Am 17. März 1963 sprach Papst Johannes XXIII. Elizabeth Ann Seton selig. Zwölf Jahre später wurde sie von seinem Nachfolger Paul VI. heiliggesprochen. Sie ist die erste Nordamerikanerin, die zur Ehre der Altäre erhoben wurde. Zahlreiche Kirchen, Schulen, karitative Einrichtungen und eine Universität sind nach „Mother Seton“ benannt. In den Vereinigten Staaten ist sie eine Nationalheilige. Ihr Gedenktag ist der 4. Januar.
Engagiert für die Armen
Elizabeth Ann Bayley, so ihr Mädchenname, wurde am 28. August 1774 in New York City geboren; die Familien beider Elternteile gehörten zu den ersten europäischen Siedlern. Ihr Vater Richard Bayley war ein bekannter Chirurg hugenottischer Abstammung, ihre Mutter Catherine die Tochter eines anglikanischen Geistlichen. Die Familie gehörte der Episkopalkirche an. Als Elizabeth drei Jahre alt war, starb ihre Mutter, und ihr Vater heiratete eine Frau aus der Roosevelt-Familie. Als diese Ehe einige Jahre später in die Brüche ging, verstieß die Stiefmutter Elizabeth und ihre ältere Schwester, worunter Elizabeth sehr litt. Zudem hielt sich ihr Vater häufig in London auf, und die Schwestern wurden einem Onkel anvertraut.
Mit 19 Jahren heiratete Elizabeth, die sehr kultiviert und musisch begabt war, William Magee Seton, einen wohlhabenden jungen Geschäftsmann aus altem schottischem Adel. Sie lebten in einem eleganten Haus an der Wall Street und gehörten zu den Spitzen der New Yorker Gesellschaft. Elizabeth war tiefgläubig, engagierte sich in der Armenfürsorge und übernahm kirchliche Ehrenämter. Als Williams Vater starb, nahm das Paar Williams sechs jüngere Geschwister bei sich auf und zog sie mit den eigenen fünf Kindern groß.
Konversion in New York
Zwischen 1798 und 1800 kam es aufgrund von Auseinandersetzungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem revolutionären Frankreich zu einer Seeblockade, die dazu führte, dass Williams Firma bankrottging. Die Familie verlor ihr Haus und zog zu Elizabeths Vater. 1803 begleiteten Elizabeth und ihre älteste Tochter Anna Maria den an Tuberkulose erkrankten William nach Italien, da dieser sich auf Anraten der Ärzte in einem wärmeren Klima auskurieren sollte. Als er im Dezember desselben Jahres in Livorno starb, wurden Elizabeth und ihre Tochter von zwei Geschäftspartnern ihres Mannes, Filippo und Antonio Filicchi, aufgenommen. Durch diese lernten sie den katholischen Glauben kennen.
Nach ihrer Rückkehr nach New York wurde Elizabeth am 14. Mai 1805 in die katholische Kirche aufgenommen. Als die Nachricht von ihrer Konversion die Runde machte, musste sie die Höhere Töchterschule, die sie gegründet hatte, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, schließen, da die Schülerinnen von ihren Eltern abgezogen wurden.
An diesem Punkt trug Elizabeth sich mit dem Gedanken, nach Kanada auszuwandern, änderte aber ihre Pläne, nachdem sie dem Sulpizianer-Missionar Louis William Valentine Dubourg begegnete. Die Sulpizianer waren vor der Revolution in Frankreich in die Vereinigten Staaten geflohen und hatten dort gerade das erste Priesterseminar gegründet. Weitere katholische Schulen sollten folgen. 1809 nahm Elizabeth die Einladung der Ordensleute an, in Emmitsburg im Bundesstaat Maryland die erste katholische Mädchenschule aufzubauen.
Ordensgründung
Am 31. Juli desselben Jahres gründete Elizabeth die „Sisters of Charity of Saint Joseph“, um Kindern mittelloser Familien den Schulbesuch zu ermöglichen. Daraus entwickelte sich ein katholisches Schulsystem in den Vereinigten Staaten. 1811 nahm die Kongregation die Regel der Vinzentinerinnen an. Elizabeth, „Mother Seton“ genannt, widmete den Rest ihres Lebens dem Aufbau der Kongregation. Sie starb am 4. Januar 1821 mit 46 Jahren; ihre sterblichen Überreste befinden sich im Nationalheiligtum in Emmitsburg. Die Kongregation fusionierte 1850 mit den Vinzentinerinnen und wurde zu deren amerikanischem Zweig. Sie ist bis heute die mitgliederreichste Schwesternkongregation in den Vereinigten Staaten.
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