Die fünfte Synodalversammlung beginnt mit mehreren Warnsignalen aus der Weltkirche. Die rote Karte für die Einrichtung eines Synodalen Ausschusses, die der Apostolische Nuntius den deutschen Bischöfe auftragsgemäß vorige Woche in Dresden überbrachte, zeigte, dass sich ein Sturm über den Katholiken in Deutschland zusammenbraut. Die gebetsmühlenhaften Vorwürfe des Synodalpräsidiums an die Adresse der Kurie und aller Kritiker, man habe nicht verstanden, worum es den deutschen Synodalen geht, fällt letztlich auf das Synodalpräsidium selbst zurück. Sollten Katholiken anderswo nach vier Synodalversammlungen und publizierten Texten in Hülle und Fülle tatsächlich nicht begriffen haben, worum es den Synodalen in Deutschland geht, dann hätte der Synodale Weg ein Kommunikationsproblem.
Geheime Abstimmungen gehören zur römischen Synodenkultur
Als Papst Franziskus kürzlich in den Kongo reiste, begegnete er einer Ortskirche, in der kirchliche Würdenträger und Gläubige den Kopf über das bibelferne Menschenbild des Synodalen Wegs und die Forderung nach Segnung gleichgeschlechtlicher Paare schütteln. Die Kongoreise hat den Kontrast zwischen der reichen Kirche nördlich der Alpen und der von Papst Franziskus favorisierten Kirche der Armen zutage gefördert. In Afrika befürchten manche Würdenträger, dass die Vorstellung mancher deutschen Synodalen, Avantgarde der Weltkirche zu sein, Konsequenzen für sie haben wird. Werden die Spender aus dem reichen Norden die Gläubigen im armen Süden bald ihre finanzielle Abhängigkeit spüren lassen und auf Akzeptanz für unerwünschte Kirchenbilder und LGTBQ-Programme bestehen?
Franziskus kann offensichtlich ohne Ratschläge aus Deutschland leben. Im erneuerten Kardinalsrat muss der Münchner Kardinal Reinhard Marx dem Luxemburger Jesuiten Kardinal Jean-Claude Hollerich Platz machen. Vor diesem Hintergrund ist es unwahrscheinlich, dass sich der Vatikan auf die Forderung des Vorsitzenden der deutschen Bischöfe einlässt, der Gespräche in der Kurie mit dem gesamten Synodalpräsidium fordert. Es gibt weitere triftige Gründe, ein Fragezeichen hinter die Sinnhaftigkeit eines solchen Termins zu machen. Die Äußerung von Bischof Bätzing, der Souverän sei die Synodalversammlung, ist bisher gegen die Minderheit der Bischöfe ausgespielt worden. Dass der Antrag auf namentliche Abstimmung Vorrang vor dem Antrag auf geheime Abstimmung haben soll, ist aus römischer Warte schlicht unverständlich. Geheime Abstimmungen gehören selbstverständlich zur römischen Synodenkultur.
Im Vorfeld der fünften Synodalversammlung festigt sich hingegen der Eindruck, dass auch dem Vorsitzenden jedes Druckmittel gegen die Minderheitenbischöfe recht ist. Welchen Grund könnte es für Bischof Bätzing geben, die Entscheidung des Synodalpräsidiums, die umstrittene Abstimmungsregelung auch in dieser Woche in Frankfurt anzuwenden, zu akzeptieren? Das Gleiche gilt für öffentliche Schuldzuweisungen an die Adresse der Minderheit. Im Jargon des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ist die Rede von einem "Scheitern nicht zuletzt für die deutschen Bischöfe selbst, wenn über einen Akt des Zwangs und des Gehorsams am Ende erreicht würde, einen Synodalen Rat zu verhindern. Es riefe mit Sicherheit große Enttäuschungen hervor, wenn das geschehen würde" (Irme Stetter-Karp). Nach dieser Logik wären nicht diejenigen, die unbegründete Erwartungen im Gottesvolk geschürt haben, verantwortlich für erwartbare Enttäuschungen, sondern Bischöfe, die ihrem Weiheversprechen treu bleiben und vor Illusionen warnten. Ein Irrtum.
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