Was dem katholischen Teil Europas durch den leidvollen Investiturstreit und mittlerweile weitgehend sogar den protestantischen Staatskirchen Skandinaviens gelang, will Teilen der Orthodoxie einfach nicht gelingen: die Trennung des Geistlichen vom Politischen, die Befreiung der Kirche aus der Umklammerung durch die Staatsmacht. Als hätte es dafür noch eines Beweises bedurft, attackierte der Außenminister Russlands, Sergej Lawrow, den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, den ersten und ranghöchsten unter den Patriarchen der weltweiten Orthodoxie: „Patriarch Bartholomaios ist direkt von den Vereinigten Staaten abhängig“, so Putins Außenminister. Das habe auch eine finanzielle Dimension.
IM BLICKPUNKT
Die Orthodoxie befindet sich im Würgegriff der Politik
Geistliches und Politisches vermischt. In Russland wie in Serbien stützen Politik und orthodoxe Kirche wechselseitig ihren Anspruch auf bestimmte Nachbarländer. Cäsaropapismus gibt es noch immer.