Kirche

Hawaii in Altötting : Hintergrund

Studenten der Emmanuel School of Mission führen auf dem Kapellplatz ein Musical über das Leben des Heiligen P. Damian de Veuster auf. Von Cornelia Huber
Damian de Veuster auf der Musicalbühne der Studenten
Foto: ESM | „Action!“: Damian de Veuster auf der Musicalbühne der Studenten.

Unter dem Motto „Es ist der Herr! (Johannes 21,7)“ ist am Mittwoch das 20. Internationale Forum Altötting eröffnet worden. Die Veranstaltung dauert bis zum 9. August Schon am Nachmittag war in Altötting das typische Flair des Sommerforums zu erleben. Ein bunt gemischtes Publikum strömte zu den Anmeldeständen, um die Unterlagen abzuholen. Das Gesicht des bayerischen Wallfahrtsorts verjüngte sich spürbar. Familien mit kleinen Kindern, Jugendliche in Gruppen und Priester mischten sich mit langjährigen älteren Teilnehmern. Bei vielen war die Wiedersehensfreude groß, andere nutzten die Zeit in der Warteschlange, um erste Bekanntschaften zu schließen. „Wir sind sehr froh, wieder hier zu sein“, erzählt Familie Partes. Um in Altötting aufzutanken, reist die fünfköpfige Familie zum wiederholten Male von Coburg an. „Die Tage hier geben uns viel Kraft für den Alltag. Unsere jüngeren Kinder machen bei den KisiKids mit und freuen sich schon auf das gemeinsame Musical, das am Ende der Woche aufgeführt wird. Die 15-jährige Tochter ist im Teenieforum dabei und schon ganz gespannt auf das Programm.“ Am Abend fand der erste Höhepunkt des Sommerforums statt. Die Studenten der Altöttinger Emmanuel School of Mission (ESM) führten auf dem Kapellplatz das Musical „Molokai. Lass dich anstecken“ über das Leben des Heiligen P. Damian de Veuster aus der Kongregation der Heiligsten Herzen Jesu und Maria auf. Der aus Belgien stammende Ordensmann war Missionar in Hawaii und wurde 2009 von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen. Für die 14 Studenten aus zehn Nationen war es eine herausragende Erfahrung, gemeinsam ein Musical zu spielen, so die 26-jährige Lydia Gerhold aus Deutschland. Anne-Cécile Guézel (18) aus Frankreich ergänzte: „Jeder von uns hat seine Persönlichkeit eingebracht, um ein besonderes Projekt zu verwirklichen.“

Schauplatz des Musicals ist die hawaiianische Insel Molokai im 19. Jahrhundert. Mit Romantik in Sinne einer wunderschönen Natur oder farbenfroh gekleideten Menschen hat das Stück jedoch wenig zu tun. Vielmehr wird ein Leben am Rand der Gesellschaft gezeigt. Denn auf die Insel Molokai wurden auf Beschluss der Regierung Hawaiis Lepra-Kranke verbannt, um den Rest der Bevölkerung vor der Ansteckung mit der schweren Krankheit zu bewahren. Die Infizierten, darunter auch Kinder und hilflose Personen, wurden gewaltsam von ihren Familien getrennt. Außer Lebensmitteln erhielten sie nichts. Die Kranken lebten in großer Einsamkeit, ohne inneren Halt und ohne Hoffnung. Dies führte zwangsläufig zu Gewalt und Gesetzlosigkeit unter den Verbannten.

Die Nöte der Lepra-Kranken vor Augen, wollte der Bischöfe auf ihre Bitten hin einen Priester auf die Insel Molokai senden. Da meldet sich P. Damian de Veuster 1873 freiwillig. Bis zu seinem Tod im Jahr 1889 wird er Molokai nicht mehr verlassen. Mit seiner Ankunft verändert sich vieles zum Guten. Zunächst lernt er, sich trotz seiner eigenen Ängste auf eine echte Begegnung mit den Kranken einzulassen. Im Musical hilft ihm dabei das 11-jährige Mädchen Liko, gespielt von Mana Brothnáková (22) aus Tschechien. Als Liko den Pater beobachtet, wie er ein Waisenhaus baut, erzählt sie ihm, was die Kranken brauchen.

Neben dem Bau von Kirchen und Waisenhäusern gründet P. Damian einen Verein von Lepra-Kranken, die den Schwächeren helfen, und führt die ewige Anbetung ein. In einem Brief des Priesters aus dem Jahr 1879 heißt es: „Das war gar nicht so einfach zu organisieren, dass immer jemand da ist, da die Beter manchmal zu krank sind. Wenn sie für ihre halbe Stunde Anbetung nicht in die Kirche kommen, so bin ich oft berührt, dass ich sie in dieser Zeit angetroffen habe, wie sie mit Schmerzen in ihrem Bett liegen, aber mit dem Herzen in der Anbetung sind.“ Schließlich erkrankt P. Damian selbst an Lepra. Die unheilbare Krankheit in allen Facetten vor Augen, stellt es eine große Herausforderung für ihn dar, diese Wendung seines Lebens anzunehmen. Per Off-Stimme erfahren die Zuschauer am Ende des Musicals, dass kurz vor dem Tod P. Damians Ordensschwestern eines amerikanischen Instituts in der Lepra-Kolonie ankommen und sein Werk fortführen.

Die Emmanuel School of Mission (ESM) Altötting ist eine Einrichtung der katholischen Gemeinschaft Emmanuel in der Diözese Passau und befindet sich seit 1996 in der Altöttinger Josefsburg. Sie ist ein Ausbildungszentrum für junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren. Für neun Monate leben, studieren und beten hier Jahr für Jahr etwa 20 junge Leute aus der ganzen Welt. Sie lassen sich ausbilden, um eines Tages in ihrer Heimat die Kirche und die Gesellschaft mitzugestalten. Während dieser Zeit gestalten sie verschiedene Veranstaltungen, um den Menschen von ihrem christlichen Glauben zu erzählen und studieren auch ein Musical ein. Themen der vergangenen Musical-Projekte waren Guadeloupe (2014), Augustinus (2013), Don Bosco (2012) und Mutter Teresa (2011). Derzeit läuft das Bewerbungsverfahren für den neuen Jahrgang, der im Oktober startet. Nähere Informationen im Internet unter www.esm-altoetting.de beziehungsweise bewerbung@esm-altoetting.de

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