DIE FRAGE

Hängt der Auferstehungsglaube am leeren Grab?

Von Rolf Schnell
Es antwortet Weihbischof Dominik Schwaderlapp, Köln

Es antwortet: Weihbischof Dominik Schwaderlapp, Köln

Um es vorweg kurz und bündig zu sagen: Das leere Grab allein reicht nicht aus als Zeugnis für die Auferstehung, aber ohne leeres Grab gibt es keinen wahrhaftigen Glauben an den Auferstandenen.

Das biblische Zeugnis ist eindeutig. So sehr sich in Details die Auferstehungsberichte unterscheiden mögen, in der Substanz haben sie die gleiche Botschaft, die der Engel den Erstzeugen der Auferstehung gibt: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.“ (Lukas 24, 6)

Ebenso stimmen die Evangelien im Kern in den Berichten über die Begegnungen mit dem Auferstandenen überein: Er hat einen sichtbaren, fassbaren Leib, der auch durch die Wundmale gekennzeichnet ist. Und doch ist er nicht einfach in dieses Leben zurückgekehrt. Er ist „verklärt“. So wird einerseits geschildert, dass der Auferstandene dem Apostel Thomas seine Wunden zeigt und ihn auffordert, ihn zu berühren, er isst und trinkt mit seinen Jüngern.

Andererseits ist er nicht mehr an die Gesetze von Raum und Zeit gebunden. Er erscheint vielen Jüngern gleichzeitig, geht durch geschlossene Türen, ist in diesem Sinne „nicht mehr von dieser Welt“. Und doch sind die Begegnungen real. „Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.“ (Lukas 24, 39)

Die Jünger, die das leere Grab sehen und denen sich Jesus zeigt, haben Mühe, dies zu begreifen und anzunehmen. „Wäre Jesus auf den Glauben seiner Jünger angewiesen, so wäre er im Grab geblieben“, sagte gerne ein Theologieprofessor während meines Studiums.

Das leere Grab ist ein Faktum, die Auferstehung ist ein historisches Geschehen. Der Auferstandene ist Gottes Sohn, wahrer Gott und wahrer Mensch mit Leib und Seele.

Zugleich übersteigt die Auferstehung die Geschichte. Jesus ist nicht einfach ins Leben zurückgekehrt, das Leben des Auferstandenen ist bereits vollendet. Er ist der „Erste der Entschlafenen“ (1 Korinther 15, 20). An ihm sehen wir, was uns erwartet bei der Wiederkunft Christi. Auferstehung der Toten ist ein reales Geschehen, das Leib und Seele erfasst. Auf dieses Geheimnis können wir eigentlich nur in Dankbarkeit und Ehrfurcht antworten wie der Apostel Thomas: „Mein Herr und mein Gott!“ (Johannes 20, 28)

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Auferstehung der Toten Christi Auferstehung Dominikus Schwaderlapp

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