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Der selige Narcyz Putz

Er überlebte die Lagerhaft im Konzentrationslager Dachau und die Zwangsarbeit im Steinbruch nicht. Seinen Mitgefangenen war er ein geistlicher Vater.
Wochenheiliger Narcyz Putz
Foto: IMAGO/STL Studio Liebhart (www.imago-images.de) | Narcyz Putz starb 65-jährig im KZ Dachau.

„Es war, als ob der Erzengel Gabriel uns besucht und uns eine große Freude und Hoffnung angekündigt hätte“: Mit diesen Worten erinnerte sich der polnische Pfarrer Gerard Mizgalski an das Wirken seines Landsmannes Pfarrer Narcyz Putz während einer Typhusepidemie im Konzentrationslager Dachau, wo beide zur Zeit des Zweiten Weltkriegs interniert waren. Anders als Mizgalski überlebte Narcyz Putz die Lagerhaft nicht. Er wurde 1999 in Warschau von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Sein Gedenktag ist der 5. Dezember.

Narcyz Putz wurde am 28. Oktober 1877 in Sieraków unweit von Poznan, dem damaligen Posen, geboren; seine Eltern betrieben ein Wirtshaus. Nach dem Abitur trat er in das Posener Priesterseminar ein und empfing am 15. Dezember 1901 in Gnesen, dem heutigen Gniezno, die Priesterweihe.

Freund von Wissenschaft und Kultur

Von Anfang an verband er die Seelsorge mit politischer und kultureller Tätigkeit. Ab 1916 war er Mitglied der Polnischen Gesellschaft der Freunde der Wissenschaft. Als Pfarrer in Strzelce und in Bydgoszcz hielt er Vorträge über die Geschichte Polens und engagierte sich in der Genossenschaftsbewegung.

Seine besondere Aufmerksamkeit galt der Landbevölkerung, gleichzeitig nahm er am politischen und gesellschaftlichen Leben der Stadt teil. Ab 1920 vertrat er die Christlich-Nationale Arbeiterpartei im Stadtrat von Bydgoszcz, war Mitglied der städtischen Wirtschaftskommission und förderte das Theater, die Schule und die öffentliche Bibliothek.

Geistlich und gesellschaftlich-politisch engagiert

Dieselbe seelsorgerliche Tätigkeit, verbunden mit politischer Arbeit, setzte er ab 1925 als Pfarrer von Poznan fort. Er war ein gesuchter Prediger und Beichtvater, setzte sich für die katholische Presse ein, war Mitglied des Verwaltungsrates und Vorsitzender der Priester-Union der Erzdiözese Poznan. Von 1929 bis 1933 saß er im Stadtrat und übernahm Aufgaben in den Finanz- und Rechnungswesen-Ausschüssen sowie im Wahlkomitee. 1937, mit 60 Jahren, wurde Narcyz Putz zum Ehrendomkapitular der Erzdiözese ernannt.

Mit seinen Aktivitäten fiel Narcyz Putz nach dem Überfall auf Polen sofort ins Visier der deutschen Besatzer, die sich gezielt gegen die polnische Intelligenzija richteten, um sie zu eliminieren. Noch im September 1939 wurde er in Warschau inhaftiert, dann kurz freigelassen und drei Monate später erneut festgenommen.

Hoffnungsträger im KZ

Am 24. April 1940 befand er sich im ersten Transport polnischer Gefangener nach Dachau, von wo aus er am 6. Juni in das Konzentrationslager Gusen in Oberösterreich verlegt wurde. Trotz seiner angeschlagenen Gesundheit – er litt an einer Herzerkrankung und hatte nur eine Niere – wurde der mittlerweile 62-Jährige zur Schwerstarbeit im Steinbruch gezwungen und war ständigen Schikanen durch SS-Männer ausgesetzt.

Ein Mitgefangener bezeugte später, dass Narcyz Putz, obwohl er in Gusen „eine echte Hölle durchmachte“, für die Mitgefangenen „ein wahrer Vater und spiritueller Wächter“ gewesen sei. „Überall war er, organisierte Gebete und Andachten, brachte den Kameraden Hoffnung und stärkte den Wunsch zum Überleben.“

Am 8. Dezember 1940 kam Narcyz Putz zurück nach Dachau, wo er zur Arbeit in einer Kräuterplantage und in der Herstellung von Strumpfwaren eingesetzt wurde. Auch hier wurde er zum geistlichen Unterstützer seiner Mitgefangenen. Einer von ihnen erinnerte sich später an seinen ersten Abend im Lager: „Ich sah einen alten Mann, der in der großen Kolonne zum Appellplatz mitmarschierte. Der mir damals noch unbekannte Gefangene, Narcyz Putz, beeilte sich, uns zu begrüßen und uns zu trösten. Er hat immer gelächelt…“

Narcyz Putz
Narcyz Putz

Im Winter 1942 erkrankte der mittlerweile 65-jährige Priester, abgemagert und krank durch die langen Appelle in der Kälte, an einer Lungenentzündung. Sie wurde als offizielle Todesursache angegeben, als er Anfang Dezember starb. In Wirklichkeit, so einige Zeugen, habe man dem schwerkranken Priester Benzin injiziert und ihn auf diese Weise ermordet.

Am 8. Dezember, dem Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens, wurde sein Leichnam im Lagerkrematorium verbrannt. Seine Geschichte, die als Quelle diesem Artikel zugrunde liegt, ist neben der unzähliger weiterer Märtyrer auf der Webseite des Konzentrationslagers Dachau verwahrt.

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Claudia Kock Erzbistum Hamburg Johannes Paul II. Pfarrer und Pastoren Priesterseminare Päpste

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