Frau Wagner, der „Adoratio-Kongress“ findet seit 2019 zum vierten Mal statt. Worauf geht die Initiative zurück?
Die Idee kam ursprünglich aus Frankreich. Im Juni 2011 hat Bischof Dominique Rey aus Fréjus-Toulon in Frankreich den ersten internationalen Kongress zur ewigen eucharistischen Anbetung in Rom initiiert. Organisiert wurde der Kongress von Père Florian Racine und seiner Gemeinschaft, den „Missionaren der Allerheiligsten Eucharistie“ (MSE). Dieser Kongress widmete sich dem Thema „Von der eucharistischen Anbetung zur Evangelisierung“. Gottes Größe zu erkennen und ihn anzubeten, sei ein erster Schritt auf dem Weg einer neuen Evangelisierung in der Kirche, beschrieb Bischof Dominique Rey in Rom die Relevanz von Anbetung.
Seit 2014 organisiert Père Florian Racine in seiner Pfarrei in St. Maximin-la-Sainte-Baume diesen Kongress. Den Impuls, so einen Kongress bei uns zu organisieren, haben wir dann tatsächlich in Altötting empfangen. Stefan Borneis, der beim Kongress in Frankreich war, war so begeistert von seinen Erfahrungen dort und hat davon geträumt, etwas Ähnliches in Deutschland zu organisieren. Wir, das heißt das Referat für Neuevangelisierung, haben zusammen mit Bischof Stefan Oster die Idee geprüft und uns dazu entschieden mit großer Unterstützung aus Altötting und den Partnerdiözesen den ersten „Adoratio-Kongress“ in Deutschland zu veranstalten.
„Adoratio“ heißt ja Anbetung. Inwiefern steht die Eucharistie im Mittelpunkt des Kongresses?
Der Kern des Kongresses und unser tiefstes Anliegen ist: Dass Gott angebetet und verehrt wird, dass ihm der Platz zukommt, der ihm gebührt – sowohl im Leben eines jeden Einzelnen als auch der ganzen Kirche. Das zeigt sich konkret an den drei Tagen in Altötting dadurch, dass wir jeden Tag die heilige Messe feiern werden, gemeinsame Zeiten des Gebets und der Anbetung haben werden und dass es auch die Möglichkeit gibt, alleine in die stille Anbetung des Herrn zu gehen. Ein Ziel des Kongresses ist auch, dass viele Orte der eucharistischen Anbetung entstehen in unserem Land und darüber hinaus. Hierfür gibt es praktische Tipps und Unterstützung während des Kongresses.
„Jesus erneuert uns und die Welt – wir wollen mitarbeiten an dieser Erneuerung“ heißt es bei „Mission und Auftrag“ des Bistums Passau. Worauf setzt der „Adoratio-Kongress“?
Die ganze Geschichte der Kirche ist ja tatsächlich eine Geschichte der ständigen Erneuerung. Doch eines wird dabei deutlich: Wenn um echte Erneuerung gerungen wird, geht es immer darum, noch tiefer zu verstehen, wer Gott ist und wer wir sind und wie unsere Antwort aussieht auf seine beständige Suche nach uns Menschen. Es geht immer um mehr von Gott, nicht um weniger. Deshalb glauben wir, dass wahre Reform immer im Gebet gründen muss. Denn dann drehen wir uns als Kirche um Gott und nicht um uns selbst. Diese Begegnung mit ihm verändert allen voran uns selbst und das wird wiederum die Welt verändern.
Der „Adoratio-Kongress“ setzt sich aus Eucharistiefeiern, gemeinsamem Gebet, Vorträgen und Workshops zusammen. Für die Vorträge haben Sie dieses Jahr als Oberbegriff „Herrlichkeit“ ausgewählt. Was erwartet die Teilnehmer?
Die „Herrlichkeit Gottes“ ist ein sehr breites Thema, das von vielen Seiten betrachtet werden kann. Johannes Hartl wird am Freitagabend eine Grundlegung zum Thema der Herrlichkeit Gottes geben. Am Samstagvormittag referiert Nina Heereman, die Theologiedozentin in Kalifornien ist. Sie spricht darüber, wie sich die Herrlichkeit Gottes in der Schöpfung, besonders im Menschen, zeigt. Bischof Stefan Oster SDB spricht am Samstagnachmittag darüber, was die Herrlichkeit Gottes mit Leid und Kreuz zu tun hat. Am Sonntag wird Georg Mayr-Melnhof den Abschlussvortrag zum Thema „Die Herrlichkeit des Himmels“ halten. Im Prinzip geht es also um einen großen Bogen, den das Christentum spannt: vom Anfang der Schöpfung, über die Entfernung des Menschen von Gott, Kreuz und Erlösung bis zum Ziel unseres Lebens, den Himmel. Der „Abend der Barmherzigkeit“ soll uns die Herrlichkeit Gottes in seiner versöhnenden und vergebenden Dimension zeigen. Es ist ein intensiver Gebetsabend mit eucharistischer Anbetung, der Möglichkeit zur Beichte und dem Gebet füreinander. Erneuerung beginnt immer bei mir selbst, und so möchten wir als erstes selbst umkehren zu Gott und seine Vergebung empfangen.
Die Workshops sollen die Bandbreite des christlichen Lebens vertiefen. Einige haben das Gebet und die Anbetung zum Thema: Dekan Bernhard Hesse spricht zum Beispiel darüber, wie man eine 24/7-Anbetung in der eigenen Pfarrei oder Gemeinschaft starten kann. Es gibt Workshops zum Thema „Gottes Stimme hören“ und „Anbetung mit Kindern“. Dann gibt es auch viele Workshops rund um das christliche Leben: Wie lebe ich ein eucharistisches Leben im Alltag? Wie lerne ich immer mehr zu lieben? Wie finde ich meine Berufung? Und wir haben Workshops, die sich mit der Erneuerung und Verkündigung des Glaubens beschäftigen: Wie geht es mit den Pfarreien weiter? Was ist Jüngerschaft? Ich denke, es dürfte für jeden etwas dabei sein. Auf unserer Homepage kann man sich über die Workshops genauer informieren.
Nach den „Corona-Jahren“ findet der Kongress wieder live statt. Inwiefern können aber Menschen, die nicht nach Altötting reisen können, etwa über das Internet daran teilnehmen?
Der Kongress wird, wie in den vergangenen Jahren auch, über EWTN.TV und Radio Horeb übertragen. Im Internet findet man den Stream auf dem YouTube Kanal von EWTN.TV sowie auf der Bistums-Homepage des Bistums Passau. Am schönsten ist es aber natürlich, wenn man die Möglichkeit hat, selbst vor Ort dabei zu sein.
Der Kongress findet in Deutschlands bedeutendstem Marienwallfahrtsort statt. Spielt die Muttergottes auch eine Rolle beim Kongress?
Wenn es um die Herrlichkeit Gottes geht, kommen wir an Maria, der Muttergottes, nicht vorbei, die schon in der Herrlichkeit des Himmels ist und uns den Weg dorthin zeigt. Die Muttergottes spielt eine große Rolle beim Kongress, ob in Liedern, Gebeten, Workshops und Vorträgen oder bei einem besonderen Highlight in diesem Jahr: Eine Lichterprozession um die Gnadenkapelle. Die Muttergottes ist unser größtes Vorbild, wenn es um Erneuerung und Anbetung geht. Ihr „Ja“ hat die Welt verändert und so wollen wir mit dem Adoratio-Kongress in diesem Jahr auch unser „Ja“ zu Gott erneuern.
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