Am 16. Juli wird der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich den Jesuiten Philipp Jeningenin Ellwangen seligsprechen. „In unserer säkularen Zeit ist eine Seligsprechung etwas Außergewöhnliches“, so Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart. „Sie weist aber darauf hin, dass durch Menschen, die ihr ganzes Leben für das Evangelium einsetzen, wieder Hoffnung und Zuversicht in die Welt kommen können.“ Pater Jeningen setzte sich in der schwierigen Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg dafür ein, die geistliche Not des Volkes zu lindern. „Mehr vermag ich nicht zu tun, als mein Leben für meine Ellwanger hinzugeben“, lautet ein von ihm überliefertes Zitat.
Viertes von elf Kindern
Philipp Jeningen wurde am 5. Januar 1642 als viertes von elf Kindern eines Goldschmieds im oberbayrischen Eichstätt geboren und besuchte das dortige Jesuitengymnasium. Bereits als Schüler hegte er den Wunsch, in die Gesellschaft Jesu einzutreten, um als Missionar nach Indien zu gehen, was ihm aber von der Familie untersagt wurde. Erst 1663 erteilte sein Vater ihm die notwendige Erlaubnis, und so schloss sich Jeningen mit 21 Jahren, nachdem er bereits in Ingolstadt Philosophie studiert hatte, der Gesellschaft Jesu an. Nach dem zweijährigen Noviziat in Landsberg kehrte er zum Theologiestudium nach Ingolstadt zurück. Mit 30 Jahren wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht und war anschließend als Lehrer für Griechisch, Latein und Religion in Altötting, Mindelheim und Dillingen tätig. 1677 legte er die Ewige Profess ab.
An seinem Traum, auf den Spuren seines berühmten Ordensbruders Franz Xaver in Indien tätig zu werden, hielt Pater Jeningen lange fest. Bis 1701 sandte er über 20 Briefe an den Generaloberen mit dieser Bitte, erhielt aber immer wieder dieselbe Antwort: Sein Missionsland sei Deutschland.
Zunehmender Pilgerstrom
Seit 1680 betreute er die Marienwallfahrt auf dem Schönenberg in Ellwangen. Diese Wallfahrt ging auf das Jahr 1638 zurück, als zwei Jesuiten dort in der Notzeit des Dreißigjährigen Krieges bei einem Holzkreuz und einer Marienstatue zum Gebet eingeladen hatten. Später entstand eine Lorettokapelle und es entwickelte sich eine kleine Wallfahrt. Mit der Ankunft von Pater Jeningen nahm der Pilgerstrom zu, so dass der Fürstpropst von Ellwangen, Johan Christoph Adelmann von Adelsmannsfelden, veranlasste, über der kleinen Kapelle eine Barockkirche erbauen zu lassen. Sie wurde zu einem wichtigen Ort für die Rekatholisierung des nordöstlichen Schwabenlandes.
Jeningen liebte die Volksmission
Die Volksmission lag Pater Jeningen sehr am Herzen, und so begann er zusammen mit einem Laienbruder in den umliegenden Bistümern Augsburg, Konstanz, Eichstätt und Würzburg von Dorf zu Dorf zu ziehen, um zu predigen und die katholische Glaubenspraxis wieder aufzubauen. Dabei setzte er vor allem auf ein glaubwürdiges persönliches Lebenszeugnis. Er lebte einfach und asketisch, behandelte alle Menschen humorvoll und liebenswürdig und lebte gleichzeitig eine tiefe Frömmigkeit, im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung.
Dies verschaffte ihm die Hochachtung vieler Menschen und sorgte für seine Beliebtheit bei Erwachsenen und Kindern. Als „guter Pater Philipp“ kam er bereits zu Lebzeiten in den Ruf der Heiligkeit; ihm wurde die Gabe der Wunderheilung und der Zukunftsschau zugesprochen. Sein Tagebuch und seine Briefe zeigen seine tiefe mystische Begabung und Frömmigkeit, die stets einen großen Realitätsbezug hatte. So schrieb er: „Es gibt in dieser Welt keinen größeren Gewinn, als aus Liebe zu Gott und zur seligsten Jungfrau Maria zu leiden und die Welt ständig zu verachten, die nicht leiden will und dennoch leiden muss und leiden wird in Ewigkeit. Wirklich gut sind Leiden, die das Herz und das Verhalten in Ordnung bringen und uns selber absterben lassen, damit das ewige Leben umso mehr in uns sich festige.“
Pater Philipp Jeningen starb am 8. Februar 1704 in Ellwangen, wo er im Kreuzgang der Stiftskirche St. Vitus beigesetzt wurde. 1953 wurden seine Gebeine in die Marienkapelle derselben Kirche umgebettet.
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