Würzburg (reg/pow) Ein historisches Ereignis und zugleich eine Premiere haben mehr als 2 000 Gläubige im Würzburger Kiliansdom und im Neumünster am Sonntag mitgefeiert: Der Pfälzer Franz Jung empfing nach kurzer Vakanz als erster Würzburger Oberhirte des dritten Jahrtausends im Kiliansdom die Bischofsweihe. Jungs alter und neuer Metropolit, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, vollzog die Weihe als Hauptkonsekrator und empfahl den Hirten seiner Herde in Anspielung an dessen Wahlspruch: „Er ist jung, dynamisch, voller Hoffnung, wie sein Wappen sagt“. Der 52-jährige vormalige Generalvikar von Speyer hatte ein Wort aus dem Hebräerbrief als Leitwort für seinen bischöflichen Dienst gewählt: „spem ancoram animae“ – Hoffnung ist der Anker der Seele.
Zur Feier des Tages waren Friedrich Kardinal Wetter, der emeritierte Erzbischof von München und Freising, Bischof Stefan Oster (Passau); Bischof Gregor Maria Hanke OSB (Eichstätt), Bischof Konrad Zdarsa (Augsburg); Bischof Walter Mixa, Bischof Stefan Ackermann (Trier), der emeritierte Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen, Bischof Georg Bätzing (Limburg) sowie die Ortsbischöfe von Würzburgs Partnerdiözesen Óbidos (Brasilien) – Bernardo Johannes Bahlmann - und John C. Ndimbo – Mbinga (Tansania) gekommen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx nahm nicht an der Zeremonie teil.
Mitkonsekratoren waren der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Jungs Vorgänger auf dem Würzburger Bischofsstuhl Friedhelm Hofmann. Hofmann hatte das Bistum von 2004 bis 2017 geleitet. Der Apostolische Nuntius Erzbischof Nikola Eterovic dankte ihm im Namen des Heiligen Vaters für „all das Gute, das er im Laufe seines Hirtendienstes getan hat“. Der Würzburger Domdekan Prälat Günter Putz verlas die deutsche Übersetzung der päpstlichen Ernennungsurkunde.
In seiner Predigt ging Erzbischof Schick auf die aktuellen Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft ein: „Vieles ist zu aufgeregt. Wir sollten entschleunigen, geduldiger und vertrauensvoller werden“, so Schick. Nur wer Ruhe bewahre, gut hinschaue und den Menschen zuhöre, könne trotz größerer Strukturen und Mangel an Priestern und pastoralem Personal kirchliches Leben in einer Diözese pflegen und lebendig halten. Wie einst die zwölf Apostel seien die Bischöfe zu den Menschen gesendet, um ihnen die Frohe Botschaft vom gütigen Vater, der alle Menschen liebt, zu verkünden, sagte Erzbischof Schick bei der Weihe im Kiliansdom. Dazu gehöre auch, für christliche Werte klar einzustehen: „Antisemitismus, populistische, respektlose, menschenverachtende Reden sind mit der Botschaft Jesu unvereinbar“, machte Schick klar.
Als Nachfolger der Apostel solle jeder Bischof die Menschen zum Gebet und zum Gottesdienst, zum Lobpreis und zur Bitte anleiten. „Er soll die Gottesdienste und das Gebetsleben in seiner Diözese so ordnen, dass sie überall die Ehre Gottes und das Heil der Menschen mehren“, so Schick. Das sei derzeit eine große Aufgabe, bei größeren Strukturen und dem Mangel an Priestern und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Aber wenn in den Seelen aller Gläubigen die Kirche wieder erwacht, wie Romano Guardini schon vor 60 Jahren schrieb, dann wird Kirche sich verändern, aber sie wird noch lebendiger und aktiver sein.“ Für den Hirtendienst als Bischof gelte es, aufmerksam, aber auch ruhig und vertrauensvoll zu sein, wie es die Schäfer mit ihren Schafen seien. Die Bischofsweihe, machte Schick klar, hebe nicht ab vom Volk Gottes, sondern verbinde den Geweihten noch intensiver mit der Kirche Jesu Christi, besonders mit der eigenen Diözese. „In der Kirche sind alle Gläubigen gleich an Würde, wenn auch verschieden im Dienst und in den Ämtern“, sagte Schick. Jede und jeder solle im Bistum mitleben und mitwirken, jeder an seinem Platz und mit seinem Auftrag: die Priester und Diakone, die pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Ordenschristen, die Familien, die Vereine, die Gremien. „Die Bischöfe sollen alle inspirieren, moderieren und integrieren, damit alle zusammen Kirche bilden“, sagte Erzbischof Schick. Sie seien von Christus selbst berufen. Mit Christus sein, „das ist Geschenk und Aufgabe“, unterstrich der Bamberger Erzbischof. Dafür seien das persönliche Gebet, die Schriftlesung, das tägliche Gespräch mit Jesus Christus „wie mit einem Freund“ wesentlich.
Impressionen vom geistlichen Lebensgefühl des neuen Bischofs vermittelten die Mitglieder der Monastischen Gemeinschaft von Jerusalem in Köln, der Franz Jung seit vielen Jahren verbunden ist. Sie sangen die Allerheiligenlitanei, ehe Erzbischof Schick und die Mitkonsekratoren Jung durch Handauflegung und Gebet zum Bischof weihten.
In seiner Dankesansprache erläuterte der neue Würzburger Bischof auch seinen Wahlspruch. Hoffnung sei weder Gefühl noch Gestimmtheit, sondern eine Person: „Jesus Christus ist der wahre Hoffnungsanker.“ Er verleihe der Kirche eine ungeheure Dynamik. Von Christus gezogen zu werden heiße, bisher Erreichtes immer wieder neu zu überschreiten. Veränderung sei von daher nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu begreifen. Gottes Ruf könne nur gehorchen, wer von der „unbeirrbaren Hoffnung erfüllt sei, dass Abbrüche nicht den Untergang bedeuteten, sondern Einladung seien, noch einmal neu zu beginnen“.
Mit dem fränkischen Marienlied, einer Statio in der Kiliansgruft und einem heiteren Fest der Begegnung auf dem Kiliansplatz mit Prominenz aus Franken und der Weltkirche und zahlreichen Gläubigen klang das glanzvolle Ereignis aus.
Am Montag feierte Bischof Jung im Kiliansdom die Messe mit den Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem und zahlreichen Gläubigen.
In seiner Predigt zeigte Bischof Jung an vier Beispielen auf, warum Barnabas auch für die heutige Zeit wichtig sei. So habe Barnabas einen Acker, der ihm gehörte, verkauft und den Erlös den Aposteln gegeben. „Eine missionarische Kirche ist eine Kirche, in der die Menschen um Christi Willen miteinander teilen“, folgerte der Bischof. Es gehe darum, ob man nur um sich selbst kreise, oder ob man miteinander und füreinander denke. Als zweites Beispiel nannte der Bischof die Bekehrung des Paulus. Während die Apostel noch an dessen Bekehrung gezweifelt hätten, sei Barnabas für Paulus eingetreten. „Dazu gehört ein großer Vertrauensvorschuss.“
Als in Antiochia das Evangelium nicht nur den Juden, sondern auch den Griechen verkündet wurde, habe Barnabas einfach wahrgenommen, dass „der Heilige Geist auch auf ganz andere Menschen, die eigentlich nicht zur Zielgruppe gehörten, gekommen ist“. Barnabas sei ein Mann, der Neues nicht verurteile, betonte Bischof Jung. „Auch wenn etwas nicht geplant, nicht vorhergesehen und nicht gewollt war, hat er ein Auge für das Neue und sagt: Hier macht die Kirche einen Schritt nach vorne.“
Schließlich führte der Bischof die Geschichte des Johannes Markus an. Dieser sei von Paulus und Barnabas auf eine große Missionsreise mitgenommen worden. Doch unterwegs sei es zu einem Zerwürfnis gekommen, woraufhin Johannes Markus wieder in seine Heimat ging. Daraufhin habe Paulus diesen nicht mit auf die zweite Missionsreise nehmen wollen. Barnabas dagegen habe Johannes Markus eine zweite Chance gegeben. „Es gibt Situationen, denen wir nicht gewachsen sind. Das bedeutet aber nicht, dass wir komplette Versager sind“, sagte Bischof Jung. Barnabas habe an Johannes Markus geglaubt. „Eine missionarische Kirche schaut auf die Begabungen, auf die Situationen. Wenn etwas beim ersten Anlauf nicht klappt, heißt das nicht, dass es überhaupt nicht klappt. Es heißt nur, dass man es neu versuchen muss.“
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