Kirche

Gelehrter Benediktiner

Zum Gedenktag des heiligen Beda Venerabilis am 25. Mai. Von Katrin Krips-Schmidt
Heilige Beda Venerabilis
Foto: IN | Der heilige Beda Venerabilis.

Als Universalgelehrter des Frühmittelalters ging der heilige Beda Venerabilis, der 1899 von Papst Leo XIII. zum Kirchenlehrer erhoben wurde, in die Annalen der Geschichte ein. Fast sein gesamtes literarisches Werk ist erhalten. Um 672/673 im nordenglischen damaligen Königreich Northumbrien geboren, erhielt der predigtgewaltige und fromme Benediktiner Beda schon zu Lebzeiten seinen Beinamen „der Ehrwürdige“ .

Mit sieben Jahren wurde er von seinen Eltern den Mönchen des Klosters Jarrow bei Wearmouth zur Erziehung übergeben – eine Praxis, die zu dieser Zeit vor allem in Adelskreisen weit verbreitet war. Bereits mit 19 Jahren wurde der überaus wissbegierige, begabte junge Mann zum Diakon geweiht, was wohl als Zeichen gedeutet werden kann, dass seine außergewöhnlichen Talente und Fähigkeiten schon frühzeitig auffielen. Mit 30 Jahren wurde Beda zum Priester geweiht.

In seiner Abtei, die eine der einst größten und bedeutendsten Bibliotheken beherbergte, verbrachte er sein restliches Leben in Forschung und Lehre. Hier entstand auch sein Werk, in dessen Mittelpunkt die Theologie stand, auch wenn sich Beda mit dem gesamten Wissen seiner Zeit auseinandergesetzt hat: Neben kosmologischen Abhandlungen finden sich Schriften zu Geografie, Naturgeschichte und Naturwissenschaft. Er befasste sich mit Chronologie und Zeitrechnung, was eine genaue Festsetzung des Osterfestdatums möglich machte. Darüber hinaus waren seine auf spätantiken Lehrbüchern beruhenden Schriften zur Grammatik im Mittelalter weit verbreitet.

Mit seiner Beschreibung der Heiligenleben setzte Beda Marksteine für die „historische“ Hagiografie, die sich durch ihn überhaupt erst durchsetzen konnte. Zum ersten Werk dieser Art wurde seine Vita sancti Cudberti, die uns vom heiligen Bischof Cudhbert vom Kloster Lindisfarne erzählt.

Historiographie verbunden mit sittlicher Belehrung begegnet uns auch in Bedas „Kirchengeschichte des englischen Volkes“, weshalb er auch als „Vater der englischen Geschichtsschreibung gilt“, da er als erster seine Quellen nannte und – dort, wo es möglich war – versuchte, sie zu überprüfen. Seit den Kirchenvätern war Beda der bedeutendste Schriftausleger. Bei seinen Kommentaren zur Bibel bevorzugte er die allegorische Auslegung – er war überzeugt von einem tieferen Sinn der Heiligen Schrift. Der Wahlspruch von Papst Franziskus „Erwählt aus Erbarmen“ ist einem Kommentar Bedas zur Erwählung des Apostels Matthäus entnommen (Mt 9, 9–13).

Angezogen von der Gelehrsamkeit und dem asketischen Vorbild Bedas strömte ihm die adlige Jugend zu. Zu Ostern 735 wurde Beda krank. Am 26. Mai starb er und wurde in der Kathedrale zu Durham beigesetzt. Die Inschrift auf seiner Grabplatte erinnert daran, dass „mit ihm eine Leuchte aufgegangen“ war. Dargestellt wird der Heilige als Schreiber mit Federkiel an einem Lesepult.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Bibel Bischof Frühmittelalter (500 - 999) Katrin Krips-Schmidt Kirchengeschichte Papst Franziskus Päpste

Weitere Artikel

Beda Venerabilis, der „Ehrwürdige“ genannt, lebte von 672/72 bis 735 in Northumbrien. Sein Hauptwerk ist die „Kirchengeschichte des englischen Volkes“. Papst Leo XIII.
29.08.2022, 11 Uhr
Reinhild Rössler
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke äußert sich zum „Ad-limina-Besuch“ der deutschen Bischöfe, zur Gefahr eines Schismas und zum neuen kirchlichen Arbeitsrecht.
26.11.2022, 14 Uhr
Dorothea Schmidt
Vor 40 Jahren hielt Papst Johannes Paul II. in Santiago de Compostela eine historische Europarede. Das Format des „Mauerbrechers“ trat hervor.
04.11.2022, 15 Uhr
Regina Einig

Kirche

Wer Untersuchungen behindert, macht sich nun kirchenrechtlich strafbar. Ebenso legt Franziskus Verfahrensverläufe und Zuständigkeiten fest.
26.03.2023, 14 Uhr
Meldung
Indem es für sie Partei ergreift, fällt das Moskauer Patriarchat der „Ukrainisch-Orthodoxen Kirche“ in den Rücken.
25.03.2023, 11 Uhr
Stephan Baier
Die Debatte um Johannes Paul II. hat für einige Überraschungen gesorgt. Wie geht es nun weiter?
24.03.2023, 11 Uhr
Stefan Meetschen