Glaubensvorbilder

Nur der Wille Gottes zählt

Der selige Kaiser Karl und die Dienerin Gottes Kaiserin Zita sind bis heute ein leuchtendes Vorbild für Christen, besonders Paare.
Hochzeit von Kaiser Karl von Österreich und Prinzessin Zita von Bourbon-Parma
Foto: gemeinfrei | Hochzeit Karls und Zitas am 21. Oktober 1911

Am 1. April dieses Jahres jährte sich der Todestag des seligen Kaisers Karl zum 100. Mal. Der kirchliche Gedenktag des letzten Kaisers von Österreich-Ungarn ist jedoch nicht der 1. April, sondern der 21. Oktober, sein Hochzeitstag. Im Jahr 1911, vor fast genau 111 Jahren, gaben sich der zukünftige Thronerbe des Hauses Habsburg und Prinzessin Zita von Bourbon-Parma das Jawort. Ihre Verbindung gibt bis heute ein wunderbares Zeugnis für die christliche Ehe als Weg zur Heiligkeit.

Am vergangenen Samstag fand anlässlich dieser Jahrestage in Paris ein Forum zum Gedenken an den seligen Kaiser Karl und Kaiserin Zita von Österreich statt. Organisiert vom Verein für die Seligsprechung der Kaiserin Zita und dem französischen Zweig der internationalen Kaiser Karl Gebetsliga, stand die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft von Erzherzog Georg von Habsburg-Lothringen, ungarischer Botschafter in Frankreich.

Der französische Historiker und einer der ersten Zita-Biografen („Zita: Kaiserin ohne Thron“, 1998) Jean Sévillia gab einen historischen Überblick über das Leben der beiden Herrscher. Trotz ihres kurzen öffentlichen Wirkens nehme das Interesse an beiden Figuren stetig zu. Seit 2000 seien allein 36 historische Werke auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch erschienen. Als Präsident des Vereins für die Seligsprechung Zitas erinnerte er daran, dass 2008 der Seligsprechungsprozess Zitas in der französischen Diözese Le Mans angestoßen wurde. Die Besonderheit der Kaiserin? „Alles, was sie getan und erlebt hat, hat sie beständig vor den Augen Gottes getan“, so Sévillia. Der Straßburger Professor Philippe Nuss referierte über die Gründe der Seligsprechung Kaiser Karls. Dieser habe, wie auch Papst Johannes Paul II. bei der Seligsprechung betonte, in allem Gottes Willen gesucht und sich bemüht, ihn zu erkennen und danach zu handeln, sowohl privat als auch als Staatsmann.

Bund und Hingabe

Nach einer Analyse der Friedensbemühungen Karls während des ersten Weltkriegs durch den Sorbonne-Professor Olivier Chaline sprach die ehemalige Europaabgeordnete Elisabeth Montfort über die Ehe Karls und Zitas. Gemeinsamer Bund und gegenseitige Hingabe seien die beiden Dimensionen des Ehesakraments, die das Kaiserpaar vorbildlich gelebt habe. „Nun müssen wir uns gegenseitig in den Himmel helfen!“, sagte Kaiser Karl bei seiner Verlobung zu seiner Braut. Ihre Hochzeitsreise begann das junge Paar in Mariazell, um ihre Ehe unter den Schutz der Magna Mater Austriae zu stellen. Ihre Kinder erzogen die beiden selbst, was in ihrer Position nicht selbstverständlich war. Dies galt besonders für das tägliche Gebet und den täglichen Messgang. Karl selbst unterrichtete seine Kinder im Katechismus.

Das tägliche Gebet und die tägliche heilige Messe habe es den Eheleuten ermöglicht, den Willen Gottes zu erkennen und ihm zu folgen. Mit tiefer Freude und in dem Bewusstsein, in Gottes Willen geborgen zu sein, empfing Kaiser Karl auf seinem Totenbett zum letzten Mal die heilige Eucharistie. Die letzten Worte des Seligen an seine Frau waren „Ich liebe dich unendlich, im Herzen Jesu werden wir uns wiedersehen“. Im Herzen Jesu sei für Karl das menschlich Unmögliche möglich geworden, nämlich seine Frau „unendlich“ zu lieben, so die Rednerin. Auch die menschliche Ebene der Beziehung nahm Elisabeth Montfort in den Blick: Sie zitierte Kaiser Franz Joseph, der über Zita gesagt haben soll, sie habe alle außergewöhnlichen Eigenschaften Karls zur Entfaltung gebracht. Zita selbst sagte über Karl, dass sie die ganze Fülle und den Sinn ihrer Existenz Karl zu verdanken habe. Über Karls Tod hinaus habe Zita die eheliche Hingabe geübt, so die ehemalige Politikerin, die ebenfalls eine Biografie Karls und Zitas verfasst hat. Jeden Tag habe Zita ihren toten Ehegatten in der heiligen Messe um Fürsprache für sie und ihre gemeinsamen Kinder angerufen.

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Fürsprecher für die Partnersuche

Der Nachmittag endete mit einem persönlichen Zeugnis von Erzherzog Imre von Habsburg-Lothringen. Der Urenkel des heiligmäßigen Ehepaars durfte selbst seine zukünftige Ehefrau bei einer heiligen Messe zum Gedenken an den seligen Kaiser Karl kennenlernen. Diese hege ihrerseits seit ihrer Jugend eine besondere Verehrung für Kaiserin Zita. Jungen Menschen empfiehlt der Kaiser-Urenkel Karl und Zita als Fürsprecherin für die Partnersuche und junge Ehen. „Gott hat einen Plan und dieser Plan ist perfekt, auch wenn man ihn nicht immer gleich versteht“, das habe er selbst von seinen Urgroßeltern gelernt. Auf seinen internationalen Vortragsreisen stellt der junge Vater von vier Kindern regelmäßig fest, dass das Interesse gerade von jungen Leuten an Karl und Zita stetig steige. Dies stehe für ihn in krassem Gegensatz zur Tatsache, dass Kaiser Karl von schulischen Geschichtsbüchern größtenteils übergangen werde. In seinem Bemühen um den Frieden, seinem konsequenten christlichen Glauben und seiner Weigerung, abzudanken, sei Kaiser Karl bis heute ein Zeichen des Widerspruchs, identifiziert er den Grund für diese Geschichtsvergessenheit. Auch in der konsequenten Verteidigung christlicher Werte sei der letzte Herrscher aus dem Haus Habsburg ein Vorbild für Christen, die sich für ein christliches Europa einsetzen.

associationimperatricezita.com
gebetsliga.com

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