Eine ganz besondere Erfahrung in Zusammenhang mit dem diesjährigen Weltjugendtag waren die Tage der Begegnung, die der Kernwoche des Weltjugendtages vorausgingen. Unsere Gruppe verbrachte diese Tage in Pombal, einer Pfarrei in der portugiesischen Diözese Coimbra.
In dieser Woche lebten wir sechs Tage in kleinen Gruppen bei portugiesischen Gastfamilien mit – vom gemeinsamen Frühstück und Abendessen bis hin zu dem darauffolgenden Familientag am Sonntag.
Gastfreundschaft
Von Anfang an war ich überwältigt von der Gastfreundschaft unserer Familie, sie zeigten großes Interesse, jeden von uns kennenzulernen, und wollten bei jeder Gelegenheit wissen, wie es denn bei uns zu Hause so sei. Jeden Morgen erwartete uns ein ausgiebiges, äußerst liebevoll zubereitetes Frühstück, und in einer Nacht, als wir aus der Hauptstadt Coimbra erst gegen 3 Uhr zurückkamen, wurden wir mit einem Midnight-Snack, einer portugiesischen Choriza, versorgt.
An einem besonderen Abend organisierten unsere Gastmutter und -oma ein festliches Gemeinschaftsessen. Davor wurde in beiden Sprachen gebetet – auf Portugiesisch und auf Deutsch. Das laute „Segne, Vater, diese Gaben“ des Abends hallt noch in meinen Ohren. Es wurde eine Auswahl an Salaten, Fleischgerichten und hausgemachter Sangría serviert – alles nach Familienrezept zubereitet.

Am Sonntag, dem Familientag, starteten wir mit einem späten Frühstück und fuhren dann in den Nachbarort, um dort um 12 Uhr die Heilige Messe in drei Sprachen zu feiern: Portugiesisch, Polnisch und Deutsch. Tatsächlich habe ich noch nie so spät die Sonntagsmesse gefeiert. Zum Abschluss sangen wir gemeinsam die WJT-Hymne auf Portugiesisch und der Pfarrer gab uns einen kleinen Rosenkranz.
Die ganze Woche über betonte unsere Gastfamilie immer wieder, welche Ehre es für sie sei, dass wir die Vorbereitungszeit für den Weltjugendtag bei ihnen, in ihrem Dorf, in ihrer Familie verbringen. Sie erzählten, dass sie selbst zwar nicht die Möglichkeit haben, nach Lissabon zu kommen, aber sie sich seit eineinhalb Jahren auf unser Kommen vorbereitet hatten, um uns eine ganz besondere Zeit hier zu schenken.
Demütiger Dienst
Die Tatsache, dass diese Woche für meine Gastfamilie ein Höhepunkt war, auf den sie so lange hingearbeitet hatten, beeindruckte mich sehr. Vor allem das Bewusstsein, dass sie Wegbereiter für die zentrale Woche des Weltjugendtags waren und diese Aufgabe mit größtem Engagement erfüllen wollten, hinterließ nachhaltigen Eindruck.
Auch die damit verbundene Demut und Besinnung auf den eigenen Dienst an diesem Ort hat mich nachdenklich auf mein Leben schauen lassen und mir manche Bereiche gezeigt, an denen die Demut im Dienst fehlt. Wo ich unzufrieden bin mit meiner Stelle, meiner Aufgabe und meinem Wirkungsbereich. Ich bin dankbar für das Zeugnis meiner Gastfamilie, dass Gott seine Arbeiter versorgt, ihnen je eigene Aufgaben im Alltag und für das Leben gibt und er jeden einzelnen von uns an seiner Stelle braucht. Und dankbar dafür, dass die Hinrichtung auf Jesus Christus uns zueinander führt und uns voneinander lernen lässt.

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