Zu einer Reise der Wiedergutmachung bricht Papst Franziskus am kommenden Sonntag auf. Das Ziel ist Kanada. Vor allem aber die indigene Bevölkerung, die Franziskus für erlittenes Unrecht um Verzeihung bitten will. Und eine Woche wird er unterwegs sein, viel länger als gewöhnlich. Mit Pausen und einem gedehnten Programm wollen die Reiseplaner im Vatikan Rücksicht auf die Gesundheit des 85-Jährigen zu nehmen, der sein dichtes Audienz-Programm in Rom über längere Zeit im Rollstuhl wahrgenommen hat. Die Reise, die viele erwartet hatten, die zu den vom russischen Angriffskrieg betroffenen Ukrainern, muss warten, steht aber auch noch auf dem Programm. Der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk von der griechisch-katholischen Kirche hatte sogar jüngst zu Gebeten für einen baldigen Besuch von Franziskus in der Ukraine aufgerufen.
Heilung der Vergangenheit
Wie der für die Beziehungen zu den Staaten zuständige Erzbischof im Staatssekretariat, Paul Gallagher, im italienischen Fernsehen sagte, könne der Papst noch im August in die Ukraine reisen. Vorbereitet würde eine solche Reise allerdings erst nach der Rückkehr aus Kanada, alles hänge davon ab, wie es dem Papst dann gesundheitlich gehe. Auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bekräftigte, dass weitere Reisepläne erst nach der Kanada-Reise entwickelt würden. Ein für Anfang Juli geplanter Besuch im Kongo und in Südsudan war im Juni, wie es vom Vatikan hieß, auf „Bitten seiner Ärzte und um die Ergebnisse der Therapie, der er sich wegen seines Knies unterzieht, nicht zu gefährden“, auf unbestimmte Zeit verschoben worden.
Doch die Kanada-Reise findet nun statt. Sie steht im Zeichen der Heilung der Vergangenheit. Nach dem Gebet des Angelus am Sonntag wollte sich Franziskus an alle Brüder und Schwestern Kanadas wenden, wohl wissend, „dass ich vor allem zu euch kommen werde, um im Namen Jesu die einheimischen Bevölkerungen zu treffen und zu umarmen. Leider“, so fuhr der Papst fort, „haben in Kanada viele Christen, einige Mitglieder von religiösen Instituten eingeschlossen, an einer Politik der kulturellen Angleichung mitgewirkt, die in der Vergangenheit auf verschiedene Weise den indigenen Gemeinschaften geschädigt haben.“
Papst wird indigene Stämme besuchen
Und nun wolle er „eine Bußreise unternehmen, von der ich hoffe, dass sie mit der Hilfe Gottes zum Weg der Heilung und schon begonnenen Versöhnung beiträgt“. Stationen der Reise von Franziskus werden Edmonton, Quebec und Iqaluit am Nordpolarmeer sein. Der Papst besucht zudem die Gemeinde Maskwacis und will am Fest der heiligen Anna am See Sainte Anne teilnehmen.
Franziskus wird Indigenen der Stämme First Nations, Metis und Inuits begegnen. Angehörige dieser Kulturen haben in so genannten „Residential Schools“ des Staats, die oft von der Kirche betrieben wurden, Misshandlungen und eine Missachtung ihrer Kultur erfahren. Indigenen-Vertreter hatten dafür immer wieder eine Entschuldigung des Papstes auf kanadischem Boden gefordert. Allerdings hatte Franziskus schon Ende März mehrere Delegationen von kanadischen Indigenen im Vatikan empfangen und diese Bitte um Vergebung ausgesprochen. Der römische Besuch aus Kanada vor über drei Monaten war in einer herzlichen Atmosphäre verlaufen.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.