26. April: Der Wochenheilige

Der heilige Papst Anaklet I.

Der Römische Kanon enthält zwei Listen mit insgesamt 41 Namen von Heiligen der frühen Kirche. Zu diesen „Kanonheiligen“ gehört auch Papst Anaklet I., im Messkanon kurz „Kletus“ genannt.
Der heilige Papst Anaklet I.
Foto: IN | Während Anaklet Vorsteher der wachsenden christlichen Gemeinde von Rom war, erlebte die damals noch heidnische Stadt ein Großereignis: die Einweihung des Kolosseums, des größten Amphitheaters der Welt.

Das Eucharistische Hochgebet ist „von seinem Wesen her gleichsam der Höhepunkt“ der Messfeier, wie es in der 2004 veröffentlichten Instruktion „Redemptionis sacramentum“ heißt. Bis zur Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils gab es nur ein Eucharistisches Hochgebet, den sogenannten Römischen Kanon. Er ist in der heutigen Form seit dem Frühmittelalter bezeugt und enthält zwei Listen mit insgesamt 41 Namen von Heiligen der frühen Kirche, die wohl auf Papst Gregor den Großen zurückgehen und die Gemeinschaft der Gläubigen zum Ausdruck bringen sollen. Zu diesen „Kanonheiligen“ gehört auch Papst Anaklet I., im Messkanon kurz „Kletus“ genannt.

Lesen Sie auch:

Freigelassener Sklave, geboren in Rom

Der Name „Anaklet“ lässt auf eine griechische Herkunft seiner Familie schließen. Einer Legende zufolge stammte er aus Athen, wo es bereits im 1. Jahrhundert eine christliche Gemeinde gegeben haben soll. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er – genau wie sein Nachfolger Clemens – ein freigelassener Sklave war, der in Rom geboren wurde. Viele freigelassene Sklaven waren hochgebildet und spielten auch in der frühen christlichen Gemeinde in Rom, in der bis ins dritte Jahrhundert vorwiegend Griechisch gesprochen wurde, eine bedeutende Rolle.

Bereits im zweiten Jahrhundert erstellte der Kirchenvater Irenäus von Lyon eine Liste der römischen Bischöfe. Er schreibt, dass Anaklet im Jahr 80 auf Linus, den direkten Nachfolger des Apostels Petrus, folgte, und nach ihm im Jahr 88 Clemens Bischof von Rom wurde. Irenäus' Liste wurde im vierten Jahrhundert von Eusebius von Caesarea bestätigt. Das Liber pontificalis dagegen unterschied – wohl aufgrund des Fehlers eines Kopisten – über Jahrhunderte hinweg zwischen zwei Personen mit Namen Kletus und Anaklet und ordnete ihnen verschiedene Gedenktage zu: am 26. April und am 13. Juli. Auf der Grundlage der Forschungen des französischen Kirchenhistorikers Louis Duchesne, der zeigen konnte, dass es sich bei Kletus und Anaklet um ein und dieselbe Person handelt, hob die römische Ritenkongregation den Gedenktag am 13. Juli auf und ließ nur den 26. April bestehen, als Gedenktag für den zweiten Nachfolger des Apostels Petrus.

Mit dem Petersdom steht Anaklets Name in enger Verbindung

Während Anaklet Vorsteher der wachsenden christlichen Gemeinde von Rom war, erlebte die damals noch heidnische Stadt ein Großereignis: die Einweihung des Kolosseums, des größten Amphitheaters der Welt, das Kaiser Titus im Jahr 80 vollenden ließ. Wie der antike Historiker Cassius Dio berichtet, dauerten die Feierlichkeiten 100 Tage, mit Gladiatorenspielen, nachgestellten Seeschlachten und Tierkämpfen. Die große Tragik des Kolosseums liegt nicht nur darin, dass unzählige Menschen dort bis zum Verbot der Spiele zu Beginn des fünften Jahrhunderts grausam ums Leben kamen, sondern auch darin, dass der Monumentalbau großenteils aus der Beute des Jüdischen Krieges, unter anderem aus dem Schatz des im Jahre 70 zerstörten Jerusalemer Tempels, finanziert worden war. Im 18. Jahrhundert erklärte Papst Benedikt XIV. das Kolosseum zur heiligen Stätte der Märtyrer. So erlebte Anaklet die Einweihung des Bauwerks, in dem seine Nachfolger in unserer Zeit am Karfreitag feierlich den Kreuzweg beten.

Auch mit dem Petersdom steht Anaklets Name in enger Verbindung. Dieser wurde zwar erst zu Beginn des vierten Jahrhunderts unter Kaiser Konstantin errichtet, aber literarische und archäologische Zeugnisse belegen, dass das Petrusgrab von frühester Zeit an bei der Nekropole am Vatikanhügel verehrt wurde.

Starb er als Märtyrer unter Kaiser Domitian?

So soll Anaklet eine erste „memoria“, eine Gedenkstätte, über dem Grab errichtet haben. Auch er selbst hat dort der Überlieferung zufolge seine letzte Ruhestätte gefunden. Möglich, aber ebenfalls historisch nicht gesichert ist, dass Anaklet als Märtyrer in der Christenverfolgung unter Kaiser Domitian starb. Auf jeden Fall wurde der zweite Nachfolger Petri nach seinem Tod in Rom sehr verehrt, denn nur so lässt sich erklären, dass er zu den 41 Heiligen der frühen Kirche gehört, die Eingang in den Römischen Messkanon gefunden haben.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Claudia Kock Benedikt XIV. Benedikt XVI. Bischof Heilige Kaiser Domitian Kaiser Titus Karfreitag Päpste Zweites Vatikanisches Konzil

Weitere Artikel

Manfred Lütz sieht im verstorbenen Papst einen genialen Denker, der in der Öffentlichkeit oft falsch dargestellt wurde. Seine Erinnerungen teilt er in einem Exklusivbeitrag für die „Tagespost“.
04.01.2023, 11 Uhr
Vorabmeldung

Kirche

Wie kann Gott das Böse zum Guten gereichen? Dieser Frage widmet sich Guido Rodheudt in der 58. Folge des Katechismuspodcasts.
01.06.2023, 14 Uhr
Meldung
Simeon wurde 1042 durch Papst Benedikt IX. heilig gesprochen.
01.06.2023, 09 Uhr
Claudia Kock
Wie kann ein guter Gott das viele Böse in der Welt nur zulassen? Mit der Theodizeefrage befasst sich in der 57. Folge des Katechismuspodcasts Guido Rodheudt.
31.05.2023, 14 Uhr
Meldung
Leon Albert ist Team-Mitglied von Pfingsten_Ulm23 und hat bei dem Glaubens-Event das Firmsakrament empfangen.
01.06.2023, 11 Uhr
José García