Drohendes Schisma

Auch Luther hatte keine Exit-Strategie

Nach dem Nein Roms zum Synodalen Rat will die Mehrheit der Bischöfe mit dem Kopf durch die Wand. Das ist der Stoff, aus dem ein Schisma werden kann. Ein Kommentar.
Bischof Georg Bätzing hat keine Exit-Strategie.
Foto: IMAGO/nordphoto GmbH / Bratic (www.imago-images.de) | Bischof Georg Bätzing hat keine Exit-Strategie. Rom hat die Errichtung eines Synodalen Rats untersagt und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz will nun mit dem Kopf durch die Wand.

Die Kirche in Deutschland steht jetzt kurz vor einem Schisma. Bischof Georg Bätzing hat keine Exit-Strategie. Rom hat die Errichtung eines Synodalen Rats untersagt und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz will nun mit dem Kopf durch die Wand. Er und eine Mehrheit der deutschen Bischöfe seien bereit, den Beschluss der jüngsten Synodalversammlung zum Synodalen Ausschuss, der den Rat vorbereiten soll, „umzusetzen und die Beratungen aufzunehmen“, teilte Bätzing in seiner Reaktion auf den Brief aus dem Vatikan mit, der genau das Gegenteil fordert: Weder der Synodale Weg „noch ein von ihm eingesetztes Organ“ (Synodaler Ausschuss) noch eine Bischofskonferenz hätten die Kompetenz, den Synodalen Rat einzurichten, heißt es in dem Schreiben der drei Kardinäle.

Der Tatbestand des Schismas ist erfüllt

Dieser Ungehorsam Bätzings und der Mehrheit der deutschen Bischöfe erfüllt glasklar den Tatbestand, den Canon 751 des kirchlichen Rechtsbuchs so beschreibt: „Schisma nennt man die Verweigerung der Unterordnung unter den Papst oder der Gemeinschaft mit den diesem untergebenen Gliedern der Kirche.“ Auch Luther hatte keinen Plan B. „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders“, soll er 1521 auf dem Reichstag zu Worms gesagt haben. Die Folgen sind bekannt. Es kamen Reformation und Glaubenskriege. „Wir machen einfach weiter“, sagen jetzt Bätzing und offensichtlich die Mehrheit der deutschen Bischöfe. Meinen diese Hirten denn wirklich, Rom werde dem jüngsten Brief nicht auch Taten folgen lassen, wenn sie „nicht anders“ können, als dem Papst den Gehorsam aufzusagen?

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Jetzt hilft nur noch, für diese „Mehrheit“ der deutschen Bischöfe zu beten. Sie haben Angst. Sie leben nicht in der normalen Welt, sondern in Ordinariaten, in denen Gremien und Räte und Laienvertretungen von ihnen erwarten, dass sie die Kirche demokratisieren und in der Moral alle Formen des sexuellen Lebens billigen, die auch in der Zivilgesellschaft üblich sind. Wo die Bischöfe mit diesen Berufskatholiken zusammenkommen, sind die Rollen klar verteilt. So auch bei den fürchterlichen Veranstaltungen des Synodalen Wegs. Die Bischöfe sind die Beschuldigten. Denn sie stehen für das System, das den Missbrauch zugelassen und vertuscht hat. Und die Laien sind die Richter, die Unterwerfung beziehungsweise den bischöflichen Segen für eine Kirchenlehre fordern, die nicht mehr katholisch ist. Manche Bischöfe wie Bätzing glauben vielleicht an das, was sie sagen. Die meisten aber sind vom Druck aus den Räten und Gremien zermürbt und haben keine Kraft mehr, gegen die schismatischen Tendenzen Widerstand zu leisten. Das ist tatsächlich der Teig, aus dem man Schismen backt.

Entweltlichung und Rückkehr zum Evangelium sind angesagt

Vor allem dann, wenn das Geld hinzukommt. Passt sich die Kirche in Deutschland nicht den Standards der postchristlichen Gesellschaft an, können ihr ja die gewählten Volksvertreter irgendwann die Kirchensteuer nehmen. Dann wären wirklich Entweltlichung und eine Rückkehr zum Evangelium angesagt. Dann könnten sich die Bischöfe nicht mehr in ihren Ordinariaten und Residenzen einbunkern, sondern müssten wieder zu den Leuten gehen, die sie und einen viel bescheideneren Apparat direkt finanziell unterstützen, wenn sie denn nur Jesus Christus predigen und nicht eine libertinäre Moral zu herabgesetzten Preisen. Angst und die Sorge um das Geld sind schlechte Ratgeber. Die Frohe Botschaft sieht anders aus.

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