Die Vorsitzende der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA), Cornelia Kaminski, hat die Äußerungen der evangelischen Bischöfin von Kurhessen-Waldeck bei der Weihe zweier Diakone zu Priestern kritisiert. Bischöfin Beate Hofmann hatte sich bei der Priesterweihe am 22. Mai im Fuldaer Dom für das Frauenpriestertum in der katholischen Kirche und für die Interkommunion stark gemacht.
Ein starkes Stück
Der Fuldaer Bischof, Michael Gerber, begrüßte Hofmanns Worte als „ein starkes ökumenisches Zeichen“. Kaminski hingegen meint, das Grußwort sei eher ein „starkes Stück“ gewesen. „Bei der Priesterweihe stehen der tiefe Glaube der Kandidaten, deren Hingabe an die Kirche und deren Bereitschaft zum selbstlosen Mitwirken am Heilswerk in dieser Welt im Mittelpunkt. Von all dem hat die evangelische Bischöfin nichts verstanden. Ihr Grußwort war eine politische Botschaft ohne jeden theologischen Kern, ein infantiles ,ich will aber mitspielen‘ – und das, ohne die Spielregeln auch nur ansatzweise verstehen zu wollen“, so Kaminski, die in Fulda wohnt und an der Primizfeier eines der beiden Neupriester am Folgetag teilnahm, auf Anfrage der „Tagespost“.
„Der Auftritt war eine geplante Provokation und Konfrontation. Dabei gäbe es genug Themen, bei denen katholische und evangelische Bischöfe an einem Strang ziehen könnten: in Fragen des Lebensrechts, egal ob am Ende oder am Anfang des Lebens, brennt in Deutschland und Europa die Hütte. Eine gemeinsame, eindeutige Stellungnahme, in der die Würde eines jeden Menschen als Geschöpf Gottes uneingeschränkt verteidigt wird: das wäre ein starkes ökumenisches Zeichen“, meint die Lebensrechtlerin. „Das ist aber von der evangelischen Kirche nach den jüngsten weithin unwidersprochenen Einlassungen einiger ihrer Vertreter zu Lebensanfang und Lebensende nicht zu erwarten: Abtreibungen sollen ,im Recht der medizinischen Dienstleistungen‘ geregelt werden; assistierter Suizid soll auch in kirchlichen Häusern ermöglicht werden.“
Dramatische Uneinigkeit
Kaminski fragt: „Wenn nicht mal Einigkeit darüber besteht, dass der Mensch als Geschöpf Gottes in jeder seiner Lebensphasen zu schützen ist, auf welcher Grundlage will man da in Einigkeit an seinem Altar stehen?“
Hofmann bedauerte zu Beginn ihres Grußwortes, dass sie bei der Priesterweihe lediglich mitfeiern konnte: „Gerne hätte ich nicht nur mitgefeiert, sondern auch mitgesegnet und -kommuniziert. Denn wie Sie bin ich ordiniert zum Dienst an Wort und Sakrament und habe einen langen geistlichen Weg in dieses Amt hinter mir.“ Wie die Bischöfin selbst feststellte, verhinderten zwar theologische Differenzen dies, allerdings fügte sie gleich ein „noch“ an die Feststellung an. Die Bischöfin hob hervor, dass den Katholiken die Türen der evangelischen Kirche immer offen stünden – auch zur Interkommunion: „Wenn Ihnen mal nach geschwisterlichem Trost, nach inspirierenden Gesprächen über die biblische Botschaft und nach Tischgemeinschaft zu Mute ist, dann seien Sie gewiss: Die Türen Ihrer evangelischen Schwestern und Brüder stehen Ihnen offen.“
Entsetzen in der Lebensrechtsbewegung
Zugleich bedauerte Hofmann, dass neben den beiden Männern keine Frauen zu Priesterinnen geweiht wurden. „Ich verfolge die Diskussionen und Auseinandersetzungen in Ihrer Kirche mit großer Anteilnahme. Und ich gestehe: Ich bin parteiisch. Vielleicht werden wir noch zu Ihrer Amts- und Lebenszeit erleben, dass auch Frauen ihre Gaben in allen Ämtern und Diensten ihrer Kirche einbringen können. Aus der Erfahrung meiner Kirche kann ich sagen: das wird ein Gewinn sein.“
Neben Kaminski sieht auch Annette Haubs, Gründungsmitglied des in Fulda ansässigen Vereins zur Schwangerenkonfliktberatung „Vaterhaus e.V.“, die Worte der Bischöfin gegenüber der „Tagespost“ kritisch: „Ich bin dankbar für jeden Mann, der als Priester im Dienst an der Kirche sein Leben Gott zur Verfügung stellt. Das ist ja schließlich unser ständiges Gebetsanliegen. Das hohe Maß an Verantwortung, das mit der Verwaltung der Sakramente verbunden ist, und der Verzicht auf Ehe und Familie verdienen größten Respekt. Wer das nicht erfassen kann, sollte sich bescheiden zurückhalten. Dass Frauen keine Berufung zum Priestertum haben können, ist ja seit Johannes Paul II. endgültig entschieden.“
Auch evangelische Kritik
Haubs selbst sei mit den ihr in der Kirche anvertrauten Tätigkeiten glücklich. „Die Freude darüber, von Gott gebraucht zu werden, können alle erfahren, die zu ihm sagen ,hier bin ich‘, auch als Frau und auch ohne Weiheamt.“
Auch von evangelischer Seite kommt Kritik: In einem Kommentar für die evangelische Nachrichtenagentur „idea“ bezeichnet Jürgen Henkel, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern in Selb, das Grußwort als „anmaßend, übergriffig und respektlos“. „Hofmann hat ihr Grußwort mit der Forderung nach Interkommunion sowie der Einführung der Frauenpriesterweihe in der katholischen Kirche zu einer vermessenen Belehrung benutzt und diesen für die beiden frisch geweihten Priester wohl heiligsten Moment ihres Lebens missbraucht, um konfessionalistische Postulate zu verbreiten, die ins Herz des Amtsverständnisses der Gastgeber treffen.“ Die Forderungen nach dem Frauenpriestertum und nach der Interkommunion widersprächen schlicht der katholischen Lehre, so Henkel. „Der weltweit fast beispiellose Niedergang der beiden (!) Großkirchen in Deutschland sollte nicht zum Maßstab werden für die katholische Kirche, Lehre und Praxis weltweit. Auftritte dieser Art sind daher weder hilfreich noch angebracht.“
Hier im Video das als Provokation empfundene
Grußwort von Beate Hofmann:
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