Für die meisten Päpste des Frühmittelalters ist die Petersbasilika in Rom als Bestattungsort überliefert. Durch ihren Abriss und Neubau nach dem Jahr 1500 sind diese frühen Papstgräber jedoch überwiegend zerstört und heute nicht mehr lokalisierbar. Das gilt auch für das Grab von Gregor II., der von 715 bis 731 auf dem Stuhl Petri saß. Er spielt für die Kirche in Deutschland eine große Rolle, da er dem heiligen Bonifatius die Missionsvollmacht über die germanischen Völker erteilte. Sein Gedenktag ist der 11. Februar.
Historischer Besuch in der Ostkirche
Gregor II. wurde 669 in Rom geboren, wo die Savelli – bis ins 18. Jahrhundert hinein eine der bedeutendsten römischen Adelsfamilien – ihn unter ihre Ahnen zählten. Nach seiner Diakonweihe war er am päpstlichen Hof als Bibliothekar tätig. 710 begleitete er Papst Konstantin nach Byzanz, um die Ergebnisse der Trullanischen Synode, die zu Spannungen zwischen Ost- und Westkirche geführt hatten, zu bestätigen. Der Erfolg dieser Mission war vor allem Gregor zu verdanken, der eine für beide Seiten annehmbare Kompromisslösung vorschlug. Die Reise war rückblickend auch deshalb von großer Bedeutung, weil es für über 1 250 Jahre der letzte Besuch eines Papstes in der Ostkirche war – bis hin zur historischen Begegnung zwischen Paul VI. und dem Patriarchen Athenagoras.
Am 19. Mai 715 bestieg Gregor II. den Stuhl Petri. Noch im selben Jahr begab sich der bairische Stammesherzog Theodo II. mit einer Gesandtschaft auf Pilgerreise über die Alpen nach Rom, um die bairische Kirchenprovinz neu zu organisieren. So entstanden die ersten Pläne zur Gründung der vier Bistümer Regensburg, Passau, Freising und Salzburg, die zwei Jahrzehnte später durchgeführt wurde. Zur Schlüsselfigur in der Neuordnung und Missionierung Germaniens wurde der britische Benediktinermönch Wynfreth, der den Papst im Jahr 719 aufsuchte. Am 15. Mai sandte Gregor II. ihn über die Alpen, um „den ungläubigen Völkern das Geheimnis des Glaubens bekannt zu machen“ und gab ihm im Rahmen dieser Mission den Namen „Bonifatius“.
Ermordung des Papstes durch den byzantinischen Kaiser Leo III. angeordnet
Probleme hatte Gregor II. mit dem byzantinischen Kaiser Leo III., der mehrere Dekrete gegen die Bilderverehrung erließ und damit große Empörung in der Bevölkerung auslöste und den Patriarchen von Konstantinopel gegen sich aufbrachte. Leo III. erhoffte sich für die unpopulären Maßnahmen Unterstützung aus dem Westen und wandte sich an Gregor II., bekam von diesem jedoch eine Abfuhr: Der Papst berief ein Konzil ein, das die Bilderverehrung für rechtmäßig erklärte und den byzantinischen Herrscher aufforderte, sich aus Glaubensfragen herauszuhalten. Gleichzeitig protestierte Gregor gegen den starken Steuerdruck, den Leo III. auf die westlichen Gebiete ausübte, die unter byzantinischer Herrschaft standen. Schließlich drohte Leo III., den Papst abzusetzen, und gab im Jahr 727 sogar den Auftrag, ihn zu ermorden.
Der Papstmord wurde vereitelt durch langobardische Truppen unter dem katholischen Fürsten Luitprand, die damals fast ganz Italien besetzten. Luitprand nutzte die Gunst der Stunde und zog mit seinen Soldaten nach Rom, um auch die Ewige Stadt einzunehmen.
Gegner schenkt dem Papst Gebiete
Gregor, der bereits zu Beginn seines Pontifikats versucht hatte, die Stadtmauern zu befestigen, um die Langobarden fernzuhalten – dieses Projekt war an einer Tiberflut gescheitert, die der Bausubstanz großen Schaden zufügte –, verstand, dass er mit Gewalt nichts gegen die Langobarden ausrichten würde, und wählte eine kluge defensive Taktik: Er reiste Luitprand entgegen und überzeugte ihn, seine Krone und sein Schwert vor dem Nachfolger Petri niederzulegen. Luitprand soll daraufhin nicht nur auf die Einnahme Roms verzichtet, sondern Gregor sogar einige befestigte Orte im Umfeld der Stadt geschenkt haben, die für deren strategischen Schutz bedeutend waren.
In der Folgezeit bemühte sich Gregor bis zu seinem Tod am 11. Februar 731 um eine Wiederherstellung der guten Beziehungen zum Oströmischen Reich.
Er wird sowohl von der katholischen Kirche als auch von der Orthodoxie als Heiliger verehrt.
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