Das Konzentrationslager Dachau bei München wurde bereits im März 1933, kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, gegründet. Ab 1938 wurden in das zunächst für politische Gefangene vorgesehene Lager vermehrt Juden abtransportiert, nach Ausbruch des Krieges im Jahr 1939 dann auch viele Gefangene aus den besetzten Gebieten. Unter den Gefangenen befanden sich insgesamt 2 796 Geistliche, von denen 2 652 Katholiken waren. Etwa 1 800 von ihnen fanden im Lager einen gewaltsamen Tod. Bis heute wurden 56 dieser Geistlichen von der Kirche seliggesprochen, darunter der polnische Seminarist Bronislaw Kostkowski, dessen Gedenktag die Kirche am 27. November feiert.
Bronislaw Jerzy Kostkowski wurde am 11. März 1915 in Stolp – heute Słupsk – im nördlichen Hinterpommern geboren, wohin sein Vater Marcin Wladyslaw und seine Mutter Maria Kostkowski, die ursprünglich aus Piatkowo bei Kowalewo Pomorskie in Zentralpolen stammten, übergesiedelt waren. Bronislaw, das einzige Kind seiner Eltern, besuchte ab 1926 das Johannes-Gymnasium in Bromberg, dem heutigen Bydgoszcz, wo er sich neben der Schule in einer Marienbruderschaft engagierte, deren Leiter er schließlich wurde. Im Oktober 1936, mit 21 Jahren, trat er in das Priesterseminar in Leslau – heute Włocławek – ein, wo er sich drei Jahre lang auf das Priesteramt vorbereitete.
Standhafter Bischof
Das Priesterseminar war Bischof Michal Kozal unterstellt, der später ebenfalls in Dachau ermordet und von der Kirche seliggesprochen wurde. Er war ein sehr standhafter Mann, der sich nach der Invasion der deutschen Truppen in Polen am 1. September 1939 weigerte zu fliehen, an der Seite der Menschen in seiner Diözese blieb und gegen die kirchenfeindlichen Machenschaften der Besatzer protestierte. Bereits nach zwei Monaten, am 7. November 1939, wurde er von der Gestapo festgenommen, zusammen mit zahlreichen Priestern seiner Diözese und sämtlichen Professoren und Seminaristen des Priesterseminars, darunter auch Bronislaw Kostkowski.
Alle kamen zunächst in das Gefängnis von Leslau, wo sie unter sehr harten Bedingungen festgehalten und verhört wurden. Als die Gestapo-Beamten herausfanden, dass Bronislaw Kostkowski auf deutschem Reichsgebiet geboren worden war, boten sie ihm die Freilassung an – unter der Voraussetzung, dass er aus dem Seminar austrete und sein Vorhaben, Priester zu werden, aufgebe. Ohne zu zögern, lehnte Bronislaw das Angebot ab und nahm alle Konsequenzen seiner Entscheidung auf sich. In einem Brief an seine Familie schrieb er aus der Gefangenschaft: „Eher würde ich den Tod wählen, als der Berufung untreu zu werden, mit der mich Gott gesegnet hat.“
Von Sachsenhausen nach Dachau
Danach begann für den Seminaristen eine bedrückende Reise als Gefangener mit mehreren Stationen: zunächst von Leslau nach Lad, wo die Besatzer eine ehemalige Zisterzienserabtei in eine Internierungsanstalt umgewandelt hatten. Am 26. August 1940 begann sein Abtransport in das Konzentrationslager Sachsenhausen, von wo aus er am 14. Dezember in Dachau kam, wo er unter der Nummer 22 828 registriert wurde.
Dass Bronislaw Kostkowski sich seiner aussichtslosen Lage sehr bewusst war, geht aus einem Brief hervor, den er an seine Eltern schrieb. Hier heißt es: „Ich bin auf das Schlimmste gefasst. Als ich in das Seminar eingetreten bin, war ich mir bewusst, dass man, wenn nötig, Gott sein Leben zum Opfer darbringen muss. Ich werde keinen Augenblick zögern, es für Gott und die Heimat darzubringen. Gottes Wille ist geschehen. Seid ruhig und stolz… Ihr wolltet einen Sohn, der Priester ist, warum solltet ihr ihn nicht Gott zum Opfer darbringen?“
Unter Qualen gestorben
Fast zwei Jahre lang ertrug Bronislaw Kostkowski das harte Leben im Konzentrationslager Dachau, gequält von Kälte, Hunger und Grausamkeiten der Wachleute. Schließlich erkrankte er an Tuberkulose und starb unter Qualen am 27. November 1942, im Alter von 27 Jahren. Zusammen mit 107 weiteren polnischen Märtyrern wurde er von Papst Johannes Paul II. am 13. Juni 1999 in Warschau seliggesprochen. Seit 2005 ist er der Schutzpatron seiner Heimatstadt Słupsk.
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