Nach "Ad-limina-Besuch"

Prüft alles, jetzt auch euren Synodalen Weg

Warum die deutschen Bischöfe nochmals überlegen sollten, ob ihre „Reform“-Agenda wirklich den Sorgen der normalen Gläubigen entgegenkommt. Ein Kommentar.
Deutsche Bischöfe reden  von „Reformen“ und meint damit die Agenda des Synodalen Wegs.
Foto: Johannes Neudecker (dpa)

„Verunsicherung, Ängste und das diffuse Gefühl, einer schwierigen Zukunft entgegenzugehen, prägen das Leben vieler Menschen in unserem Land. Der spürbare Klimawandel, die noch nicht überwundene Pandemie, der Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Teuerung und Inflation führen immer mehr dazu, dass das Leben für viele zur Überlebensfrage geworden ist. Nicht wenige fühlen sich überfordert und reagieren darauf mit Resignation oder Aggression.“ Mit diesen Worten beginnt der Hirtenbrief der Bischöfe Österreichs zur Adventszeit. Er trägt den Titel „Werft eure Zuversicht nicht weg“ und gipfelt in dem Satz: „Inmitten aller Schieflagen und Verwerfungen unserer Zeit schauen wir auf zu Jesus, unserem Herrn.“ Nur er begründe Vergebung, Neubeginn und Frieden.

Abkehr von der christlichen Anthropologie

So reden Hirten, die wissen, dass ihre Gläubigen in einer unheilen Welt nach Trost und Orientierung suchen. Mittlerweile seit Jahren redet die Mehrheit der deutschen Bischöfe von „Reformen“ und meint damit die Agenda des Synodalen Wegs. Im Vatikan hat man in den letzten Wochen genauer hingeschaut und in den Texten dieses Wegs keine „Reformen“ gefunden, sondern eine Abkehr von der christlichen Anthropologie, von der apostolisch verbürgten Weihe von Männern und der sakramental-hierarchischen Verfassung der Kirche. Man muss den Bischöfen zugutehalten, dass sie die MHG-Studie wirklich erschreckt hat und der Vertrauensverlust in den Klerus irgendwie repariert werden musste. Aber statt – wie die österreichischen Bischöfe – bei Resignation, Verwerfungen und Schieflagen den Blick auf den Erlöser Jesus Christus zu richten, verfingen sie sich in den Konstrukten von postmodernen Theologen.

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Für Magnus Striet, den man sicher zu den Vordenkern des Synodalen Wegs rechnen kann und der unlängst sein Buch „Für eine Kirche der Zukunft. Den Synodalen Weg konsequent weitergehen“ veröffentlicht hat, ist die katholische „Kirche der Zukunft“ ja nicht einfach eine schlicht protestantisierte Kirche, wie man lange in Rom fälschlicherweise dachte. Sie ist vielmehr eine evangelische Kirche, die durch das doppelte Säurebad der philosophischen Aufklärung und der Postmoderne gegangen ist und jegliche Wahrheit ganz in die Entscheidung des autonomen Willens verlegt, der sich selbst seine Gesetze gibt, was dann in den Grundtexten des Synodalen Wegs auch noch als Manifestwerdung einer neuen Offenbarung Gottes verkauft wird. Striets Ideologie mag in sich schlüssig sein. Für einen biblisch und theologisch geschulten Christen ist sie aber eine „völlig verwirrte Idee“ (Elisabeth Anscombe), die jetzt in Rom durchschaut wurde und gegen die Wand der Römischen Kurie gefahren ist.

Nur eine Episode in einem Machtkampf

Warum nicht in schwierigen Zeiten, wie sie die Bischöfe Österreichs auf den Punkt gebracht haben, zu dem Heilmittel greifen, das der Kirche von Anfang an gegeben ist: zu Jesus Christus und seiner Gegenwart in den Sakramenten? Die Öffentlichkeit und das Gottesvolk haben sich für den Rom-Besuch der deutschen Bischöfe überhaupt nicht interessiert und ihn wenn, dann nur als Episode in einem Machtkampf gelesen. „Reformer“ gegen „Blockierer“. Wen interessiert das schon, wenn der „Normalo“ mit ganz anderen Sorgen in die Zukunft schaut? Das Hirtenwort aus Österreich hat den richtigen Ton getroffen. Die deutschen Bischöfe sollten über den Tellerrand ihrer Ordinariate und Gremien hinausschauen und wieder für die Menschen da sein.

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