Am 27. September spricht der Erzbischof von Lódz, Kardinal Grzegorz Rys, im Auftrag von Papst Leo XIV. den griechisch-katholischen Märtyrer Petro Pawlo Oros in Bilky, einem 8.000-Seelen-Dorf, in den ukrainischen Karpaten, selig. Das Martyrium des unter dem sowjetischen Regime ermordeten Priesters war bereits am 5. August 2022 anerkannt worden, aber die ursprünglich für den 3. Mai vorgesehene Seligsprechung musste wegen des Todes von Papst Franziskus verschoben werden.
Petro Pawlo Oros’ Leben spielte sich im Karpatengebiet zwischen Ungarn, der Ukraine und der Slowakei ab. Er wurde am 14. Juli 1917 in dem ungarischen Dorf Biri geboren, das damals zum Habsburgerreich gehörte. Sein Vater, ein griechisch-katholischer Priester, starb, als Petro Pawel zwei Jahre alt war; mit neun Jahren verlor er auch seine Mutter. Anschließend wuchs er erst im Haus seiner Taufpatin auf, die ebenfalls mit einem griechisch-katholischen Priester verheiratet war, und anschließend in der Familie eines weiteren Priesters. Petro Pawlo folgte der Familientradition und trat 1937, mit 20 Jahren, ebenfalls in das griechisch-katholische Priesterseminar von Uschhorod ein, damals Hauptstadt der autonomen Karpatenukraine.
Eifriger Seelsorger
Am 18. Juni 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, wurde er zum Priester der griechisch-katholischen Eparchie von Mukatschewe geweiht und war anschließend als Kaplan in den Dörfern Velyki Komyaty und Maly Komyaty tätig, wo er sich durch großen Eifer in der Seelsorge und seine Liebe zu den Armen auszeichnete. 1943 nahm er an einem Ausbildungskurs für Militärseelsorger in Kosice teil, kehrte danach aber in seine Pfarrei zurück.
1944 wurde das Gebiet von der Roten Armee besetzt, in die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik eingegliedert und damit Teil der Sowjetunion. Die griechisch-katholische Kirche geriet zunehmend unter Druck, da man sie aufgrund ihrer Treue zu Rom als prowestlich und damit als staatsgefährdend betrachtete. Auch Petro Pawlo Oros wurde nahegelegt, zur russisch-orthodoxen Kirche zu konvertieren, was er jedoch ablehnte. Ab 1946 war er Pfarrer in Bilky. Als 1949 alle griechisch-katholischen Kirchen geschlossen und die Eparchie von Mukatschewe aufgehoben wurde, setzte er seine pastorale Tätigkeit im Untergrund fort. Er kannte die Gefahr, der er täglich ausgesetzt war, und wusste, dass der sowjetische Geheimdienst ihn überwachen würde. Obwohl er jederzeit damit rechnen musste, verhaftet zu werden, kümmerte er sich weiterhin um die Seelsorge der griechisch-katholischen Gläubigen und spendete im Verborgenen die Sakramente.
Ein Rosenkranz für den Offizier
Vier Jahre lang ging alles gut, bis Petro Pawlo Oros im Mai 1953 festgenommen und in Uschhorod neun Tage lang inhaftiert wurde. Nach seiner Haftentlassung fragte man ihn, ob er geschlagen worden sei, woraufhin er entgegnete: „Nein, sie haben mich nicht geschlagen. Im Gegenteil, ich habe Exerzitien für sie gehalten. Hohe Offiziere sind gekommen und haben mir Fragen über die Religion gestellt, über die Unterschiede zwischen unserem Glauben und der Orthodoxie und was die Eucharistie und die Beichte sind. Ich habe ihnen alles erklärt. Sie haben mich nicht geschlagen.“ Er habe einem Offizier sogar einen Rosenkranz geschenkt und ihm beigebracht, wie man ihn betet.
Als wenig später erneut ein Haftbefehl gegen ihn gestellt wurde, tauchte er unter. Am 28. August 1953 wurde er, nachdem er gerade im Verborgenen die Göttliche Liturgie gefeiert hatte, am Bahnhof von Siltse von einem sowjetischen Polizisten gestellt und erschossen. Die Autoritäten versuchten, den Leichnam des sehr bekannten und beliebten Priesters heimlich zu beseitigen, indem sie ihn in der Stadt Irschawa unter einer Garage begraben ließen. In der griechisch-katholischen Gemeinde galt er von Anfang an als Märtyrer, und so wurden 1992 seine sterblichen Überreste exhumiert und nach Bilky überführt.
Einigen Quellen zufolge war Petro Pawlo Oros 1944 insgeheim zum Bischof von Mukatschewe geweiht worden, was allerdings vom vatikanischen Dikasterium für die Heilig- und Seligsprechungsprozesse nicht bestätigt wurde.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.