Katholiken und Orthodoxe

„Brüderliche Beziehungen“

Katholiken und Orthodoxe seien „gemeinsam zum gleichen Ziel unterwegs“, sagt der Grazer Bischof Krautwaschl.
Der orthodoxe Metropolit von Austria, Arsenios Kardamakis
Foto: Gerd Neuhold | Der orthodoxe Metropolit von Austria, Arsenios Kardamakis, zelebrierte am Sonntag in der katholischen Stadtpfarrkirche von Graz.

Ein starkes Zeichen einer doppelten ökumenischen Gastfreundschaft wurde am Sonntag in der steirischen Landeshauptstadt Graz gesetzt: Da feierte der orthodoxe Metropolit von Austria, Arsenios Kardamakis, die Göttliche Liturgie in der römisch-katholischen Stadtpfarrkirche Graz, und der katholische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl hielt in dieser byzantinischen Liturgie die Predigt. Anwesend waren auch Vertreter anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften. „Was uns eint, ist viel mehr als uns trennt“, betonte in einer erklärenden Einführung der griechisch-orthodoxe Ökumeniker Grigorios Larentzakis.

Zum gleichen Ziel unterwegs

„Es schmerzt zutiefst, dass wir nicht in voller kirchlicher Gemeinschaft und in Konzelebration Gottesdienst feiern können“, sagte Bischof Krautwaschl in seiner Predigt. Und doch sei man sehr bewusst „gemeinsam zum gleichen Ziel unterwegs“. Krautwaschl berief sich auf Papst Johannes Paul II., der in seiner Enzyklika „Ut unum sint“ betont hatte, dass es zum Auftrag des Bischofs gehöre, sich mit voller Kraft für die Einheit der Christen einzusetzen.

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„Wir allein können das Problem nicht lösen“, aber die Kirche bitte um den Geist und die Gnade, zur vollen Gemeinschaft zu wachsen. Dazu diene der Dialog der Liebe, des Lebens und der Wahrheit. „Wir stehen gemeinsam und in der gleichen Gesinnung vor Gott und den Menschen“, sagte der steirische Diözesanbischof. Er weitete den Blick von der Versöhnung zwischen den Kirchen zur Versöhnung zwischen den Religionen, den Völkern und mit der Schöpfung.

Bitten um Geschenk der Begegnung

Am Ende der zweistündigen Liturgie bedauerte der griechisch-orthodoxe Metropolit, dass „wir nicht alle am gemeinsamen Kelch teilnehmen konnten“. Daran müsse aber „in Liebe und Wahrheit“ weiter gearbeitet werden. Es sei nach tausend Jahren der Trennung und schwierigen Zeiten immerhin zu Jahren der Versöhnung gekommen. „Vielleicht ist bald die Zeit gekommen, dass wir gemeinsam am Tisch des Herrn stehen“, meinte Arsenios, der auch Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich ist. „Wir wollen von Herzen zusammen sein.“ Wer das nicht wolle, handle gegen den Willen Christi.

Dankbar zeigte sich der griechisch-orthodoxe Metropolit, dass seine Kirche in der Diaspora die Gotteshäuser anderer Kirchen nutzen könne. „Die Güter mit dem anderen zu teilen, ist eine Tat der Liebe!“ Gemeinsam wolle man Gott um das „Geschenk der Begegnung“ bitten.

Sehr gutes Feld für die Ökumene

Im Gespräch mit der „Tagespost“ bezeichnete Metropolit Arsenios am Sonntag Österreich als „ein sehr gutes Feld für die Ökumene“, denn „dieser Boden kann gute Früchte bringen“. Sein Verhältnis zu allen katholischen Bischöfen des Landes sei ausgezeichnet; ökumenische Gastfreundschaft sei der griechischen Orthodoxie zuletzt etwa in Bregenz und Eisenstadt gewährt worden. „Die katholische Kirche hilft uns, Gottesdienste zu feiern und stellt uns Räume zur Verfügung. Man hilft uns im Bewusstsein, dass man einem Bruder hilft.“

Wichtig sei daran auch, „dass wir gemeinsam gebetet haben, und dass wir gesehen haben, wie der andere betet“, so der orthodoxe Metropolit, der auch mit einer umgekehrten Gastfreundschaft – einer katholischen Messe in einer orthodoxen Kirche – kein Problem hätte. Begünstigt wird die katholisch-orthodoxe Ökumene vor Ort durch eine harmonische Entwicklung auf der höchsten kirchlichen Hierarchieebene: „Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios hatte sehr gute Beziehungen zu Papst Johannes Paul II., dann zu Papst Benedikt XVI. und auch jetzt zu Papst Franziskus“, bestätigt Metropolit Arsenios im Gespräch mit dieser Zeitung. Es handle sich um „brüderliche Beziehungen, ohne irgendwelche Misstöne“.

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