zur Homosexuellen-Segnung hat der Frauendiakonat immerhin eine gewisse gesamtkirchliche Relevanz.

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Zuletzt hat die Amazonas-Synode dem Papst vorgeschlagen, die Frage des Frauendiakonats an eine neu aufgelegte Expertenkommission bei der Glaubenskongregation zu verweisen. Und die Weihe von Diakoninnen sei auf der Synode „sehr präsent“ gewesen, heißt es im Schlussdokument, wie auch Teilnehmer immer wieder vor Journalisten berichteten. Zudem hat jetzt der emeritierte Papst Benedikt XVI. in seinem sympathischen Grußwort zum fünfzigjährigen Jubiläum der Internationalen Theologen-Kommission eine ganze Fußnote dem Frauendiakonat gewidmet: Er erinnert an die 2003 von dieser Kommission veröffentlichte Studie über den Diakonat und die Frage, ob dieses sakramentale Amt auch Frauen erteilt werden könne. „Das mit großer Sorgfalt erarbeitete Dokument“, schreibt Benedikt, „ist nicht zu einem eindeutigen Ergebnis über ein eventuelles Diakonat für die Frauen gekommen. Man beschloss, die Frage den ostkirchlichen Patriarchen zu unterbreiten, von denen allerdings nur sehr wenige geantwortet haben. Es zeigte sich, dass die Fragestellung als solche in der ostkirchlichen Tradition schwer verständlich ist. So endete diese umfangreiche Studie schließlich mit der Entscheidung, dass rein historisch eine endgültige Gewissheit nicht zu gewinnen sei. Die Frage müsse letztlich vom Lehramt entschieden werden.“

Lehramt hat Frage des Frauendiakonats nicht entschieden

Die Frage des Frauendiakonats hat das Lehramt aber eben nicht entschieden. Es sei denn, man stellt sich wie Kardinal Kurt Koch auf den Standpunkt, dass die Grundentscheidung bereits das Zweite Vatikanum getroffen habe: Dass es nämlich nach katholischem Glauben, den dieses Konzil bestätigt habe, „nicht drei verschiedene Ämter, sondern nur ein sakramentales Amt mit drei Stufen gibt: Diakonat, Presbyterat und Episkopat. Hier liegt der eigentliche Grund, weshalb ein Frauendiakonat nicht möglich ist“, wie er dieser Zeitung nach Ende der Amazonas-Synode sagte. Dennoch hat die theologische Diskussion die Frage des Frauendiakonats immer offengehalten, zumal eine kleine Änderung des Katechismus der Katholischen Kirche 1997 sowie des Kirchenrechts durch das Motu proprio „Omnium im mentem“ von Benedikt XVI. von 2009 präzisiert haben, dass Bischöfe und Presbyter „in der Person Christi, des Hauptes“ handeln, der Diakon dagegen in der „Vollmacht, dem Volk Gottes... zu dienen“. Daraus eine „Entsakramentalisierung“ der Diakonenweihe abzuleiten, ist theologisches Glasperlenspiel. Doch auf dem Synodalen Weg wird man das jetzt alles erleben.

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