Josefsjahr

Die Ehe ist ein Meisterwerk Gottes

Anmerkungen zur Josefsehe und zum sakramentalen Charakter jeder Ehe. Die Ehe ist keine Erfindung der Kirche. Papst will junge Menschen für die Bedeutung einer christlich verstandenen Ehe und Familie sensibilisieren.
Die Ehe
Foto: (295963742) | Die Ehe ist keine Erfindung des Menschen. Die Ehe ist dem Menschen vom Gott geschenkt worden.

er heilige Josef, Nährvater Jesu und Patron der Kirche, wird gern als der ideale Ehemann und gemeinsam mit Jesus und der Gottesmutter als Ideal der christlichen Familie vorgestellt. Das ist eine irrige Vorstellung. Wohl sind viele Tugenden und Eigenschaften Josefs als Vater vorbildhaft und Papst Franziskus entfaltet sie in seinem Apostolischen Schreiben "Patris corde" mit liebevoller Begeisterung.

Download: Im Wortlaut: Apostolisches Schreiben „Patris corde“

Aber auch als Ehemann ist die Vorbildfunktion nur begrenzt zu sehen. Denn Ehe ist mehr als Freundschaft, zu ihr gehört nach katholischer Lehre auch der geschlechtliche Vollzug. Es kann besondere Umstände geben, die eine "Josefsehe" nahelegen. Normal ist es nicht. Normal ist der biblische Satz: Sie werden ein Fleisch sein. Aber auch das hat eine durchaus geistliche Dimension. Papst Franziskus formuliert es in "Amoris laetitia" über die Eheleute so: "Indem sie sich vereinen und ein Fleisch werden, bilden sie die Vermählung des Gottessohnes mit der menschlichen Natur ab." Die Josefsehe und die christliche Ehe stehen auf dem Fundament der Natur.

Keine Erfindung der Kirche 

Dieser Zusammenhang ist vielen nicht bewusst, ja im gesellschaftlichen Diskurs und selbst unter Getauften wird die Ehe nicht selten als überholt betrachtet. Die Ehe sei ein theologisches Postulat, Produkt der Evolution, es reiche eine Verantwortungsbereitschaft füreinander, der Bund der Liebenden bedürfe nicht öffentlicher Bestätigung. Und Benedikt XVI. setzte der Ehe demgegenüber die Krone der Schöpfung auf: "Das Sakrament der Ehe ist keine Erfindung der Kirche, sondern es ist wirklich mit dem Menschen als solchem mit-geschaffen worden, als Frucht der Dynamik der Liebe, in der Mann und Frau einander finden und so auch den Schöpfer finden, der sie zur Liebe berufen hat." In "Gaudium et Spes" heißt es schlicht: "Gott selbst ist Urheber der Ehe".

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Das Sakrament der Ehe ist die christliche Konsequenz aus einer anthropologischen Konstante: dem konjugalen Prinzip. Es ist der Kern der natürlichen Ehe und es durchzieht die Menschheitsgeschichte. Der große Sozioanthropologe Claude Levi-Strauss, der dieses Prinzip erforscht hat, hat sich zeitlebens gefragt, ob es überhaupt ein Grundmuster der Familie gebe, das allen menschlichen Gesellschaften zugrunde liege und er hat, etwa zehn Jahre vor seinem Tod 2009, diese vorsichtige aber doch klare Formulierung gefunden: "Zwar verwerfen alle inzwischen die veraltete Theorie, nach der vor dem ersten geschichtlichen Auftreten der Familie unter den Menschen ,Urpromiskuität  geherrscht habe.

Sie sind sich sogar darin einig, dass der Familientyp, für den monogame Ehe, selbstständiger Wohnsitz des jungen Paares und affektive Beziehungen zwischen Eltern und Kindern typisch sind, sowohl in unserer Gesellschaft als auch in jenen heimisch ist, die wir gern als technisch und ökonomisch unterentwickelt bezeichnen. ( .) Betrachtet man das ungeheure Repertoire von vier- bis fünftausend Gesellschaften, über die wir seit Herodot unterschiedlich gut Bescheid wissen, kann man nur sagen, dass die konjugale Familie offenbar recht häufig ist und wir es überall dort, wo die Familienverfassung von diesem Muster abweicht, mit Gesellschaften zu tun haben, die in ihrer sozialen, politischen, ökonomischen oder religiösen Entwicklung einen Sonderweg eingeschlagen haben."

Sonderwege gibt es

Auf solche familialen Sonderwege fremder Kulturen in Afrika, Indien oder bei den Eskimos mit ihrem Frauentausch berufen sich gern die Anhänger der Promiskuität oder der Polyamorie   jeder mit jedem   als Kronzeugen der Evolution. Aber es sind doch nur, wie die Wissenschaft zeigt, Randerscheinungen. Der Durchschnittsmensch ist eben kein Eskimo. Es gibt die Natur des Menschen und das konjugale Prinzip ist integraler Bestandteil von ihr. Das Christentum hat es, in gewisser Weise, nur veredelt. Beispiel Rom: Der pater familias im römischen Reich hatte zwar Vollmacht und seiner Willkür war das Haus, auch das Leben der Neugeborenen, unterworfen.

Monogamie ist der Normalfall

Symbolfoto  Ehe

Aber es galt die monogame Ehe, es gab nur eine mater familias. Freilich, daneben waren Konkubinen usus. Ähnlich war es in anderen Kulturen. Das Christentum nun brachte zu der juristischen auch die leibliche Exklusivität, die Einzigartigkeit der intimen Beziehungen. Es ist diese Exklusivität in ihrer Gesamtheit, die Thomas von Aquin schlussfolgern lässt (in der "Schrift gegen die Heiden S. c. gent. III c. 123 n 6"): "Je größer eine Freundschaft ist, desto fester und beständiger ist sie. Die größte Freundschaft aber besteht offenbar zwischen Mann und Frau. Sie vereinen sich ja nicht nur im Akt leiblicher Verbindung, sondern auch zur Gemeinsamkeit der ganzen häuslichen Lebensgemeinschaft. Zum Zeichen dafür verlässt daher der Mann um seiner Gattin willen auch Vater und Mutter, wie es in Gen. 2,24 heißt. Daher ist es angemessen, dass die Ehe absolut unauflöslich ist."

Liebesheirat - eine neue Entwicklung

Die Liebesheirat ist relativ jungen Datums. Die Kirche hat allerdings von Anfang an auf dem Konsens der beiden Ehepartner bestanden und auch auf der Unauflöslichkeit des so geschlossenen Bundes. Das treue Bekenntnis zu dieser Wahrheit des konjugalen Prinzips führte im Fall des Heinrich VIII. sogar zum Schisma und dem Märtyrertod von Thomas Morus. Natürlich haben sich die Lebensformen von Ehe und Familie im Lauf der Geschichte geändert, der Kern ist geblieben. So hat die Familie im Lauf der letzten zweieinhalb Jahrhunderte, also seit der Industrialisierung und der entstehenden Sozialgesetzgebung, mehr und mehr die Aufgaben der wirtschaftlichen Erhaltung, der Daseinsvorsorge bei Krankheit, Invalidität, Alter et cetera verloren oder an den Staat abgegeben und sich zunehmend auf die Zeugung des Nachwuchses, seiner Sozialisation und auf die Pflege der innerfamiliären Intim- und Gefühlsbeziehungen beschränkt. Aber ihre Kernkompetenz blieb. Es ist die Pflege und die Stabilität der emotionalen Beziehung. Gerade diese Stabilität gibt auch der Gesellschaft Halt.

Ehe als Antwort

Das Christentum hat die Ehe entsprechend der dualen Natur des Menschen immer als Antwort auf die sozialen Ansprüche und individuellen Sehnsüchte nach Liebe, Geborgenheit und Sinngebung verstanden, die Beziehung zwischen Mann und Frau galt stets als die engste menschliche Beziehung, als die Ur-Beziehung. Benedikt XVI. nennt es, genial vereinfachend, die "duale Einheit des menschlichen Paares". Und Papst Franziskus spricht im Zusammenhang von der ehelichen Liebe vom "Meisterwerk Gottes", an dem Jesus "sein erstes Wunder vollbringt, an einem Mann und einer Frau, die die Ehe eingehen und ihre Hochzeit feiern. So lehrt uns Jesus, dass das Meisterwerk der Gesellschaft die Familie ist, die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau! Das ist das Meisterwerk!"

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Johannes Paul II. hat aus diesen Zusammenhängen die Theologie des Leibes entwickelt. Er fasst diese Zusammenhänge in seiner großen Enzyklika "Familiaris consortio" so zusammen: "Die eheliche Liebe hat etwas Totales an sich, das alle Dimensionen der Person um-fasst   sie ist auf eine zutiefst personale Einheit hingeordnet, die über das leibliche Einswerden hinaus dazu hinführt, ein Herz und eine Seele zu werden." In der gültig geschlossenen Ehe ist der Ehepartner sozusagen das Gestalt gewordene Sakrament. Man könnte auch sagen: Die Berufung zur Ehe ist im Ehepartner Fleisch geworden.

Eheliche Berufung

Bei der ehelichen Berufung geht es um die Freundschaft des Lebens und zum Leben. Die Ehe ist, so Paul VI. in "Humanae vitae", die "innigste und umfassendste Form personaler Freundschaft". Schon vor ihm bezeichnete Papst Leo XIII. die Ehe als "die höchste Gemeinschaft und Freundschaft". Aus dieser Definition heraus erscheint es nur natürlich, dass der Codex des kanonischen Rechts als eine der zwei Hauptaufgaben der Ehe "das Wohl der Ehegatten" anführt. Konjugales Prinzip heißt Offensein für das Leben, nicht nur für den Eros. Das konjugale Prinzip ist Fundament und Klammer zwischen Natur und Sakrament. Es geht dabei um Liebe und Leben, nicht nur um ein wohliges Gefühl.
  
Papst Franziskus hat anlässlich des fünften Jahrestags der Unterzeichnung des Schreibens "Amoris laetitia" ein Aktionsjahr für die Familie ausgerufen, das am 19. März beginnt. Familien sollen gestärkt und junge Menschen für die Bedeutung einer christlich verstandenen Ehe und Familie sensibilisiert werden. Das Aktionsjahr richte sich an Kirchenvertreter und Familienverbände, vor allem aber an die Familien in aller Welt. In diesem Beitrag wird die sakramentale Ehe als die der menschlichen Natur gemäße Form der Partnerschaft in den Blick genommen.

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