Der Posten des Apostolischen Nuntius wird in diesen Tagen zum Synonym für das unblutige Martyrium. Seit Jahren mahnt Erzbischof Nikola Eterović in vollendeter diplomatischer Höflichkeit und pastoraler Klugheit die Vollversammlungen der deutschen Bischöfe, die Einheit der Kirche nicht aufs Spiel zu setzen. Das Eis des teutonischen Eigenwillens will allerdings nicht schmelzen.
Manche Hirten haben Angst vor den Synodalversammlungen
Es war nicht zu erwarten, dass Eterović in Fulda wortlos über den Skandal der vierten Synodalversammlung hinweggehen würde: Wenn die Mehrheit der deutschen Bischöfe auf Distanz zur überlieferten kirchlichen Lehre geht und es mit ihrem bischöflichen Treueversprechen nicht mehr genau nimmt, hat auch der Nuntius ein Problem. So geriet das Grußwort in diesem Jahr zur Nachhilfestunde in puncto Synodalität: Der Hinweis auf den Geist, der für das Leben der Kirche und somit auch für die Synodalität unverzichtbar sei, bot ein Kontrastprogramm zur vierten Synodalversammlung, in der das Hören auf die Stimme des Heiligen Geistes durch das stramme Organisieren von Mehrheiten weitgehend verdrängt wurde.
Noch deutlicher äußerte sich Erzbischof Eterović zum Stichwort Kollegialität. Dass es unter Bischöfen Kollegialität geben soll, stellt eine maximale Herausforderung für den Synodalen Weg in Deutschland dar, vor dessen Versammlungen mancher Hirte inzwischen begründete Angst hat. Und auch die von Eterović ausführlich geschilderten Gepflogenheiten römischer Synoden, in denen viel Zeit für das Gebet vorgesehen sind und geheime Abstimmungen üblich sind, konterkarieren das Geschehen in Frankfurt. Der Nuntius hat sich auf seine Weise mit der Minderheit der Bischöfe solidarisiert und zugleich jenen eine Nachhilfestunde erteilt, denen nicht bewusst ist, dass der Synodale Weg nichts mit jener Synodalität zu tun hat, von der Papst Franziskus spricht
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