Unter dem Motto „Wie weit würdest du gehen, um ein Menschenleben zu retten?“ startet am 25. Juli in Bregenz die „Pro Life Tour 2020“. Sie führt von der Hauptstadt Vorarlbergs nach Freiburg im Breisgau. Allerdings nicht auf dem kürzesten Weg (über Lindau und Konstanz), sondern über Vaduz, Einsiedeln, Zürich und Koblenz. Bis 16. August sind das 342 Kilometer zu Fuß: für den Schutz des Lebens.
„Wir sind davon überzeugt, dass jede Frau etwas Besseres als eine Abtreibung verdient hat“, heißt es im Aufruf zu dem Marsch, der für die einzelnen Teilnehmer kostenlos ist. Abtreibung solle endlich der Vergangenheit angehören, darauf wolle die Tour, die von Österreich über Liechtenstein und die Schweiz nach Deutschland führt, aufmerksam machen.
Tour seit 1997
Die „Jugend für das Leben“ organisiert die „Pro Life Tour“ seit 1997, zunächst nur durch verschiedene Städte Österreichs. 2018 kam Deutschland dazu, im Jahr darauf auch Südtirol. In diesem Jahr ist die Tour ein Gemeinschaftsprojekt zwischen den „Jugend für das Leben“-Verbänden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Erwartet werden heuer, wie in den Vorjahren, zwischen hundert und 150 Teilnehmer.
„Wir hoffen, dass Corona uns keinen Strich durch die Rechnung macht“, meint der Vorsitzende des Vereins, Thomas Brüderl, gegenüber der „Tagespost“. Sein Appell an Jugendliche und junge Erwachsene lautet: „Wenn euch der Lebensschutz ein Anliegen ist und ihr Gleichgesinnte kennenlernen wollt, dann meldet euch an. Die Pro Life Tour wird bei jedem einen bleibenden Eindruck hinterlassen.“ Die meisten teilnehmenden Jugendlichen würden nach der Pro Life Tour im Lebensschutz aktiv, „manche sogar für ihr ganzes Leben“, so Brüderl.
Ein Mann ist dazu gerufen, in einer schwierigen
Schwangerschaftskonfliktsituation ein
sicherer Rettungshafen für seine Partnerin
und sein ungeborenes Kind zu sein
Große Veranstaltungen oder Pontifikalämter wird es in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie nicht geben. Geplant sind allerdings private Treffen mit Bischöfen. Unter den Teilnehmern sind auch heuer wieder mehrere Priester für die seelsorgliche Betreuung der Jugendlichen. In Österreich, der Schweiz und Deutschland wird es je eine Riesen-Plakat-Aktion geben. Statt Vorträgen und Infoständen werden in diesem Jahr Postwurfaktionen mit „Pro Life“-Paketen durchgeführt.
Heuer geht es um die Berufung der Väter
Inhaltlich geht es dieses Mal vor allem um die Väter, verrät Thomas Brüderl: „Viele sind ihrem ungeborenen Kind gegenüber gleichgültig oder drängen die Mutter zur Abtreibung. Andere wissen gar nichts von ihrem Kind. Ein Mann ist dazu gerufen, in einer schwierigen Schwangerschaftskonfliktsituation ein sicherer Rettungshafen für seine Partnerin und sein ungeborenes Kind zu sein.“ Das solle ins gesellschaftliche Bewusstsein dringen.
Dass sich das politische Klima für den Lebensschutz in Österreich seit Jahresbeginn merklich eingetrübt hat, blieb auch der „Jugend für das Leben“ nicht verborgen. Brüderl meint gegenüber dieser Zeitung jedoch: „Auch wenn die Zusammensetzung der Regierung einen großen Einfluss auf die Richtung im Lebensschutz hat, würde ich persönlich nicht alles davon abhängig machen.“
Jene Forderungen der Bürgerinitiative „fairändern“, die einer parlamentarischen Mehrheit bedürfen, also etwa Änderungen bei der Eugenischen Indikation, seien wohl „zurzeit nicht möglich“. Andere, wie die Verbreitung von Unterstützungs- und Beratungsangeboten über Arztpraxen, könnten von den zuständigen Ministerien ohne eine Mehrheit im Parlament eingeführt werden.
„Solche Verbesserungen halte ich weiterhin für möglich. Das hängt davon ab, wie stark wir als Wähler unseren Politikern unsere Meinung kundtun.“ Brüderl ruft darum zum zivilgesellschaftlichen Engagement auf: „Trefft die Nationalratsabgeordneten aus eurer Umgebung und sprecht mit ihnen über ,fairändern‘! Schreibt ihnen und den Ministerien E-Mails, ruft sie an und teilt ihnen eure Meinung zu den Forderungen mit!“
Es braucht noch viel mehr politisches Engagement
Sehr kritisch sieht der Vorsitzende der „Jugend für das Leben“, dass die Abtreibungspille Mifegyne in Österreich künftig nicht nur in Krankenhäusern verabreicht wird, sondern auch von Gynäkologen verschrieben werden darf. Er erinnert daran, dass Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) jüngst sagte, es sei ihr ein wichtiges Anliegen, dass Politik und Gesellschaft Rahmenbedingungen schaffen, um Schwangerschaftsabbrüchen vorzubeugen und Frauen Perspektiven aufzuzeigen, damit sie Ja zu ihrem Kind sagen zu könne.
Dass wenige Wochen später eine solche Veränderung kommt, finde er bestürzend. „Das zeigt mir, dass wir ein noch viel aktiveres politisches Engagement brauchen, um den Ministerien unsere Forderungen präsent zu halten.“
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