Bischof Stefan Oster SDB sieht sich nach einem Bericht über die jüngste Sitzung des Ständigen Rats der Deutschen Bischofskonferenz zu einer Korrektur veranlasst. Wie die „Zeit“ am vergangenen Donnerstag meldete, soll er gemeinsam mit drei Amtsbrüdern den Vorschlag für eine „nationale Synode“ unterbreitet haben. Diese Darstellung wies Oster nun zurück. „Anders als die ,Zeit‘ schreibt, handelt es sich bei besagtem Text weder um ein ,brisantes Strategiepapier‘ noch um einen ,ungewöhnlichen Reformvorschlag‘“, erklärte der Passauer Bischof auf Anfrage der „Tagespost“. Das eingebrachte Papier sei vielmehr „eine Tischvorlage des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz als Diskussionsgrundlage für einen Tagesordnungspunkt“ gewesen. Solche Vorlagen gebe es „für fast jeden Tagesordnungspunkt der Konferenz“.
In der „Zeit“ hatte es geheißen, Oster habe gemeinsam mit den Bischöfen Peter Kohlgraf aus Mainz, Franz-Josef Overbeck aus Essen und Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer den „Vorschlag von Brisanz“ eingebracht. Im Kern sei es um die Etablierung einer „synodalen Veranstaltung“ gegangen, um die Suche nach Auswegen aus der gegenwärtigen Krisensituation „offen, transparent und partizipativ“ zu gestalten. Dieser Vorschlag habe sich jedoch „in der Runde nicht durchsetzen“ können, es habe noch nicht einmal eine Abstimmung gegeben.
Tatsächlich hatten die 27 deutschen Diözesanbischöfe im Ständigen Rat Ende Januar in Würzburg unter anderem über Konsequenzen aus der sogenannten MHG-Studie über sexuellen Missbrauch durch katholische Geistliche beraten. Oster bestätigte gegenüber der „Tagespost“, dass dabei auch besagtes Papier zur Sprache kam. Dieses dürfe jedoch noch nicht als konkreter Reformvorschlag verstanden werden, wie im Bericht der „Zeit“ suggeriert. Der Text sei „auch keine eigene Initiative von vier Bischöfen, sondern im vorangegangenen Ständigen Rat verabredet worden, um zunächst im kleineren Kreis ein mögliches Vorgehen zu erörtern“, so Oster.
Unter der Überschrift „Die gelähmte Konferenz“ hatte die „Zeit“ weiter berichtet, die Ablehnung des Papiers sei ein „Affront gegenüber den vier Autoren“, bei denen die Enttäuschung groß gewesen sein soll. Entsprechend hatte sich dazu der Mainzer Bischof Kohlgraf geäußert. „Natürlich bin ich enttäuscht“, sagte er auf die Frage nach dem Scheitern der Initiative. Anders äußerte sich nun Oster gegenüber dieser Zeitung. In seiner Stellungnahme betonte er den Vorlagencharakter des Papiers: „Naturgemäß deckt das Papier nicht alle im Gespräch eingebrachten Diskussionspunkte ab.“ Weiter wolle er sich zu den grundsätzlich nichtöffentlichen Beratungen des Ständigen Rats nicht äußern. Die Bischofskonferenz selbst hatte vor zwei Wochen als Ergebnis der Beratungen die Einrichtung von Arbeitsgruppen bekannt gegeben. Eine soll sich demnach „mit den Fragen nach der priesterlichen Lebensform, Macht und Partizipation sowie der Sexualmoral“ befassen. Dafür zuständig sind neben Wiesemann die Bischöfe von Osnabrück, Franz-Josef Bode, und Münster, Felix Genn. Bambergs Erzbischof Ludwig Schick solle weiter die „kirchliche Strafgerichtsbarkeit, das Prozessrecht und die Verwaltungsgerichtsbarkeit“ in den Blick nehmen. Eine weitere Arbeitsgruppe zur Zukunft der kirchlichen Verwaltung, Finanzverfassung und des Personalwesens solle demnächst unter Beteiligung von Laien gebildet werden.
Diese Ergebnisse würdigte auch Kohlgraf im Gespräch mit der „Zeit“. Während die Zeitung von erbittertem Streit unter den Oberhirten sprach, betonte der Mainzer Bischof deren Konsens: „Allen Bischöfen ist bewusst, dass wir als Kirche nicht so weitermachen können wie bisher.“ Man sei sich einig, dass sich die Kirche um neues Vertrauen bemühen müsse. „Differenzen gibt es nur über die Frage, wie das gehen soll.“
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