Wird der Vatikan ,Papa Luna? rehabilitieren?“: So titelte die spanische katholische Onlineplattform „Libertad Digital“ kürzlich. Zum 625. Jahrestag seiner Papstwahl möchten mehrere Vereine, dass die Papstwahl von 1394, bei der Pedro Martínez de Luna zum Papst Benedikt XIII. gewählt wurde, vom Vatikan als rechtmäßig anerkannt wird.
Pedro Martínez de Luna erlebte bereits als Kardinal das Abendländische Schisma. Er wurde noch in Avignon von Gregor XI. zum Kardinal erhoben und begleitete den Papst nach Rom, als dieser im Jahre 1377 auf Drängen von Katharina von Siena in die Ewige Stadt zurückkehrte – womit die „Babylonische Gefangenschaft der Kirche“ (1309 -1377) endete. Nach Gregors Tod nahm Martínez de Luna an dem Konklave teil, aus dem Urban VI. hervorging. Allerdings zweifelten einige Kardinäle an der Rechtmäßigkeit von Urbans Wahl, weil etliche Purpurträger es nicht rechtzeitig zum Konklave geschafft hatten, und beraumten einen neuen Wahltermin für September 1378 an. Pedro de Luna wählte ebenfalls beim daraufhin stattfindenden Konklave Clemens VII. mit. Weil aber Urban auf seiner Rechtmäßigkeit bestand, war das Schisma vollzogen: Nun residierte ein Papst in Rom (Urban VI.) und ein Gegenpapst in der südfranzösischen Stadt (Clemens VII.).
Clemens starb zwar im September 1394, aber auch dann erkannte die „französische Partei“ Urban nicht an. Stattdessen wählte sie Pedro de Luna am 28. September 1394 zu dessen Nachfolger, der sich Benedikt XIII. nannte. Nachdem 1380 der französische König Karl V. gestorben war, änderte sein Sohn Karl VI. jedoch die französische Einstellung und wandte sich von Benedikt XIII. ab. Ein französisches Nationalkonzil forderte den Rücktritt der beiden Päpste. Pedro de Luna weigerte sich allerdings zurückzutreten. Deshalb wurde er in Avignon von französischen Truppen belagert. Erst 1403 gelang ihm die Flucht nach Neapel.
Auch wenn im März 1409 ein Konzil in Pisa die zwei Päpste erneut absetzte und Alexander V. wählte, traten weder Urbans Nachfolger Gregor XII. noch Benedikt zurück. Statt zwei hatte die westliche Christenheit nun drei Päpste. Schließlich setzte sich das Konstanzer Konzil 1417 durch, das Benedikt XIII. als Häretiker und Gegenpapst verurteilte. Zusammen mit Alexanders Nachfolger Johannes XIII. wurde er abgesetzt. Da in Rom Gregor XII. zurücktrat, war endlich der Weg frei für einen neuen Papst. Das Konstanzer Konzil wählte am 11. November 1417 Martin V. zum einzig rechtmäßigen Papst. Damit war das Abendländische Schisma beendet. Im Unterschied zu anderen Gegenpäpsten der Kirchengeschichte hielt sich Pedro Martínez de Luna zeit seines Lebens für den rechtmäßigen Papst. Dazu führte er an, er sei der einzige Überlebende der vor dem Schisma ernannten Kardinäle. Er starb 94-jährig 1423 auf der Burg Peníscola. Benedikt XIII. wurde damit der am längsten „amtierende“ der etwa 40 Gegenpäpste der Papstgeschichte.
Zwei Vereine plädieren für die Ehrenrettung Benedikts XIII.
Nun streben sowohl die Vereinigung „Amics del Papa Luna“ (Freunde des Luna-Papstes) aus Peníscola, wo Benedikt XIII. seine letzten Jahre verbrachte, als auch der Bürgermeister von Illueca, der Geburtsstadt von Pedro Martinez de Luna, die „Rehabilitierung“ des „letzten spanischen Papstes“ an: „Es ist nur gerecht, Benedikt XIII., dessen Papstkrone in Peníscola zu einer regelrechten Dornenkrone wurde, seine Würde zurückzugeben.“ Pedro Martinez de Luna als Gegenpapst zu bezeichnen, gehe nicht an. Die „Freunde des Luna-Papstes“ führen allerdings kaum stichhaltige kirchenrechtliche Argumente dafür an. Benedikt XIII. wurde mehrfach als Papst abgesetzt, sowohl auf dem Konzil von Pisa 1409 als auch in Konstanz 1414-1418 sowie auf dem nachfolgenden Konzil von Pavia-Siena 1423. Die „Freunde des Luna-Papa“ sprechen lediglich davon, dass die Absetzung „ein historischer Fehler“ gewesen sei, weswegen er nicht als Gegenpapst bezeichnet werden dürfte.
Dabei stützen sich seine Fürsprecher kaum auf juristische Gründe. Für sie stehen vielmehr Persönlichkeit und Lebensführung von Pedro Martinez de Luna im Mittelpunkt. Die „Freunde des Luna-Papstes“ unterstreichen, dass Pedro Martínez de Luna zu jeder Zeit ein ehrlicher und intelligenter Mensch mit tiefsten religiösen Überzeugungen gewesen sei. Benedikt XIII. habe als rechtgläubiger Papst seinem Gewissen entsprechend gehandelt.
Nicht aus politischen oder persönlich-selbstsüchtigen Motiven habe er sich bis zu seinem Tod geweigert abzutreten, sondern weil er fest an Gott geglaubt und die ihm anvertraute Sendung als „seine allerheiligste Pflicht“ angesehen habe. Benedikt XIII. sei deswegen ein „rechtmäßiger und treuer Sohn der Kirche“ gewesen, der sich für die Autorität des Papstes und gegen den Konziliarismus sowie für eine weitreichende Mitbestimmung der Bischöfe bei der Leitung der Kirche eingesetzt habe. Juan Bautista Simó, Vorsitzender der „Freunde des Luna-Papstes“ aus Peníscola, überbrachte dem Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Ladaria, eine umfangreiche Dokumentation. Simó zeigte sich sehr erfreut darüber, dass die Kongregation die Dokumente registriert habe: „Dies ist zwar lediglich ein erster Schritt. Soweit waren wir aber bislang nicht gekommen.“ Das Gespräch mit Kardinal Ladaria habe bei ihm „einen guten Eindruck“ hinterlassen.
Aus Benedikt XVI. würde im Fall der Anerkennung Benedikt XVII.
Für eine „Rehabilitierung“ Pedro de Lunas tritt ebenfalls Illuecas Bürgermeister Ignacio Herrero. Dieser wandte sich schriftlich an die fünf Bischöfe aus Aragonien, damit sie dieses Vorhaben unterstützen. José Javier Forcén, Rechtsanwalt aus Illueca, reiste in den Vatikan, um darüber mit dem Heiligen Vater zu sprechen. Die Audienz bei Papst Franziskus kam durch die Vermittlung Kardinal Ladarias zustande. Die beiden Vereine wollen auch zusammenarbeiten, damit „die Rechtmäßigkeit Benedikts XIII. als Papst der katholischen Kirche anerkannt wird. Die vom Konstanzer Konzil wegen Meineids, Erregung öffentlichen Ärgernisses in der Kirche, Ursache eines langen Schismas und Häretiker auferlegten kanonischen Strafen sollen aufgehoben werden“.
Dass die kanonischen Strafen nun aufgehoben werden, könnte eventuell möglich sein. Aber Juan Bautista Simó plädiert zusammen mit Josep Alanya, Archivar der Diözese Tortosa im Nordostspanien, für die Aufnahme von Benedikt XIII. in das offizielle Papstregister. Für die Anerkennung Pedro de Lunas als rechtmäßigen Papst sprechen wie bereits erwähnt jedoch kaum Argumente. Darüber hinaus müsste dann die Kirchengeschichte neu geschrieben werden. Denn: Einen Papst Benedikt XIII. gibt es bereits – 1724 nahm Pietro Francesco Orsini diesen Namen an. Sollte Pedro de Luna als Papst anerkannt werden, hätte dies für die weiteren Benedikt-Päpste Folgen. Dann wäre etwa Joseph Ratzinger dann nicht mehr Benedikt XVI., sondern Benedikt XVII.