In der kanadischen Provinz Quebec liegt das Nationalheiligtum Notre-Dame-du-Cap. Hier liegt der Franziskaner Frédéric Janssoone begraben, der als Mitbegründer des Wallfahrtsortes und Erneuerer des Franziskanerordens in Kanada gilt. Sein Gedenktag ist der 4. August.
Frédéric Janssoone wurde am 19. November 1838 in Ghyvelde bei Dünkirchen in Frankreich nahe der belgischen Grenze geboren; er war das jüngste von acht Kindern flämischsprachiger Bauern. Mit 13 Jahren trat er in das Knabenseminar ein, musste es aber 1855 wieder verlassen, da seine verwitwete Mutter Hilfe brauchte. Er nahm Arbeit als reisender Stoffhändler an und brachte es aufgrund seines Geschäftssinns schnell zu einem gewissen Wohlstand.
Militärgeistlicher und großer Prediger
Mit 23 Jahren, nach dem Tod seiner Mutter, nahm Frédéric die Studien wieder auf und trat am 26. Juni 1864 in den Franziskanerorden in Amiens ein. 1870 wurde er aufgrund des Deutsch-Französischen Krieges vorzeitig zum Priester geweiht und als Militärkaplan eingesetzt. 1873 wurde er Oberer des Konvents in Bordeaux, fühlte sich aber in dieser Rolle nicht wohl und wurde ein Jahr später freigestellt, um Homiletik zu studieren – er hielt bis an sein Lebensende hervorragende Predigten.
1876 schloss sich Pater Frédéric der Kustodie des Heiligen Landes an und wurde nach Kairo entsandt. Anschließend war er zehn Jahre lang als Assistent des Kustos in Jerusalem tätig, wo er für die Verwaltung der Liegenschaften der Kustodie verantwortlich war und die Regeln für die Nutzung der heiligen Stätten durch Christen verschiedener Riten entwarf. Außerdem wurde er ein hervorragender Pilgerführer und leitete Heilig-Land-Besuche für Christen aus aller Welt. Bei dieser Aufgabe traf er am 31. März 1881 mit Léon Abel Provancher zusammen, einem Priester und bekannten Naturforscher aus der Diözese Quebec.
Kollekte für das Heilige Land
Dieser nahm Pater Frédéric im August 1881 mit nach Kanada, um Gelder für die Kustodie des Heiligen Landes zu sammeln. Die Reise wurde ein voller Erfolg; bis heute hat sich in Kanada der Brauch erhalten, eine Karfreitagskollekte für das Heilige Land durchzuführen. Erschöpft und krank kehrte Pater Frédéric im Mai 1882 nach Jerusalem zurück, wo er die nächsten sechs Jahre blieb. Die kanadischen Katholiken, bei denen er einen großen Eindruck hinterlassen hatte, baten jedoch inständig um seine Rückkehr, so dass er 1888 erneut das Schiff nach Kanada bestieg, um endgültig dort zu bleiben. Von seinem Standort in Trois-Rivières aus gründete er eine Franziskanergemeinschaft und widmete sich der Missionsarbeit in der Diözese Quebec, bis hin nach Neuengland.
In den ersten 14 Jahren in der Neuen Welt organisierte Pater Frédéric zahlreiche Wallfahrten zum Marienheiligtum Notre-Dame-du-Cap, das so zu einem der meistbesuchten Wallfahrtsorte in Kanada wurde. Er organisierte Zug- und Schiffsreisen zu dem Heiligtum, leitete die Pilger im Gebet an und weihte sie Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz. Von einem lokalen Marienschrein wurde Notre-Dame-du-Cap zum Nationalheiligtum.
Ein zweiter Fanz von Assisi
Von 1895 bis 1910 unternahm Pater Frédéric Spendenreisen durch die Provinz Quebec, um die Arbeit der Franziskaner in Kanada und im Heiligen Land zu unterstützen. Er zog von Gemeinde zu Gemeinde, schlief auf dem Boden und trotzte Hitze und Unwettern, schlechten Straßenverhältnissen und scharfen Wachhunden auf einsamen Farmen. Er sammelte nicht nur Spenden, sondern besuchte auch Kranke und Notleidende und spendete die Sakramente. In den Pfarrkirchen zog er viele Menschen mit seinen eindrücklichen Predigten an. Die Menschen hatten hohe Achtung vor ihm und sahen in ihm einen zweiten Franz von Assisi; er kam in den Ruf der Heiligkeit.
Die Nächte verbrachte Pater Frédéric meist schreibend und opferte so seinen Schlaf. Er verfasste Bücher über das Leben Jesu und der Heiligen, gründete zwei Zeitschriften und verfasste zahlreiche Artikel. Erschöpft von der Arbeit und dem harten Leben und an Magenkrebs erkrankt, wurde Pater Frédéric im Juni 1916 bettlägerig. Er starb am 4. August, im Alter von 77 Jahren. Am 25. September 1988 wurde er von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
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