So entstand der Orden der Augustiner-Eremiten, der vierte große Bettelorden neben den Karmeliten, den Franziskanern und den Dominikanern. Eine der Gemeinschaften, die in den Orden der Augustiner-Eremiten – 1963 in „Augustiner“ umbenannt – einflossen, waren die sogenannten „Jamboniten“, die vom seligen Johannes Bonus gegründet worden waren, dessen Gedenktag der 23. Oktober ist.
Johannes Bonus wurde um 1168 im norditalienischen Mantua geboren und verlor früh seinen Vater. Mit sechzehn Jahren verließ er seine Mutter und seine Heimatstadt, um in der großen weiten Welt sein Glück zu suchen. Er vagabundierte durch Italien und trat in Dörfern und auf den Märkten der Städte als Gaukler und Possenreißer auf.
So schlug er sich durchs Leben, stand oft im Mittelpunkt und brachte die Menschen zum Lachen, gehörte aber dem „fahrenden Volk“ an, das von der mittelalterlichen Ständegesellschaft ausgeschlossen war und als zwielichtig und kriminell betrachtet wurde. Als Johannes etwa 40 Jahre alt war gelobte er während einer schweren Krankheit, seinen Lebenswandel zu ändern und Buße zu tun. Nach seiner Genesung löste er das Versprechen ein und zog sich als Eremit in die Einsamkeit zurück.
Ab 1210 lebte er in einem trichterförmigen Tal unweit der Stadt Cesena als Asket in einer Tuffhöhle. In die Stadt ging er nur, um zu beichten und die Messe zu hören. Schon bald zog er die Neugier anderer Menschen auf sich, die bei ihm geistlichen Rat suchten – der Tradition zufolge war auch der junge Franz von Assisi unter ihnen. Einige junge Männer wählten ihn als geistlichen Vater und siedelten sich in seiner Nähe an, so dass eine Gemeinschaft von Eremiten entstand, die nach Johannes Bonus „Jamboniten“ genannt wurden. Der Ortsbischof Oddo von Cesena integrierte die Gemeinschaft offiziell in seine Diözese.
Zur selben Zeit, im Jahr 1215, fand das Vierte Laterankonzil statt, das bestimmte, dass keine neuen Ordensregeln verfasst werden durften; neue Ordensgemeinschaften mussten eine der bereits existierenden Regeln annehmen.
So wurden die Jamboniten unter die Regel des heiligen Augustinus aus dem fünften Jahrhundert gestellt.
In den folgenden Jahren expandierte die Gemeinschaft: Es kam zu Gründungen nicht nur in Norditalien, sondern auch in Österreich, in der Schweiz, in Bayern, Flandern und sogar in England. Johannes Bonus, der Zeit seines Lebens Analphabet blieb, war den Ansprüchen des Amtes des Generalpriors, in das er zunächst gewählt worden war, schließlich nicht mehr gewachsen; um Jahr 1243 gab er die Ordensleitung an einen Mitbruder ab.
Um Unabhängigkeit von den Ortsbischöfen zu erlangen, erwirkten die Jamboniten im Jahr 1246 von Papst Innozenz IV. eine Bulle, die sie unmittelbar dem Heiligen Stuhl unterstellte. Kurz darauf kam es zu einer Spaltung unter den verschiedenen Konventen, als einige sich von der Autorität des Mutterklosters in Cesena lösen wollten. Um ein Schisma zu vermeiden, wurde im Jahr 1249 ein Ordenskapitel einberufen, an dem auch der hochbetagte Johannes Bonus teilnahm. Er starb gegen Ende des Kapitels, am 16. Oktober, in einem Kloster vor den Toren seiner Heimatstadt Mantua. Wenige Jahre später gingen die Jamboniten im Orden der Augustiner-Eremiten auf.
Kurz nach seinem Tod wurde der Seligsprechungsprozess für den ehemaligen Gaukler und Possenreißer Johannes Bonus, der wie Augustinus einen tiefen Weg der Bekehrung gegangen war, eröffnet. Er wurde im Jahr 1483 von Papst Sixtus IV. seliggesprochen und liegt bis heute in der „Cappella dell'Incoronata“ beim Dom zu Mantua begraben.
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