Pläne des Synodalen Wegs

Selbstbestimmungsgesetz meets Kirche

Wissen die Synodalen eigentlich, was gerade los ist in unserer Gesellschaft?
Ist sich die Synodalversammlung der Konsequenzen ihrer Handlungen bewusst?
Foto: Maximilian von Lachner (Synodaler Weg / Maximilian von L) | Einer der Synodalen, die die "lehramtliche Neubewertung von Homosexualität" zweifellos unterstützt haben. Ist sich die Synodalversammlung der Konsequenzen ihrer Handlungen bewusst?

Die Synodalversammlung hat letzte Woche richtungsweisende Entscheidungen getroffen, deren Auswirkungen beängstigend weit über die Kirche hinausragen. Eltern werden nun noch mehr Mühe haben, ihren Kindern eine körperbejahende Identität als Mädchen oder Junge zu vermitteln. Denn ihre wichtigste Verbündete, eben die Kirche, hat gerade die Segel gestrichen.

Alles ist gottgewollt

Endgültig beschlossen haben die Synodalen eine Änderung der „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“ sowie ein Votum für die „lehramtliche Neubewertung von Homosexualität“. Man braucht kein Schwarzseher zu sein, um zu wissen, dass damit die Umdeutung von Homosexualität als gottgewollte Variante der Geschlechtlichkeit an vielen Orten in Deutschland neues Dogma sein wird – auch ohne das entsprechende Echo aus Rom und der Weltkirche. Konkret sieht das dann so aus: An einer katholischen Schule regt ein*e katholische*r non-binäre*r Religionslehrer*in oder Priester seine*ihre Schüler dazu an, darüber nachzudenken, ob sie nicht schwul, lesbisch oder gar im falschen Körper geboren sind. Alles sei gottgewollt, Sexualität sei gut und richtig, egal mit wem, egal wann, Hauptsache, man respektiere sein Gegenüber. Keine Übertreibung.

Bischof Oster hat das Dilemma der lehramtstreuen Bischöfe gut beschrieben: Ohne Ausnahme sprechen sie sich für eine wertschätzende Behandlung aller Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder sonstigen Merkmalen aus. Trotzdem wird ihnen die Ablehnung der Texte als Diskriminierung sexueller Minderheiten ausgelegt. Diese Unterstellung ist entweder realitätsfern oder bösartig, denn um Nicht-Diskriminierung geht es schon lange nicht mehr. Das müsste jedem bewusst sein, der aufmerksam die gesellschaftspolitischen Entwicklungen verfolgt: Immer mehr junge Detransitionierer melden sich mit zerstörten Körpern und einer verzweifelten Frage zu Wort: „Warum hat mir damals niemand widersprochen? Warum hat mir niemand gesagt, dass ich mit meinem Körper genau richtig bin?“ Genau das – einen „Transitionswunsch“ infrage stellen – dürfen Psychotherapeuten aufgrund des Konversionsverbots in Deutschland nicht. Genau das Konversionsverbot, das der synodale Text zur geschlechtlichen Vielfalt mit Zähnen und Klauen verteidigt. Geht es nach dem LGBT-Beauftragten der Bundesregierung, machen sich zukünftig auch Eltern strafbar, die das „neue“ Geschlecht ihres Kindes nicht anerkennen wollen.

Ist den Synodalen klar, was sie Kindern antun?

Ist den Synodalen eigentlich klar, was sie Kindern und Familien antun, wenn die Kirche ins gleiche Horn bläst? Nicht die Bischöfe, die an der biologisch einwandfrei feststehenden Zweigeschlechtlichkeit festhalten, sind realitätsfern, sondern die, die sich empört gegen den Vorwurf einer LGBT-Agenda wehren. Spätestens bei der (noch nicht endgültig entschiedenen) Maßnahme, dass Gläubige in Zukunft ihren Geschlechtseintrag im Taufregister ändern lassen könnten, hätte es doch auch beim Letzten klingeln müssen: Das klingt verdächtig nach dem geplanten Selbstbestimmungsgesetz, das mittlerweile sogar aus den Reihen der Grünen Kritik erfährt.

Lesen Sie auch:

Übrigens: Der Grundtext zur Sexualethik begrüßt auch Masturbation als Teil einer „lebensbejahenden Sexualpädagogik“. Mindestens die Bischöfe in Essen und Limburg wollen den Text trotz seiner Ablehnung  einführen. Wer möchte, dass sein Kind ohne Geschlechtswechsel und sexuelle Erfahrungen mit verschiedenen Geschlechtern und sich selbst die Volljährigkeit erreicht, muss in Zukunft auch bei katholischen Einrichtungen noch genauer hinschauen als bisher schon.

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