Heilige

Der Heilige Papst Simplicius - 07. März

Papst Simplicius
Foto: N.N.

Auf dem Coelius in Rom liegt die Kirche „Santo Stefano Rotondo“: eine Rundkirche, die dem Erzmärtyrer Stephanus geweiht und schon seit 499 als Titelkirche bezeugt ist; der derzeitige Titelkardinal ist der emeritierte Erzbischof von München und Freising, Friedrich Kardinal Wetter. Unter seiner Schirmherrschaft wurde die Kirche, die Eigentum des „Collegium Germanicum et Hungaricum“ ist, aufwendig restauriert, so dass sie heute zu den schönsten Baudenkmälern der Spätantike zählt. Geweiht wurde die Kirche unter dem heiligen Papst Simplicius, in dessen Pontifikat das Jahr 476 fällt, das in der Geschichtsforschung symbolisch das Ende der Antike und den Beginn des Mittelalters markiert.

Dem Liber Pontificalis zufolge stammte Simplicius aus Tivoli, etwa 30 Kilometer östlich von Rom. Hier hatte zu den Glanzzeiten des Römischen Reiches, im 2. Jahrhundert, der Kaiser Hadrian seine Residenz erbauen lassen. Als Simplicius am 3. März 468 auf den Stuhl Petri gewählt wurde, waren diese Zeiten jedoch längst vorbei. Die kaiserliche Macht war im 3. Jahrhundert immer schwächer geworden, und mit dem Hunneneinbruch in Europa im Jahr 375 hatte eine große Migrationswelle germanischer Völker Mittel- und Südeuropa erfasst, die erst im 6. Jahrhundert zum Stillstand kommen sollte. Obwohl man um Rom hohe Schutzmauern erbaut hatte, machte die Völkerwanderung auch vor der Ewigen Stadt nicht Halt, die im Jahr 410 von den Vandalen geplündert wurde. Auf dem Boden des Römischen Reiches bildeten sich germanische Königreiche, von denen eines unter der Befehlsgewalt des Heerführers Odoaker stand. Er setzte 476 den letzten Kaiser Romulus Augustulus ab und erhob sich zum König von Italien. Die Stadt Rom, so schrieb Gregorovius im 19. Jahrhundert, „sank jetzt tatsächlich zu einer Provinzstadt herab: ihre stolzen Monumente fielen in immer tieferen Ruin, und ihr letztes politisches und bürgerliches Leben erstarb. Aber das Papsttum, vom Kaiser des Abendlandes befreit, erstand, und die Kirche Roms wuchs unter Trümmern mächtig empor.“

Simplicius brachte zunächst Ordnung in die kirchlichen Strukturen der verwüsteten westlichen Welt. Er ernannte den ersten päpstlichen Nuntius der Geschichte – Bischof Zeno von Sevilla –, um die päpstlichen Machtbefugnisse auch lokal einfacher wahrnehmen zu können. Außerdem ließ er in Rom neue Kirchen errichten und stellte eine Ordnung auf, nach der die in Rom ansässigen Kleriker dazu bestimmt wurden, regelmäßig in den vier großen Basiliken – dem Petersdom, der Laterankirche, Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern – die Messe zu feiern und die Sakramente der Taufe und der Buße zu spenden.

In der Lehre verteidigte Simplicius die auf dem Konzil von Chalkedon im Jahr 451 getroffene Entscheidung für die Zweinaturenlehre – Christus hat eine göttliche und eine menschliche Natur – gegen die Irrlehre der Monophysiten, die gegen das Konzil an ihrer Auffassung festhielten, dass Christus nur eine einzige, nämlich die göttliche, Natur habe.

Das Liber Pontificalis gibt als den Tag des Begräbnisses von Simplicius den 10. März 483 an, und unter diesem Datum ist auch sein Gedenktag im Martyrologium Romanum vermerkt mit dem Hinweis: „Im Petersdom zu Rom der heilige Papst Simplicius, der zu der Zeit der Invasion der Barbaren in Italien und Rom die Notleidenden tröstete, die Einheit der Kirche unterstützte und den Glauben festigte.“

Nach Simplicius‘ Tod versuchte Odoaker, die Wahl seines Nachfolgers zu beeinflussen, indem er durch den Stadtpräfekten verkünden ließ, Simplicius habe ihn gebeten, keinen neuen Bischof von Rom ohne Zustimmung des Königs zu weihen. Diesem Übergriff der Staatsgewalt auf die inneren Angelegenheiten der Kirche widersetzte sich jedoch der wahlberechtigte römische Klerus erfolgreich durch den Verweis auf ein Edikt des Kaisers Honorius vom Beginn des 5. Jahrhunderts: Dies besagte, dass nur der als Bischof von Rom anerkannt werden kann, der nach geltendem Kirchenrecht mit göttlicher Zustimmung und universalem Konsens gewählt ist.

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