Äthiopien spielte auf dem afrikanischen Kontinent stets eine besondere Rolle. Abgesehen von einer kurzen, unglückseligen Eroberung durch Mussolini war es nie Kolonie, sondern blickte mit Stolz auf mehrere Jahrtausende Eigenstaatlichkeit. Neben der Krone war es der christliche Glaube, der dem Land Zusammenhalt und Identität gab. Doch nun droht die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche zu zerbrechen: nicht an Glaubensfragen, sondern an einer politisch-ethnischen Intrige. Drei Erzbischöfe der Oromo-Region gingen vorsätzlich ins Schisma: Sie brachen mit ihrer Mutterkirche, errichteten ein eigenes Patriarchat auf ethnischer Grundlage und behaupteten, 26 neue Bischöfe geweiht zu haben.
Zerreißprobe für Äthiopien
Äthiopiens Regierung spielt mit dem Feuer des Nationalismus und vergreift sich dabei an der Kirche. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche ist apostolischen Ursprungs und die letzte starke Klammer, die das Land zusammenhält.
