Die Kurdische Gemeinde Deutschland wirft der katholischen und der evangelischen Kirche vor, zu leise gegen das militärische Vorgehen der Türkei in Nordsyrien zu protestieren. „Bis auf einzelne mahnende Stimmen geben sich beide Kirchen sehr bedeckt“, sagte der Generalsekretär der Gemeinde, Cahit Basar, am Dienstag in Gießen. „Dass hunderttausende Zivilisten, darunter viele Christen, auf der Flucht sind, ist offensichtlich keine Stellungnahme wert.“ Allerdings hatten seitens der katholischen Kirche in der vergangenen Woche Kardinal Reinhard Marx und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Kommission Justitia et Pax, Hildesheims Bischof Heiner Wilmer, den Vormarsch der Türkei kritisiert. Sie sprachen von einem „klaren Bruch des Völkerrechts“. Basar erklärte: „Diese Invasion bedeutet die Zerstörung der letzten jesidischen und christlichen Gemeinden in Syrien und das Ende einer über 2 000 Jahre existierenden religiösen Vielfalt.“ Es sei „beschämend, zu sehen, in welcher Schockstarre sich die EU befindet“. Auch die Kirchen seien „abgetaucht“. Mit der türkischen „Invasion“ in Nordsyrien sei die letzte sichere Enklave für religiöse Minderheiten in Syrien gefallen. Die katholische und evangelische Kirche hätten zu diesem „Vernichtungskrieg“ bisher weitgehend geschwiegen.
DT/KNA
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