Synodaler Weg

Der Synodale Weg sagt Adé zur Schöpfungsordnung

Es geht ums Eingemachte: Die Beschlussvorlage des Synodalforums „Leben in gelingenden Beziehungen“ bekämpft die Geschlechterdifferenz. Gender in der Kirche.
Geschlechter
Foto: Jens Kalaene (dpa-Zentralbild) | Die Forderung des Synodalen Wegs rütteln am kirchlichen Verständnis der Geschlechter.

Auch in der Abstimmungsvorlage des Forums IV über „Sexualität und Partnerschaft“ wird alles bisher Geltende unter den Generalverdacht der Missbrauchsbegünstigung gestellt. So wird über die Sexuallehre der Kirche gesagt, sie bilde „einen normativen Hintergrund, der solche Taten offensichtlich hat begünstigen können“. Nur die Annahme der hier vorgelegten „Grundlinien einer erneuerten Sexualethik“ könne Ausdruck einer „glaubwürdigen Umkehr“ sein. Nebenbei wird angemerkt, dass die Missbrauchsstudien „keine unmittelbaren Zusammenhänge zwischen Missbrauch (…) und katholischer Sexualmoral“ belegen konnten.

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Wie ist dann aber der massive Vorwurf „Auch durch die Lehre zur Sexualität habe sich (…) die Kirche als Institution (…) schuldig gemacht“ zu rechtfertigen? Folgendes wird angeführt: Die Diskrepanz zwischen der Lehre und der „Lebenswelt der Gläubigen“, die „Vorrangstellung biologischer Fruchtbarkeit“, die „ausnahmslose Verurteilung sogenannter künstlicher Methoden der Empfängnisverhütung, sowie Masturbation, der Sexualität zwischen gleichgeschlechtlichen und unverheirateten Personen“. Auch hier wird die bipolare Geschlechterdifferenz von Mann und Frau bekämpft.

Natur des Menschen

Dies geschieht über den Vorwurf der Diskriminierung von Menschen wegen „ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität, die quer zu den gängigen Normalvorstellungen stehen“. Über die These, dass die geschlechtliche Identität jedes Menschen als Teil seiner „je einzigartigen Gottebenbildlichkeit“ zu respektieren sei, wird der Begriff „transgeschlechtliche Personen“ eingeführt. Ihre biopsychische Entwicklung habe zu einem Geschlechtsempfinden geführt, das nicht dem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht entspreche. In Frankfurt wird versucht, die Schöpfungsordnung außer Kraft zu setzen.

An die Stelle der Grundgegebenheit einer Natur des Menschen, die ihr Ebenbild im Personsein Jesu Christi findet, tritt ein ideologisches Konstrukt: Die sexuelle Orientierung eines Menschen gelte es als Ergebnis eines persönlichen Wachstumsprozesses zu respektieren. Das Papier spricht vom „sogenannten ,Sündenfall‘“. Seine Deutung lässt aufhorchen: „Die biblischen Autoren beschreiben die Unvollkommenheit in unseren Beziehungen zueinander und zur Welt als Folge des Essens vom Baum der Erkenntnis. Ihre Botschaft lautet: Jede Beziehung in unserer nachparadiesischen Welt ist der Gefahr des Misslingens ausgesetzt.“ Doch in voller Freiheit hat der Mensch die Schuld des Ungehorsams gegenüber Gott begangen und setzt sie weiterhin fort. Schuld gegenüber Gott ist etwas völlig anderes als die „Gefahr des Misslingens“ und die „Unvollkommenheiten in unseren Beziehungen.“

Völlige Akzeptanz

Hinsichtlich Homosexualität schreitet das Papier schnell zur völligen Akzeptanz voran: „Gleichgeschlechtliche – auch in sexuellen Akten verwirklichte – Sexualität ist damit keine Sünde, die von Gott trennt, und ist nicht als in sich schlecht zu beurteilen.” Demgegenüber lehrt die Kirche „gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet”, dass „homosexuelle Handlungen (…) in keinem Fall zu billigen” sind (Katechismus der Kath. Kirche, 2357). Ebenso heißt es, „Segenshandlungen für gleichgeschlechtliche Paare sind in der Kirche umstritten.“ Sodann wird gesagt, dass sie  „zeichenhafte Wertschätzung“ genießen sollten und zwar „nicht als abgeleiteter (Teil-) Modus einer Ehe, sondern aus sich selber.“

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Deshalb „müssten für andere Lebensformen als die Ehe eigenständige Rituale und Segenshandlungen gefunden werden.“ Insgesamt sehen die Verfasser viel zu wenig, dass Eros und Sexualität von sich aus für die Bejahung des Anderen keinen Sinn haben. Eine Person als Selbstzweck anzuerkennen, geht über Begehren und Triebabfuhr hinaus.

Der freiheits- und bewusstseinseinschränkende Aspekt von Eros und Sexualität wird hier verharmlost und statt dessen zur „Transzendenzerfahrung“ umgedeutet. Ehe ist eben keine vorwiegend sexuelle Institution, sondern eine objektive neue Einheit, in der jeder den anderen gerade in seinem Anders- und Eigensein bejaht.

Schule des Misstrauens

In diesem Überstieg von Ich und Du erscheint das Wir. Nicht bedacht oder bekannt wird die grundlegende Glaubenswahrheit, dass ein unbedingtes Ja zu einem anderen Menschen allein als ein Mitbejahen mit dem Ja des Schöpfers sein kann. Unverantwortlich ist die dem modernen Bewusstsein verhaftete Moralkonzeption der völligen Emanzipation von jedem Bezug auf das Natürliche. Personsein als Mann oder Frau ist und bleibt die Weise, wie ich von Gott gerufen bin und im Gehorsam antworten soll. Der Synodale Weg ist eine Schule des Misstrauens. Er kennt nur momentane Bedürfnisse, keine bindenden Versprechen, weder für Priester noch für Ehepaare. Personales Erkennen (Glauben) wird als jederzeit revidierbarer Deutungsvorschlag fehlinterpretiert.

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