Von Jerusalem gut sichtbar, liegen östlich des Toten Meeres im heutigen Jordanien auf einem Berg die Überreste eines der von König Herodes des Großen befestigen Paläste, genannt Machaerus. Die Evangelientexte, die von der Hinrichtung Johannes des Täufers berichten, nennen diesen Namen, der auf Griechisch „Schwert“ bedeutet, nicht, aber bereits der jüdische Historiker Flavius Josephus identifizierte diesen Palast im 1. Jahrhundert n. Chr. in seinem Werk „Jüdische Altertümer“ als Ort der Hinrichtung Johannes des Täufers: „Herodes ließ ihn in Ketten legen, zur Festung Machaerus bringen […] und dort hinrichten.“
Bereits 1807 hatte der deutsche Entdecker Ulrich Jasper Seetzen 1807 die Vermutung geäußert, dass der arabische Name „Mukawar“ und die dort zu findenden Ruinen vielleicht auf Machaerus hinweisen könnten. Aber erst 1965, durch den Fund der 3,5 Kilometer langen umlaufenden Belagerungsmauer der römischen Legio X Fretensis, konnte der Ort wissenschaftlich identifiziert werden. Verschiedene Ausgrabungskampagnen haben seitdem auf einer Fläche von 5 000 Quadratmetern „eine Zeitkapsel aus eineinhalb Jahrhunderten zwischen 90 v. Chr. und 71 n. Chr.“ freigelegt, wie Gyozo Voros die Funde beschreibt. Ursprünglich wurde die Festung von dem hasmonäischen König in Juda und zugleich Hohepriester Alexander Jannäus errichtet und 57 v. Chr. durch den römischen General Gabinius zerstört. Von Herodes dem Großen wurde sie 30 v. Chr. wieder auf- und zu einem Palast ausgebaut. Diese Palastresidenz mit einer darunter liegenden Stadt erbte sein Sohn Herodes Antipas, der Johannes den Täufer hinrichten ließ. Das herodianische Machaerus wurde 36 n. Chr. von dem König der Nabatäer Aretas IV Philopatris in Ruinen gelegt. Acht Jahre später errichteten die Römer an dieser Stelle eine Garnisonsfestung, die von den jüdischen Zeloten 66 n. Chr. besetzt wurde und dann 71 n. Chr. von der Legio X Fretensis endgültig zerstört wurde. Gyozo Voros ist sich sicher, dass er den Ort identifizieren kann, an dem das Geburtstagsbanquet von Herodes Antipas stattfand, auf dem es zum Todesurteil Johannes des Täufers kam. Der mit Säulen umgebene Innenhof des Palastes von Herodes ist seiner Meinung der Ort, an dem Salome für Herodes Antipas tanzte. „Wir wissen sogar, wo der König saß: Eine halbkreisförmige Apsis markiert den Raum für den Thron von König Herodes (und später seines Sohnes Tetrarch Herod Antipas) in der axialen Mitte des Peristylhofes.“
Zu den bedeutendsten Funden der letzten Ausgrabungsperiode gehören neben römischem Tafelgeschirr aus Keramik, importierten Amphoren mit lateinischen Inschriften, Fresko- und Stuckgipsfragmenten das von Josephus Flavius beschriebene Stadttor sowie eine 3,7 Meter tiefe, monumental-königliche Mikwe. Der britische Forscher David M. Jacobson interpretiert dieses jüdische Ritualbad mit seinen 12 Stufen aufgrund seiner Ausmaße als Parallele zu der in der Mischna, eine der wichtigsten, nachbiblischen Sammlungen religionsgesetzlicher Überlieferungen des Judentums, beschriebenen Mikwe des Tempels aus der Zeit von König Herodes des Großen. „Es handelt sich um eine sehr enge zeitgenössische architektonische Parallele in unmittelbarer geografischer Entfernung innerhalb Judäas“, erklärt Gyozo Voros gegenüber der „Tagespost“. Machaerus war Teil des Baukonzeptes Herodes des Großen, der unter anderem den Tempel umbaute und den Tempelberg insgesamt umstrukturierte, wie der Kurator für die Levante am BIBEL+ORIENT Museum in Fribourg, Florian Lippke, gegenüber der „Tagespost“ darlegte: „Nachdem Ehud Netzer vor gut einem Jahrzehnt die Grablege des Herodes am Herodeion nachweisen konnte, fiel dieses Attribut für Machaerus weg. Die ältere Forschung ging zuweilen von Machaerus als der alten Grablege der Herodianer aus. In dieser Hinsicht hat sich das Bild von Machaerus als militärisch-wirtschaftlichen Sicherungsposten in den letzten Jahren erhärtet, was auch die aktuellen Grabungsbefunde belegen. Dennoch ist die Pracht dieser Zeit fraglos an diesem Ort ablesbar. Machaerus gehört eben genauso wie die anderen Bauten in das gigantische Baukonzept Herodes des Großen. Und architektonische Bescheidenheit ist in diesem Fall eher ein Fremdwort.“ Heute scheinbar im Nirgendwo der Wüste gelegen, diente die Festung Machaerus damals als östlicher Vorposten gegen Angriffe aus der Wüste, zum Beispiel durch die Nabatäer. Florian Lippke weist aber auch darauf hin, dass die wirtschaftliche Bedeutung zu beachten ist: „Für Machaerus wird immer wieder der jordanische Königsweg, der Nordostausläufer der Weihrauchstraße, als Bezugspunkt genannt. Wer diesen Streckenabschnitt kontrollierte, hatte wirtschaftlich das Sagen.“
Nachdem der Ort nun in einer Kooperation der ungarischen Akademie der Künste, der Gyozo Voros angehört, mit den Franziskanern des Heiligen Landes und der dominikanischen Ecolé Biblique abgeschlossen ist, wird an der Erhaltung der Stätte und der Zugänglichkeit für Pilgergruppen gearbeitet. Finanziell gefördert wurden die Ausgrabungen von der königlichen Antikenbehörde Jordaniens, die sich auch an der touristischen Erschließung des Ortes beteiligt. Die Bedeutung der Ausgrabung für das Königtum fasste Prinz El-Hassan bin Talal, Gründer und Vorsitzender der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Jordanien in folgende Worte: „Machaerus liegt in der Landschaft des religiösen Gedächtnisses als Testament und Wallfahrtsort, nicht nur für Muslime, sondern auch für Christen. In unserem Land ist unser geliebter Prophet Yehya der Heilige Johannes der Täufer mit einem anderen Namen. Er ist der tapfere Vorgänger Jesu Christi und gilt zu Recht als der Schutzpatron Jordaniens.“