Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Sonntagslesung

Die Aussicht auf Läuterung ist Mahnung und Trost

Im Gebet tragen wir unsere Verstorbenen vor Gottes Angesicht. Christus ist die Hoffnung auf das ewige Leben und die Vollendung in seiner Liebe.
Allerseelen
Foto: Imago/Heinz Gebhardt | Der Blick auf die jenseitige Läuterung ist für uns eine heilsame Mahnung, unser Leben auf unser letztes Ziel hin auszurichten.

In diesem Jahr fällt das Gedächtnis aller verstorbenen Christgläubigen, nämlich der Allerseelentag, auf einen Sonntag. Die erste Lesung aus dem zweiten Buch der Makkabäer schildert eine Situation im Befreiungskrieg der Juden gegen die Unterdrückung des Glaubens durch den syrischen König Antiochus Epiphanes im zweiten Jahrhundert vor Christus.

Lesen Sie auch:

Nach einer siegreichen Schlacht hatte man die Gefallenen bestattet, aber dabei eine merkwürdige Entdeckung gemacht: Die toten Soldaten trugen unter ihrem Gewand heimlich Amulette heidnischer Götter. Zwar waren sie für den Glauben und das Vaterland gestorben, aber auf der anderen Seite hatten sie gleichsam eine Rückversicherung gesucht im heidnischen Aberglauben. Nach dieser Entdeckung lässt der jüdische Feldherr Judas Makkabäus für die Gefallenen im Jerusalemer Tempel ein Sündopfer darbringen, damit die Verstorbenen von ihrer Sünde befreit würden. Dieser Bericht aus dem Alten Testament ist das älteste Zeugnis für den Läuterungszustand nach dem Tod („Fegfeuer“) und die Fürbitte zugunsten der Verstorbenen.

In die selige Gemeinschaft mit Gott

Auf die Lesung aus dem zweiten Buch der Makkabäer antwortet der Psalm 130, den die Kirche von alters her benutzt, um sich betend in die Situation der Verstorbenen hineinzuversetzen, die noch der Läuterung bedürfen. Er beginnt mit den Worten „Aus der Tiefe“ (lateinisch „De profundis“). Die Seelen im Zustand der Läuterung sind gleichsam in der „Tiefe“ und bedürfen der Hilfe, um „nach oben“ gezogen zu werden, in die selige Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott. Der Psalm drückt die Sehnsucht aus, von der Sünde befreit zu werden.

Das Fegfeuer ist also auf der einen Seite ein schmerzhafter Vorgang, aber auf der anderen Seite keine Hölle auf Zeit (die von Verzweiflung gezeichnet wäre), sondern eine hoffnungsvolle Erwartung. Die armen Seelen im Fegfeuer gleichen, nach dem Bildwort des Psalmes, den Wächtern, die zu nächtlicher Stunde auf das Licht der Sonne harren. Bei dieser Läuterung können sich die armen Seelen selbst nicht helfen, sondern sind ganz angewiesen auf das Almosen des Gebetes und der heiligen Messe.

Lesen Sie auch:

Der Blick auf die jenseitige Läuterung ist für uns eine heilsame Mahnung, unser Leben auf unser letztes Ziel hin auszurichten. Gleichzeitig ist er ein Trost, der uns mit unseren Verstorbenen verbindet. Auch hierin zeigt sich die wahre Bedeutung Jesu Christi für die Menschen nach dem sonntäglichen Evangelium: Nur Christus ist „die Auferstehung und das Leben“. Wer an ihn glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an ihn glaubt, „wird auf ewig nicht sterben“.

2 Makkabäer 12,43–45
1 Thessalonicher 4,13–18
Johannes 11,17–27
Zu den Lesungen von Allerseelen 2025
(Lesejahr C)

Katholischen Journalismus stärken

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Stärken Sie katholischen Journalismus!

Unterstützen Sie die Tagespost Stiftung mit Ihrer Spende.
Spenden Sie direkt. Einfach den Spendenbutton anklicken und Ihre Spendenoption auswählen:

Die Tagespost Stiftung-  Spenden

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Manfred Hauke Allerseelen Altes Testament Jesus Christus Juden

Weitere Artikel

Die Sterndeuter beten das Kind in der Krippe an und legen damit ein Bekenntnis für den Gottessohn ab – Warum die Einheitsübersetzung an Epiphanie irreführend ist.
05.01.2025, 17 Uhr
Michael Karger

Kirche

Papst Leo erhebt John Henry Newman zum Lehrer der universalen Kirche und gemeinsam mit Thomas von Aquin zum Patron für das Bildungswesen. Zu Gast: eine anglikanische Delegation
01.11.2025, 12 Uhr
Meldung
Das Hochfest am 1. November erinnert daran, dass Heiligkeit nicht wenigen Auserwählten vorbehalten ist. Jeder Getaufte ist berufen, in der Liebe zu wachsen.
01.11.2025, 10 Uhr
Dorothea Schmidt