Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Sonntagslesung

Von der Macht des Glaubens

Nur Gewalt und Unrecht in Israel und Gott scheint nicht zu helfen: Doch wer ihm und Jesus Christus treu bleibt, der wird gerettet.
Menschen beten
Foto: xBiancoBluex via imago-images.de | Der Glaube hat Macht, die Welt zu verändern, wenn er wenigstens so groß ist wie ein Senfkorn.

Der Prophet Habakuk ist in einer für die Israeliten schwierigen Situation berufen worden. Es ist die Zeit des Untergangs des assyrischen Reiches und des Erstarkens der Babylonier am Ende des 7. und Beginn des 6. Jahrhunderts vor Christus. Die Babylonier werden das Land Juda erobern und die Oberschicht in das babylonische Exil verschleppen. Noch ist es nicht so weit, aber die Katastrophe kündigt sich an.

Lesen Sie auch:

Der Prophet nimmt zunächst die verwerflichen Zustände in Israel in den Blick. Er sieht hier nur Gewalt und Unrecht. Die Israeliten verstricken sich in schwere Schuld. Der Prophet wirft Gott vor, dass er nichts dagegen unternimmt: „Wie lange, Herr, soll ich noch rufen und du hörst nicht? Ich schreie zu dir: Hilfe, Gewalt! Aber du hilfst nicht. Warum lässt du mich die Macht des Bösen sehen und siehst der Unterdrückung zu? Wohin ich blicke, sehe ich Gewalt und Misshandlung, erhebt sich Zwietracht und Streit“ (Hab 1, 2–3). Habakuk zeichnet ein finsteres Bild vom Gottesvolk.

Gibt es Hoffnung trotz Strafe?

Seine Klage bleibt nicht ohne Antwort. Gott kündigt sein Gericht an. Er sendet die Babylonier, um die Israeliten zu bestrafen. Im unmittelbaren Kontext der Sonntagslesung aus dem Buch Habakuk wird die Grausamkeit dieser Strafe beschrieben: „Denn seht, ich stachle die Chaldäer (= Babylonier) auf, das grausame, ungestüme Volk, das die Weiten der Erde durchzieht… ein furchtbares und schreckliches Volk… Seine Rosse und Reiter stürmen heran… sie fliegen herbei wie ein Geier, der sich auf seinen Fraß stürzt. Sie rücken an, entschlossen zu roher Gewalt… Gefangene raffen sie zusammen wie Sand“ (Hab 1, 6–9).

Aber wo gibt es Hoffnung angesichts einer solch grausamen Strafe Gottes? Gott kündigt die künftige Rettung an für diejenigen, die ihm treu bleiben, die seinen Geboten folgen und sich nicht an der Ungerechtigkeit und Gewalt der anderen beteiligen: „Wer nicht rechtschaffen ist, schwindet dahin, der Gerechte aber bleibt wegen seiner Treue am Leben“ (Hab 2, 4).

Der Glaube an Christus rettet

Das hebräische Wort für „Treue“ (emunah) kann auch „Glauben“ bedeuten. In diesem Sinne zitiert der Apostel Paulus den zweiten Teil dieses Verses in Römer 1, 17 und Galater 3, 11: „Der aus Glauben Gerechte wird leben“ (Hab 2, 4b). „Glauben“ ist für Paulus ein zentraler theologischer Begriff. Seit dem Kommen Christi rettet den Menschen nicht mehr die Beachtung der zahlreichen jüdischen Gesetzesvorschriften, sondern der Glaube an Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Wer an Christus glaubt, wird einen ethischen Niedergang, wie Habakuk ihn in Israel vorfand, nicht zulassen.

Lesen Sie auch:

Von der die Welt verändernden Macht des Glaubens handelt auch das Evangelium: „Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen“ (Lk 17,6).

Habakuk 1, 2–3; 2,2–4
2 Timotheus 1, 6–8.13–14
Lukas 17, 5–10
Zu den Lesungen des 27. Sonntags im
Jahreskreis 2025 (Lesejahr C)

Katholischen Journalismus stärken

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Stärken Sie katholischen Journalismus!

Unterstützen Sie die Tagespost Stiftung mit Ihrer Spende.
Spenden Sie direkt. Einfach den Spendenbutton anklicken und Ihre Spendenoption auswählen:

Die Tagespost Stiftung-  Spenden

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Lothar Wehr Glaube Hebräer Jesus Christus Paulus von Tarsus Propheten

Weitere Artikel

Prophet, Priester, Richter, Königsmacher: Außer Mose werden keinem alttestamentlichen Propheten so viele Funktionen zugeschrieben wie Samuel. Eine Gestalt zwischen Glaube und Politik.
21.04.2025, 11 Uhr
Martin Ploderer
Die Bibel wimmelt von Tieren. Schon im Bericht von der Erschaffung der Welt lesen wir, dass Gott die „Wassertiere“, die Vögel, Kriechtiere und Wildtiere schuf. So auch den Esel...
04.09.2025, 05 Uhr
Martina Berlin
Eine Revolution, die aus dem Herzen kommt: Wie der kleinste Brief des Paulus die größte Veränderung anstößt, erklärt der Kirchenrechtler und Priester Martin Grichting.
06.09.2025, 21 Uhr
Martin Grichting

Kirche

Die gespaltene anglikanische Welt nimmt die Nominierung nicht nur mit Freude auf – der konservativen „Gafcon“ sind Geschlecht und Ansichten von Sarah Mullally suspekt.
04.10.2025, 17 Uhr
Meldung
Am Gedenktag des heiligen Franz von Assisi unterzeichnet Leo XIV. eine „Ermahnung“, in der es um die Liebe zu den Armen geht. Vor Pilgern predigt er über Reichtum und Armut.
04.10.2025, 11 Uhr
Meldung
Die große Rom-Wallfahrt der Malteser mit Behinderten endet heute. Eine sehr persönliche Begegnung mit Papst Leo als Höhepunkt.
03.10.2025, 16 Uhr
Meldung
Mit der Ernennung von Roberto Campisi und Marco Billeri stellt Papst Leo XIV. die Weichen im Staatssekretariat neu.
04.10.2025, 05 Uhr
Redaktion