Die Taufformel in der katholischen Kirche darf vom Taufspender nicht verändert werden, sonst wird sie ungültig. Darauf weist die Römische Glaubenskongregation in einer klärenden Note hin, die der Vatikan kürzlich veröffentlicht hat. Das Sakrament darf demnach nur gespendet werden mit den Worten: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Papst Franziskus pocht auf das strikte Einhalten der Überlieferungstradition, wie sie bereits im trinitarischen Taufbefehl Jesu (Matthäus 28) grundgelegt ist. Taufen, die mit willkürlich modifizierten Formeln durchgeführt werden, sind ungültig, wie die Glaubenskongregation mit Approbation des Papstes in einer letzten Donnerstag veröffentlichten Antwort auf „Dubia“ (Zweifel) klargestellt hat.
Ein Begleitschreiben der Kongregation führt aus, dass „in jüngerer Zeit das Sakrament der Taufe zuweilen mit den Worten „Im Namen von Papa und Mama, des Paten und der Taufpatin, der Großeltern, der Familienmitglieder, der Freunde, im Namen der Gemeinschaft taufen wir dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ gespendet worden sei.
Überlieferungstradition ist verbindlich
Nach Informationen, die der „Tagespost“ vorliegen, hatte sich bereits Anfang des Jahres ein norditalienischer Bischof hilfesuchend an die Gottesdienstkongregation gewandt. Ein Priester seiner Diözese hatte ein eigenes Taufformular erstellt und verbreitet, dass mit der Abwandlung der Taufformel die Familien und die Gemeinde kreativer einbinden sollte – mit eben jener durch die Glaubenskongregation beanstandeten Taufformel. Schlussendlich wurden auf dem Weg durch die römischen Instanzen zwei Dubia an die Glaubenskongregation gestellt, deren vom Papst approbierte Antworten nun veröffentlicht wurden.
Die eine Frage betraf die grundsätzliche Gültigkeit einer Taufe mit der Formel „Wir taufen dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, die verneint wurde. Die zweite Frage, ob Personen, in deren Tauffeier die Taufformel in dieser Weise verändert wurde, „in forma absoluta“ zu taufen sind. Das bedeutet, dass die Taufe in solchen Fällen definitiv als ungültig angesehen wird, nicht als zweifelhaft gültig, was lediglich eine bedingungsweise zu spendende Taufe nach sich zöge („Wenn du nicht getauft bist, so taufe ich dich … .“). Auch hier schafft die Antwort der Glaubenskongregation Klarheit. Das heißt: Die Zeremonie wird wiederholt, das Sakrament allerdings erst dann tatsächlich gespendet, wenn die erste Zeremonie ungültig war.
„Oft verbirgt sich hinter dem Rückgriff auf pastorale
Beweggründe, ein subjektives Abdriften und ein manipulativer Wille“ ... .
... bis zur „Ausübung einer Macht, die bis zur Manipulation dessen geht,
was der Kirche in einer Handlung, die der Tradition angehört, anvertraut worden ist“.
Die Glaubenskongregation geht in ihrem Begleitschreiben davon aus, dass die bewusste Abänderung der sakramentalen Formel geschah, „um den Gemeinschaftswert der Taufe zu unterstreichen und die Beteiligung der Familie und der Anwesenden zum Ausdruck zu bringen“, und die „Zentrierung der geistlichen Vollmacht beim Priester zum Nachteil der Eltern und der Gemeinschaft zu vermeiden“. Mit Verweis auf Romano Guardinis „Vorschule des Betens“ kritisiert die Kongregation denn auch den dahinterliegenden liturgischen Subjektivismus: „Oft verbirgt sich hinter dem Rückgriff auf pastorale Beweggründe, auch unbewusst, ein subjektives Abdriften und ein manipulativer Wille“, so die Kongregation. Hinter dem Verändern der sakramentalen Formel sieht sie ein Missverstehen des kirchlichen Amtes, das bis zur „Ausübung einer Macht, die bis zur Manipulation dessen geht, was der Kirche in einer Handlung, die der Tradition angehört, anvertraut worden ist“.
Wider liturgischen und pastoralen Subjektivismus
Es sei schließlich nicht der Gerechte oder Ungerechte, der das Sakrament spendet, sondern der Heilige Geist (vgl. Johannes 1, 33). In der Feier der Sakramente handle die Kirche als der von ihrem Haupt untrennbare Leib. Es sei daher von grundlegender Bedeutung, dass die sakramentale Handlung nicht im eigenen Namen geschieht, sondern im Namen der in seiner Kirche handelnden Person Christi und im Namen der Kirche.
Das Sakrament bleibt der Verfügungsgewalt eines Einzelnen oder einer Gemeinschaft entzogen, es gehört der ganzen Kirche. Somit könne der Taufspender nicht nach Belieben über eine Spendeformel verfügen, sondern er könne noch weniger erklären, dass „er im Namen der Eltern, der Taufpaten, der Familienmitglieder oder Freunde, und nicht einmal im Namen der feiernden Gemeinde selbst, handelt. Denn der Spender handelt als Präsenzzeichen des eigentlichen Handelns Christi, das sich in der Ritushandlung der Kirche vollzieht.“
Bereits feministische Theologie versuchte sich an der Taufformel
Das Problem zweifelhafter Taufformeln ist dabei nicht neu. Papst Eugen IV. hat mit der Bulle „Exsultate Deo“ 1439 festgehalten, dass die „Handlung, die durch den Priester ausgeübt wird, mit der Anrufung der Heiligen Dreifaltigkeit ausgedrückt wird, dann wird das Sakrament vollbracht“ (vgl. DS 696). Was unter dieser Anrufung zu verstehen ist, wurde dabei auch in den letzten Jahren präzisiert. Die Glaubenskongregation verwarf Abwandlungen der Taufformel, die antipatriarchalen Ansprüchen der feministischen Theologie gerecht werden wollten. So wurden „Vater“ und „Sohn“ durch Synonyme ersetzt.
Papst Franziskus übt über die Glaubenskongregation nun sein Lehramt aus, um in einem wesentlichen Punkt des christlichen Bekenntnisses Klarheit zu bringen. Ekklesiologisch revolutionäre Innovationen waren vom Autor des kreativen Taufformulars wohl nicht intendiert. Dennoch entzieht der Papst durch seine Entscheidung einem marxistisch oder demokratisch strukturierten Kirchenbild die Grundlage, wenn er daran erinnert, dass der Kirche die Sakramente vom Herrn anvertraut, und sie der Manipulation entzogen sind. Zugleich setzt er einem subjektivistschen Verständnis der Sakramente enge Grenzen. Es geht ihm um das Vermächtnis Christi, wie es die Überlieferungstradition beinhaltet. Bei allen Aufrufen zur Kreativität und Unruhe – mit Papst Franziskus ist unter dem Vorzeichen der „Pastoral“ ekklesiologisch nicht alles zu machen.
Mit Material von KNA.
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