Die Corona-Pandemie überschattet auch die Osterfeierlichkeiten der orthodoxen Kirchen, die nach dem Julianischen Kalender am kommenden Sonntag die Auferstehung Christi feiern. In Serbien kam es zum Konflikt zwischen Staatspräsident Aleksandar Vucic und dem orthodoxen Synod, weil der Präsident – auch nach einem Telefonat mit Patriarch Irinej – am Verbot von Gottesdiensten festhielt. Aufgrund der epidemiologischen Lage könne es keine Ausnahme von den Ausgangsbeschränkungen geben, so Vucic. Zuvor hatten die orthodoxen Bischöfe des Landes an die Regierung appelliert, das Ausgangsverbot am Ostersonntag zu lockern, damit die Gläubigen an der Liturgie teilnehmen können.
In Griechenland dürfen Gottesdienste zu Ostern nur von einem Priester mit einem Kantor hinter verschlossenen Türen gefeiert werden, also ohne Anwesenheit von Gläubigen. Erzbischof Hieronymos von Athen hatte die Durchführung der Liturgie in geschlossenen Kirchen sowie für Klöster die Erlaubnis der gemeinschaftlichen Liturgie erbeten. Seit 16. März gelten in Griechenland strenge staatliche Regeln für Gottesdienste, die aber nicht von allen Popen beachtet werden. Der Metropolit von Kythia wurde wegen eines öffentlichen Gottesdienstes in seiner Kathedrale sogar kurzzeitig verhaftet.
Unterschiedliche Auflagen für Osterfeiern
In Bulgarien verabschiedete die orthodoxe Kirche zwar Maßnahmen gegen die Corona-Ausbreitung, will ihre Kirchen jedoch geöffnet halten und Gottesdienste durchführen. Die Kommunion soll nur jenen Gläubigen gespendet werden, die die Zelebranten persönlich kennen. Taufen und Hochzeiten werden im kleinen Kreis durchgeführt, Trauergottesdienste sollen in Anwesenheit der engsten Verwandten stattfinden. Obwohl Bulgarien den Höhepunkt der Epidemie zu Ostern erwartet, finden Ostergottesdienste statt. Regierungschef Borisov erklärte, für viele Menschen sei das Osterfest lebenswichtig, darum könne er die Kirchen nicht schließen.
In Rumänien dürfen derzeit gar keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden. Die Gläubigen sind aufgerufen, sich zu Ostern mit Kerzen auf ihre Balkone zu stellen. Beichten werden auf Wunsch zu Hause abgenommen.
In der Ukraine einigten sich die Religionsgemeinschaften mit der Regierung auf ein einheitliches Vorgehen. Angesichts der Epidemie sind zu Ostern in Kirchen bis zu zehn Personen erlaubt. Abgesehen von den Priestern müsste jedoch alle Anwesenden Schutzmasken tragen. Ähnliche Bestimmungen gelten für das jüdische Pessachfest und den muslimischen Fastenmonat Ramadan.
Die Orthodoxe Kirche Weißrusslands hat zwar die Desinfizierung von Kreuzen und Ikonen angeordnet, will jedoch alle Osterfeierlichkeiten ohne Einschränkungen durchführen. Auch die üblichen Prozessionen werden stattfinden.
DT/sba
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