Bischof Georg Bätzing, Bischof Franz-Josef Bode und die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, mögen in Rom versuchen, mit Vertretern der Römischen Kurie „klimatische Voraussetzungen“ dafür zu schaffen, dass der Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe im November nicht zu einem Spießrutenlauf für die Agenda des Synodalen Wegs wird. Aber inzwischen hat man sich auch im Vatikan schlau gemacht. Es liegen ja nicht nur die kritischen Stimmen aus der Weltkirche zu dem Experiment der deutschen Bischöfe auf dem Tisch der Kurialen. Inzwischen gibt es handfeste Texte, die der Synodale Weg beschlossen hat – in Rom liegen sie auch auf Italienisch und in anderen Sprachen vor, so dass jeder, der im Vatikan dafür zuständig ist, die theologische Qualität etwa des grundlegenden „Orientierungstextes“ oder der „Handlungstexte“ zur neuen Sexualmoral studieren kann. Da muss man sich nicht mehr nur auf die Berichte verlassen, die der Apostolische Nuntius aus Berlin zum Synodalen Weg an Papst und Staatssekretariat schickt, sondern kann das Problem auch am „lebenden Objekt“ studieren.
Wenn man aber die Feindseligkeit sieht, in die sich Bischof Bätzing bei seinen Attacken auf Kurienkardinal Kurt Koch wegen dessen Bemerkungen zur Barmer Theologischen Erklärung der Bekennenden Kirche und den „Deutschen Christen“ hineingesteigert hat, dann steht man in Rom noch vor einer ganz anderen Frage: Gerade was die Synodalität angeht, wie sie Papst Franziskus als Lernprozess der zweijährigen Weltsynode vor Augen steht, haben Bätzing, Stetter-Karp und die anderen Promotoren dieses qualvollen Selbstfindungsversuchs der Kirche in Deutschland den Synodalen Weg mit ihren Parteitags-Strategien vor die Wand gefahren. Und die „Communio“ unter den deutschen Hirten, die das, was von der deutschen Volkskirche übrig geblieben ist, eigentlich in die Zeit eines missionarischen Aufbruch führen sollten, gleich mit. Kardinal Koch hat als Ökumeniker einen Vergleich gezogen, als man in Deutschland schon einmal glaubte, dass sich in gewissen Zeichen der Zeit etwas Bedeutsames offenbart, wie es im „Orientierungstext“ des Synodalen Wegs heißt. Das war damals zu Beginn der Nazi-Zeit. Den Kardinal daraufhin öffentlich aufs heftigste anzugreifen, zeigt eigentlich nur, dass auch bei Bätzing die Nerven offen liegen.
Eine geistliche Aufgabe
Immer wenn man in der Römischen Kurie fragt, wie denn Franziskus zum Synodalen Weg steht, bekommt man zur Antwort, dass der Papst verletzt sei, dass die Synodalen in Frankfurt, vor allem die Bischöfe, ausgerechnet von der Evangelisierung, die Franziskus in den Mittelpunkt seines Schreibens vom Juni 2019 an die deutschen Katholiken zum Synodalen Weg gestellt hat, nichts wissen wollten. Damit stellt sich für den Vatikan und insbesondere Papst Franziskus eine pastorale Herausforderung: Wie kann man den deutschen Episkopat entgiften? Wie das Klima der Angst beseitigen, in dem sich viele Bischöfe inzwischen bewegen? Wie kommt man wieder dahin, dass die deutschen Hirten gerne und in großer Zahl gemeinsam Eucharistie feiern und sich aufrichtig den Friedensgruß geben können? Es ist also gar nicht gesagt, dass man in Rom den Synodalen Weg und seine Texte auf den Seziertisch legen wird – zumal eine fünfte Synodalversammlung noch aussteht. Für den Papst dürfte der Ad-limina-Besuch aus Deutschland eher eine geistliche Aufgabe sein. Stärke deine Brüder… Wobei Franziskus eine konkrete Not selbst beenden müsste: Dem Kölner Kardinal endlich zu sagen, ob und wie es denn mit seiner Amtszeit jetzt weitergeht.
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