Rom

„Das Übel an den Wurzeln heilen“

Nehmen wir die Worte der Mutter Jesu ernst? Kardinal Raymond Burke und der Historiker Robert de Mattei befassen sich beim „Rome Life Forum 2020“ mit der Botschaft von Fatima – Die Weihe Russlands an das Unbefleckte Herz Mariens bleibt ein Thema.
Jahrestag Madonna von Fatima
Foto: epa ansa Mario De Renzis (ANSA) | Eine Fatimamadonna im Vatikan: Das Übel des Kommunismus hat seine Wurzeln in Russland, so Kardinal Burke. Dort müsse es, durch die in Fatima geforderte Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens, auch geheilt werden.

Die Weihe Russlands an das unbefleckte Herz Mariens ist heute mehr nötig denn je“, stellte Kardinal Burke in seiner Eröffnungsrede zum kürzlich virtuell abgehaltenen Rome Life Forum fest. Weit über tausend Zuschauer verfolgten den Lifestream kürzlich direkt und trugen so zur Festigung des Bewusstseins für eine notwendige Neuevangelisierung bei und reflektierten zugleich die Verbindungen zwischen der derzeitigen Coronakrise und der Umsetzung der Botschaft von Fatima. „Wir sind Zeugen dafür, wie das Übel des atheistischen Materialismus, das seine Wurzeln in Russland hat, direkt in einer radikalen Weise die Regierung von China leitet. Wir erkennen, dass dieses große Übel des Kommunismus an seinen Wurzeln geheilt werden muss: durch die Weihe Russlands, wie Unsere Liebe Frau es so dringend nahegelegt hat“, fuhr der Kardinal fort.

Dabei ist Kardinal Burke sich bewusst, dass Sühneopfer, Gebet und Mission schon am 13. Mai 1917 keine Trendthemen waren, als die Gottesmutter Maria den Hirtenkindern Lúcia dos Santos, Jacinta und Francisco Marto in Fatima erschien. Und daran hat sich seitdem wenig geändert. Eher schon ist die Zurückhaltung gegenüber diesen geistlichen Grundhaltungen stärker geworden. Doch Fatima ist, wie Kardinal Burke in seiner Rede mit Nachdruck unterstrich, „die Antwort des Himmels auf eine Welt in der Krise“.

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Der Weltepiskopat versinkt im Atheismus

Mit Blick auf die Corona-Epidemie vertrat der Historiker Roberto de Mattei beim „Rome Life Forum 2020“ die These, dass die durch das Virus ausgelöste Krise erwiesen habe, wie sehr der Weltepiskopat bereits dem Atheismus verfallen sei. De Mattei, der seinen Vortrag mit einer ausführlichen Betrachtung des persönlichen Gerichts jeder Seele unmittelbar nach ihrem Tode vor Gott und dem Jüngsten Gericht am Ende der Geschichte und nach der Auferstehung der Toten begonnen hatte, wurde dann sehr konkret: Die Strafen Gottes an einem Volk würden in dem Maße zunehmen, in dem auch dessen Sünden zunähmen, sowie die Leugnungen, dass Gott die Bösewichter überhaupt strafen würde. So habe es Voltaire nach dem Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755 in seinem blasphemischen „Gedicht über das Erdbeben von Lissabon“ getan. Den Lästerungen der Atheisten, so der Professor, habe die Kirche immer entgegengehalten, dass „alles was geschieht, von Gott abhängt und eine Bedeutung hat“. Wenn es aber die Männer der Kirche selber seien, die den Gedanken einer göttlichen Strafe leugnen würden, sei das ein Zeichen dafür, dass die Strafe gerade vollzogen werde und irreparabel sei, meinte de Mattei.

De Mattei ist über die Kreise italienischer Traditionalisten hinaus bekannt. Er hat mit dem Onlinedienst „Corrispondenza romana“ und der Zeitschrift „Radici cristiane“ zwei Leitmedien der Traditionalisten gegründet und organisiert mit der in Rom und Washington tätigen Lepanto-Stiftung entsprechende Tagungen. Zur Corona-Epidemie verwies er auf den Mailänder Erzbischof Mario Delpini, der behauptet habe, dass „es heidnisch sei, an einen Gott zu glauben, der Strafen schickt“. Dagegen ist es für de Mattei nicht heidnisch, sondern atheistisch zu glauben, dass Gott keine Strafen schickt. „Die Tatsache, dass das die Auffassung vieler Bischöfe in der Welt ist, bedeutet, dass der Weltepiskopat im Atheismus untergegangen ist. Und das ist ein Zeichen dafür, dass die göttliche Strafe sich gerade vollzieht“, so de Mattei.

Während Einzelpersonen wie Hiob nicht immer Strafen, sondern auch Prüfungen zu ertragen hätten, seien die Kriege, Epidemien oder Erdbeben, die ganze Nationen zu erleiden hätten, immer Züchtigungen Gottes, erläuterte De Mattei. Und der Historiker fragte, ob die Welt heute, hundert Jahre nach den Erscheinungen von Fatima, aufgehört habe, Gott zu beleidigen. „Wird das göttliche Gesetz vielleicht weniger übertreten, wird das Evangelium weniger verlassen, ist das Heiligste weniger entweiht? Sehen wir nicht die Sünden, die wie die von den staatlichen Gesetzen gerechtfertigte, gelobte und geschützte Abtreibung und Sodomie vor Gott nach Rache schreien?“ Und habe man nicht den Götzen der Pachamama in das heilige Gelände des Vatikans gelassen und dort verehrt?

Die Angst ist der Vorhof der Verzweiflung

Wenn eine Strafe Gottes beginne, meinte de Mattei weiter, sehe der Teufel seine Pläne gestört und verbreite unter den Völkern das Gefühl der Angst, die der Vorhof der Verzweiflung sei. Die Bösewichter würden die Existenz der Katastrophe leugnen, während die Guten ihr Kommen begriffen, aber versucht seien, in ihr die Stunde des eigenen Untergangs zu sehen. „Das geschieht, wenn sie es aufgeben, hinter den Ereignissen die weise Hand Gottes zu sehen, um den Ränkespielen der Menschen zu folgen“, sagte de Mattei. Doch Gott strafe, um betrachtet zu werden, und anstatt sich ihm zuzuwenden, verweile man bei den Geschöpfen.

Bei der anschließenden, ebenfalls nur über das Internet zu verfolgenden Beantwortung von Hörerfragen zeigte sich de Mattei sicher, dass „die religiöse und moralische Krise“ im Gefolge des Zweiten Vatikanischen Konzils eine größere Züchtigung sei als die beiden Weltkriege und mit logischer Konsequenz in die „Katastrophe“ zum Pontifikat von Papst Franziskus geführt habe.

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