Herr Bischof, im November findet der zweite Adoratio-Kongress in Altötting statt. Was hat Sie dazu bewogen?
Dazu hat mich der unglaubliche Zuspruch beim ersten Mal ermutigt. Wir haben einen Versuch gemacht und uns dabei an dem Vorbild in Frankreich von Florian Racine orientiert. Damals dachten wir: „Wir sind froh, wenn 200-300 Besucher kommen“. Am Ende waren 2 500 Teilnehmer da. Sehr viele haben uns nach dieser schönen Erfahrung die Bitte zurückgemeldet, diesen Kongress zu wiederholen.
Von wo kommen die Interessenten, die sich einen zweiten Adoratio-Kongress gewünscht haben?
Aus dem ganzen deutschen Sprachraum. Ursprünglich sollte er schon im vorigen Jahr stattfinden, aber wegen Corona war das nicht möglich.
In welchem Rahmen planen Sie in diesem Jahr?
Wir dürfen 1 300 Personen in den Dom lassen. Der Kongress wird in den Medien übertragen, so dass der Kreis größer wird. Wir haben Zusagen, über die ich mich sehr freue. Es kommen Kardinal Kurt Koch, der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer und der Augsburger Bischof Bertram Meier.
Was erhoffen Sie von diesem Kongress?
Die Kirche erneuert sich nach meiner Überzeugung zuerst aus dem geistlichen Leben heraus. Wir haben eine Krise des Glaubens, aber die Krise des Glaubens ist im Grunde eine Krise des geistlichen Lebens. Ein evangelischer Theologe hat schon in den 80er Jahren vom „Gebetskollaps“ in der evangelischen Kirche gesprochen. Ich habe manchmal den Eindruck, davon sind wir in der katholischen Kirche nicht so weit weg, auch wenn wir eine größere Bindung zur Eucharistie haben. Ein substanzielles Gebetsleben bei den einzelnen Gläubigen ist nicht so häufig.
Die Sehnsucht nach dem Gebet, nach Schönheit und Tiefe, nach Intimität mit Christus zu wecken ist das eine. Ich hoffe, dass Menschen kommen, die sich davon berühren lassen und wir ihnen helfen können, dass sie in ihren Pfarreien eine geistliche Initiative ergreifen: etwa indem sie einen Anbetungskreis gründen und das geistliche Leben vertiefen.
„Herr, lehre uns beten“
Was möchten Sie selbst vermitteln?
Ich hoffe, dass ich etwas von dem Satz „Herr, lehre uns beten“ vermitteln kann, auch wenn zweieinhalb Tage natürlich nicht allzu lang sind. Aber ein paar entscheidende Impulse, dass Gebet mehr ist als Wörter sagen, in denen das Wort Gott vorkommt, sondern mit gelebter Beziehung und Treue zu tun hat, sollte rüberkommen.
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