Das kirchensteuerfinanzierte Portal „katholisch.de“ meldet am Vortag des „Hochfestes der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“: „Bischöfe mit Wissenschaftlern einig: Homosexualität ist etwas Normales.“
„Normal“ – um das Schlüsselwort dieses revolutionären Erkenntnisdurchbruchs aufzugreifen – wäre es allerdings, wenn die Bischöfe ihrem Weiheversprechen treu blieben und „nichts lehren, was nicht überliefert ist, weil das Lehramt das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt, und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft“ (II. Vatikanum, Dogmatische Konstitution über die Göttliche Offenbarung „Dei verbum“, Art. 10).
Offenbarung in der Schöpfung und Heilsgeschichte
Die Sexualmoral ergibt sich in ihren wesentlichen Prinzipien aus der Offenbarung in der Schöpfung und Heilsgeschichte. Sie ist nicht zu verwechseln mit einer von uns ausgedachten Theorie über Phänomene des menschlichen Daseins, die das kirchliche Lehramt den Gläubigen zu denken aufzwingt, so wie die Diktatur des Relativismus die Menschen unter den Meinungszwang des Mainstreams zwingt und bei Zuwiderhandeln politisch und juristisch abstraft. Die ganze Kirche und somit auch das Lehramt empfangen die Gewissheit ihrer Glaubens- und Sittenlehre nur aus dem ehrfürchtigen Hören des Wortes Gottes als Grund des zuversichtlichen und treuen Verkündens (vgl. II. Vatikanum „Dei verbum“ 1) und Lehrens im Namen Christi (Matthäus 28,19f).
Die drei Untertitel des Berichtes sind rhetorische Fragen, die nur eine einzige und zwar die zwingende Antwort des sogenannten Synodalen Weges zulassen. Die Fragen wurden so formuliert, dass sie nur ein Ja oder Nein zulassen. Den Synodalen bleibt nur die Akklamation: „Ist das lehramtliche Verbot praktizierter Homosexualität zeitgemäß?“ Antwort: Nein. „Ist die Homosexualität eine normale sexuelle Ausrichtung?“ Antwort: Ja. „Ist eine sexuelle Beziehung nach einer Scheidung ,schwere Sünde‘?“ Antwort: Seit „Amoris laetitia“ nicht mehr.
Schlagzeile mit gezielt manipulativem Charakter
Diese Erkenntnisse verdanken nach dieser Meldung „die katholischen Bischöfe in Deutschland“ ihren Experten aus Medizin und Theologie, von denen sie sich zur Vorbereitung des Synodalen Weges beraten ließen. Die Informationen, die man von dieser „Fachkonsultation“ in diesem Beitrag erhält, sind etwas differenzierter, so dass die Schlagzeile ihren gezielt manipulativen Charakter nicht ganz verbergen kann.
Gebetsmühlenartig weisen „die katholischen Bischöfe in Deutschland jedwede Form einer Diskriminierung von homosexuell veranlagten Menschen zurück“, ohne sich mit der Frage zu befassen, was überhaupt Diskriminierung ist, was die Kriterien des Begehens dieser Untat und ihres Empfundenwerdens sind, und wem näherhin die Definitionshoheit des Gummiparagraphen „Diskriminierung“ bis hin zu juristischen Konsequenzen zukommt. Diese Bischöfe scheinen den Wandel der Zeit noch nicht bemerkt zu haben. Denn tatsächlich werden diejenigen diskriminiert als kriminelle Hass- prediger, Homophobe, Pharisäer und hinter dem Stand der Wissenschaft Zurückgebliebene, die einfach nur die natürliche Wahrheit bekennen, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat und dass Christus die sakramentale Ehe zu einem unauflösbaren Bund gemacht hat, der seine Einheit mit der Kirche im Zeichen darstellt und seine Gnade den Ehegatten wirksam vermittelt.
Glaube setzt die geistig-sittliche Natur des Menschen voraus
In der Tat ist der Dialog der Theologie, insofern sie Auslegung des Wortes Gottes im Glaubensbekenntnis der Kirche ist, mit den Natur-, Geschichts- und Humanwissenschaften – in Verbindung mit der philosophischen Erschießung des menschlichen Selbst- und Weltverständnisses – aus der Natur der Sache heraus unerlässlich. Denn der Glaube setzt die geistig-sittliche Natur des Menschen voraus, reinigt sie von ihrer Kontamination mit der Sünde Adams und den persönlichen Sünden und erhebt sie zu ihrem übernatürlichen und ewigen Ziel in der liebenden Einheit mit Gott in Wahrheit und Leben. Aber die katholische Theologie muss auch die Ergebnisse und Wertungen der Wissenschaften kritisch auf weltanschauliche Vorurteile hin überprüfen. Es gab und gibt den wissenschaftlichen Materialismus und wissenschaftlichen Atheismus und sogar einen wissenschaftlich sich drapierenden Rassismus. Papst Pius XI. hat diese menschenverachtende, doch als „modern“ sich ausgebende Lehre in der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ 1937 auf der Basis des natürlichen, das heißt in der Vernunft begründeten, Sittengesetzes und der sich daraus ergebenden allgemeinen Menschenrechte als Pseudowissenschaft entlarvt und zurückgewiesen.
Aber die philosophische Erkenntnis der Existenz Gottes und das Bekenntnis zu Gott als Schöpfer, Erlöser und Versöhner der Menschheit aufgrund seiner Selbstoffenbarung in Christus hängen nicht vom Weltbild der natürlichen Wissenschaften ab und können schon gar nicht durch ihren ideologischen Missbrauch in Frage gestellt werden. Der übernatürliche Glaube aufgrund der Gabe des Heiligen Geistes kann durch die Wissenschaften weder erwiesen noch widerlegt werden. Denn der Glaube ist ein Akt freier und vernünftiger Zustimmung zu Gott, der sich uns in seinem geoffenbarten Wort zu erkennen gibt, und der in Seinem – in unser Herz ausgegossenen – Geist uns liebt und von uns geliebt wird.
Nach Gottes Bild und Gleichnis erschaffen
Aus der Offenbarung wissen wir sicher, dass Gott uns nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat und dass darum der Mensch das einzige um seiner selbst willen geschaffene Wesen und damit jeder individuell existierende Mensch eine unmittelbar auf Gott hin bezogene Person ist. Zur Wesensverfassung des Menschen gehört sein leib-geistiges Dasein als Mann oder Frau und ihre ganzheitliche Beziehung zueinander, die in der Ehe eine frei angenommene konkrete Realität wird mit allen wesenseigenen Rechten und Pflichten.
Den Angaben des zitierten Beitrages in „katholisch.de“ zufolge soll es neueste wissenschaftliche Erkenntnis sein, dass eine erotische Anziehung durch einen Menschen des gleichen Geschlechtes sexuelle Akte unter Personen gleichen Geschlechtes ethisch unbedenklich macht und dass sich daraus zwingend ein Recht auf Triebbefriedigung ergibt. Daraus folge, dass sich derjenige am Glück des so Handelnden schuldig macht, der mit Berufung auf das natürliche Sittengesetz und die geoffenbarten Gebote Gottes die homosexuellen Handlungen – und alle anderen außerhalb einer legitimen Ehe – als Widerspruch zum heiligen Willen Gottes, also als Sünde, zu bezeichnen wagt. Hier steht das kirchliche Lehramt unter Anklage, dem man ein Verbot solcher vermeintlich glückschaffender Handlungen vorwirft. Außer Acht bleibt, dass die Gebote Gottes und das Verbot der Sünde von Gott kommen und dass das Lehramt nur die Aufgabe hat, „die gesunden Worte Jesu Christi, unseres Herrn, zu lehren“ (1 Tim 5,3), und dass Papst und Bischöfe über keine Vollmacht verfügen, sie den Wünschen der Menschen anzupassen. Entsprechend dieser Meinung über die Normalität homosexueller Handlungen, die man nicht mit Argumenten belegt, sondern die nur behauptet wird, müsste man den Glauben an das Wort Gottes durch den Glauben an die Wissenschaft und eine blinde Ergebenheit an die Autorität der modernen Wissenschaftler ersetzen.
"Der Mensch ist seinem geistig-leiblichen
Wesen nach Mann oder Frau"
Der Mensch ist seinem geistig-leiblichen Wesen nach Mann oder Frau. Und die sexuelle Vereinigung der beiden anatomisch aufeinander bezogenen Leiber und die nur zwischen Mann und Frau mögliche innigste Freundschaft in Seele und Geist, ermöglicht die leibliche und geistliche Fruchtbarkeit, durch die Gott den Menschen würdigt, an seinem Schöpfertum teilzuhaben.
Eine andere Frage ist es, wie erotische Anziehung durch das gleiche Geschlecht entsteht, die als solche nicht Sünde ist, im Unterschied zu allen geschlechtlichen Handlungen außerhalb der Ehe von Mann und Frau. Auch wird der Staat übergriffig, wenn er eine unter mehreren wissenschaftlichen Erklärungen dieses Phänomens als alleingültig gesetzlich schützt und alle anderen legitimen ethischen Positionen dazu unter Strafe stellt.
Die Alleinherrschaft von politischen, soziologischen und psychologischen Denkmustern ohne ein Hören auf Gottes Wort und ohne die Einheit mit ihm im Gebet und ohne die Treue zum Credo der Kirche würde mit Sicherheit den Synodalen Weg im Desaster einer verheerenden Selbstsäkularisierung verenden lassen. Eine neue Evangelisierung Deutschlands, wie sie Papst Franziskus erbeten hatte, kommt nur im Geiste des heiligen Bonifatius und all der großen Männer und Frauen, die die christliche Kultur unserer Heimat geprägt haben und der überzeugenden Christen des Alltags zustande.
Eigener Wunsch darf nicht Vater der Hermeneutik werden
Die von zwei Bischöfen bei diesem Treffen aufgestellte Behauptung, dass das nachsynodale Schreiben „Amoris laetitia“ von nun an „die sexuelle Beziehung nach Scheidung und Wiederheirat nicht weiter pauschal als schwere Sünde werte“, ist formal und inhaltlich falsch. Man muss den Text genau lesen und darf den eigenen Wunsch nicht zum Vater seiner Hermeneutik machen. Es geht nur darum, dass in manchen Fällen die Frage nach der Gültigkeit der kirchlich geschlossenen Ehe hinsichtlich der Bewertung ihrer sakramentalen Realität – in der geistigen sittlichen Desorientierung der nachchristlichen Gesellschaften – nicht von vornherein so einfach zu beantworten ist. Manche sehen in der Tatsache, dass Papst Franziskus die Bischöfe, die dies so verstehen, fördert und diejenigen, die diese Deutung als unvereinbar mit dem geoffenbarten Glauben der Kirche zurückweisen, abwertet und ausgrenzt, als Beweis ihrer – objektiv allerdings falschen – Interpretation.
Dass die sakramentale Vereinigung mit Christus in der heiligen Kommunion die Einheit mit ihm im Glaubensbekenntnis und in einer moralischen Lebensführung voraussetzt, ist aus der Natur dieses Sakramentes heraus evident, im Wort Gottes positiv begründet und vom Lehramt der Kirche beständig verkündet. Ehebruch ist objektiv immer schwere Sünde, deren schädliche Wirkung – so wie bei allen anderen schweren Sünden, die vom Reich Gottes ausschließen (1 Korinther 6,10) – nicht durch großzügige Bischöfe, die es mit dem Wort Gottes nicht so genau nehmen, sondern nur durch Reue und Umkehr, Beichte und Absolution Vergebung findet, wodurch die Gnade den Weg zur Versöhnung mit Gott und der Kirche eröffnet. Die Kirche urteilt durch den Priester im Bußsakrament über die äußeren Handlungen – gemäß den Geboten Gottes und der Kirche – aber nie über das Innere der Person, über die allein Gott richtet.
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