Am 12. Mai 2013 nahm Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom die ersten Heiligsprechungen seines Pontifikats vor, darunter die der Kolumbianerin Laura Montoya y Upegui. Sie ist die erste kanonisierte Heilige des südamerikanischen Landes und Gründerin eines Schwesternordens, der in Süd- und Mittelamerika vor allem unter der indigenen Bevölkerung tätig ist, wo die Schwestern als „Lauritas“ bekannt sind. Ihr Gedenktag ist der 21. Oktober.
Laura Montoya y Upegui wurde am 26. Mai 1874 in Jericó, einem kleinen Ort im Nordwesten von Kolumbien, geboren. Ihre Eltern waren sehr fromme Katholiken: Bereits vier Stunden nach ihrer Geburt wurde die kleine Laura getauft; den Namen wählte der Pfarrer. Als Laura drei Jahre alt war, wurde ihr Vater ermordet. Ihre Mutter verdiente sich danach den Lebensunterhalt als Lehrerin in den kolumbianischen Anden, während Laura bei ihren Großeltern mütterlicherseits aufwuchs, in dem Andendorf Amalfi. Sie erhielt eine solide christliche Erziehung und wurde bereits mit sieben Jahren zur Erstkommunion zugelassen. Nach der Schulzeit besuchte sie das Lehrerinnenseminar in der Hauptstadt Medellín.
Berufung zum Ordensleben
Bis 1909 unterrichtete sie an verschiedenen Orten, zuletzt in einem Internat in Medellín. Gleichzeitig verspürte sie seit ihrer Kindheit eine Berufung zum Ordensleben, wobei sie zwischen dem Wunsch, als Karmelitin in Klausur zu leben, und der Mission hin- und hergerissen war. 1907, mit 33 Jahren, hatte sie ein mystisches Erlebnis, das ihr den zukünftigen Weg zeigte. Sie schrieb: „Neulich habe ich mich in Gott gesehen, und es war, als würde er mich mit seiner Vaterschaft umhüllen und mich so zur Mutter der Ungläubigen machen. Es war, als wüchsen in mir Kinder heran, die ich nicht kannte und die ich von dem Augenblick ,meine Wunde‘ nannte.“ Sie verstand, dass diese „Kinder“ die Angehörigen der indigenen Bevölkerung waren, die zu einem großen Teil nicht evangelisiert war.
1908 reiste sie zusammen mit zwei weiteren Frauen und einem Priester in das Gebiet der Embera-Chami, einem indigenen Stamm im nordwestlichen Kolumbien, wo die Gruppe große Missionserfolge verzeichnen konnte: 72 Embera-Chamí ließen sich taufen. Mit diesem Erlebnis fiel ihre Entscheidung, die Mission der Klausur vorzuziehen.
Suche nach Gefährtinnen
Nach Medellín zurückgekehrt, begann sie, Gefährtinnen zu suchen für ein Werk, dem sie zunächst den Namen „Obra de los Indios“ gab und das schließlich zur Gründung einer Kongregation mit dem Namen „Missionarinnen der Unbefleckten Empfängnis Mariens und der heiligen Katharina von Siena“ führte. Diese wurde 1916 kirchenrechtlich anerkannt. Laura fügte ihrem Taufnamen den Ordensnamen „von der heiligen Katharina von Siena“ hinzu und legte 1917 die einfache und 1924, mit 50 Jahren, die ewige Profess ab. Die Kongregation verbreitete sich sehr schnell; noch zu Lebzeiten der Gründerin entstanden über hundert Ordenshäuser mit mehreren hundert Schwestern in Kolumbien, Ecuador und Venezuela.
Die Schwestern sollten wie Indios leben
Das Besondere am Missionsstil der neuen Kongregation war, dass die Schwestern der indigenen Bevölkerung keinen europäischen Lebensstil auferlegen wollten – wie es damals noch gängige Praxis war –, sondern bestrebt waren, die Indios in ihrem eigenen Lebensumwelt und ihrer eigenen Erfahrungswelt wertzuschätzen und anzuerkennen. Die Indios sollten keine Europäer werden, sondern die Schwestern sollten wie Indios leben. „Sie haben keine Kirchen, aber sie haben die Natur“, schrieb Mutter Laura. „Überall ist die Gegenwart Gottes deutlich zu erkennen, und die Liebe muss ihn dort suchen und verehren, wo sie ihm begegnet.“ Diese Art der Mission brach mit gängigen Mustern der damaligen Zeit, daher waren Mutter Laura und ihre Schwestern auch von Seiten vieler Kirchenoberer und Gläubiger nicht geringer Kritik ausgesetzt. Letztlich revolutionierte sie jedoch mit ihrer Sichtweise das Missionsverständnis der Kirche.
Bis 1929 war Mutter Laura Generaloberin der Kongregation. Dann wurde sie abgewählt und 1938 wieder in das Amt eingesetzt, das sie bis zu ihrem Tod innehatte. Sie war in den letzten neun Lebensjahren an den Rollstuhl gefesselt und starb am 21. Oktober 1949 nach langem Leiden.
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